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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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niedergeschlagen. Delia mochte bereits irgendwo in der kregischen Atmosphäre schweben, ein hilfloses Opfer von Naturgewalten oder von Menschen und Halbmenschen aller Art. Vielleicht war sie abgestürzt und zerschellt. Sie mochte auch auf das Meer hinausgetrieben worden sein und dort jetzt verzweifelt verdursten – ich wußte es! Ich wußte es! Noch heute fällt es mir schwer, an meinen damaligen Gemütszustand zu denken.
    Großtante Shusha versuchte mich auf ihre geschickte Art zu trösten. Sie erzählte mir von der großen Vergangenheit der Strombors, und bei ihr fand ich etwas Erlösung von meiner Qual. Viele Mädchen und einige junge Männer ihrer Familie waren zu den Klans gegangen, die meisten, wie ich erfuhr, zum Klan der Felschraung.
    »Das ist der Klan«, sagte ich, »dessen Geschicke ich führe, als Zorcander und Vovetier, einschließlich der Longuelms.«
    Sie nickte mit leuchtenden Augen, und vermutlich wälzte sie bereits allerlei Pläne in ihrem schlauen Köpfchen.
    »Ich bin eine angeheiratete Eward. Die Ewards sind ein gutherziges Haus, und die Familie Wanek steht mir sehr nahe. Ich habe damals Waneks Onkel geheiratet. Aber die Ewards sind keine Strombors! Nur durch Verrat konnten wir besiegt werden. Ich meine, es ist Zeit, daß sich das Haus Strombor in Zenicce wieder bemerkbar macht.«
    »Und du wärst seine Führerin«, sagte ich, und in meiner Zuneigung hob ich den Arm und berührte ihre runzlige Hand. »Wenn es so kommt, wäre das genau das Richtige. Du wärst eine vorzügliche Führerin.«
    »Unsinn! Papperlapp!« Dann richteten sich ihre klaren Augen auf mich, der ich aus Sorge um Delia niedergeschlagen vor ihr stand. »Und wenn es so wäre, könnte ich Aufgaben delegieren, nicht wahr? Das wäre nach Gesetz und Sitte mein Recht.«
    »Varden«, sagte ich. »Er wäre der richtige Mann.«
    »Ja. Er wäre ein guter Anführer für ein Haus. Ich bin froh, daß du ein Freund meines Großneffen bist. Er braucht Freunde.«
    Ich dachte an das Noble Haus von Esztercari und an einen bestimmten mannshohen Porzellankrug im Pandahemstil, der in einem Korridor zwischen den Sklavenquartieren und den Palastsälen stand, und ich seufzte. Natema und Varden hätten ein herrliches Paar abgegeben. Ich hatte dort für Natema gegen die Chulikwächter gekämpft, und Varden hätte an meiner Stelle dasselbe getan.
    Aber Varden hatte etwas anderes im Sinn. Wir standen an einem gewaltigen Verandafenster, von dem aus man eine Innenstraße der Enklave überschauen konnte. Dort unten herrschte das lebhafte Treiben des morgendlichen Marktes. Sklaven kauften ein, Nahrungsmittel, Kleidung, Getränke; die Schreie der Straßenverkäufer und der Lastesel und das Vogelgezwitscher und Grunzen der Vosks klang zu uns herauf. Varden versuchte mehrfach das Gespräch auf das Thema zu bringen, und ich mußte ihn schließlich direkt dazu auffordern.
    »Ich weiß, daß du für Natema gekämpft hast«, sagte er. »Delia hat es mir erzählt. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, daß du ihr das Leben gerettet hast.«
    Ich breitete die Arme aus. Wenn das alles war! Aber er sprach weiter.
    »Delia sagte mir außerdem – und wie herrlich sie anzuschauen ist, wenn sie sich aufregt –, daß du Natema liebst.« Varden sprach hastig weiter, ohne sich um mein Zusammenzucken und den Ausdruck der Wut zu kümmern, der sich auf meinem Gesicht zusammenbraute. »Ich glaube, das war der eigentliche Grund, warum sie uns verlassen hat. Sie wußte, daß sie dir gleichgültig war, daß sie eine Last für dich war, denn sie erzählte mir davon. Und sie war den Tränen nahe. Ich weiß nicht, ob ich ihr glauben kann, denn nach meinen Beobachtungen hatte ich angenommen, du liebst Delia und nicht Natema.«
    Mühsam brachte ich heraus: »Warum sollte Delia mich verlassen wollen, nur weil ich sie nicht liebe, Varden?«
    Er blickte mich erstaunt an.
    »Na, Mann, weil sie dich liebt! Das weißt du doch! Sie hat es auf so vielfältige Art gezeigt – mit dem Lingpelz, dem roten Lendenschurz, mit ihrer Weigerung, Natemas Juwelen zu nehmen – und mit der Art und Weise, wie sie dich ansah. Beim Großen Zim, du willst doch nicht etwa sagen, daß du keine Ahnung gehabt hast!«
    Wie kann ich beschreiben, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte! Alles verloren, und nachdem es zu spät war, gesagt zu kriegen, daß ich nur hätte zugreifen müssen, daß ich aber mein Schicksal fortgeworfen hatte!
    Ich eilte aus dem sonnendurchfluteten Zimmer, suchte mir eine dunkle Ecke

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