Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
nicht, Dray Prescot.« Sie drückte mir die Hand. »Es wird allerdings ein wenig seltsam aussehen, eine alte Frau wie ich, die ohne Sklaven durchs Leben geht.«
Ich blickte sie an, wie sie da auf ihrem großen Thron saß. »Dame von Strombor«, sagte ich ernst. »Du wirst nie ohne Sklaven zu deinen Füßen sein.«
»Du schmeichlerischer Chunkrah, du! Verschwinde!« Aber sie freute sich. Wieder brandete Jubel auf, und ich starrte in die Menge.
Ein Mann in schwarzer und silberner Kleidung unterhielt sich mit Varden, der eben auf die Plattform hatte springen wollen, um mir zu gratulieren – wie es nun die anderen taten, Hap Loder allen anderen voran. Varden, der noch immer Natema im Arm hielt, packte plötzlich den Mann an den Silberschnüren seiner Livree und zog ihn heran. Sofort war mein Interesse geweckt. Der Fremde hatte abrupt aufgehört zu lachen und wurde nun von Varden zurückgestoßen, der wütend die Treppe heraufstürzte. Shusha sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen. Er eilte direkt auf mich zu.
Ich stand auf und streckte ihm lächelnd beide Hände entgegen.
»Du wußtest Bescheid, Varden, mein Freund?«
»Ja, ja – Dray! Hanam von Reinman hat mir gerade etwas erzählt. Er freute sich über unser Glück, daß Prinz Pracek von Ponthieu nicht in den Kampf eingegriffen hat und daß seine Familie uns deshalb nicht abzuschirmen brauchte – der Prinz feiert heute seine Hochzeit.«
»Ich habe davon gehört«, sagte ich, überrascht von seinem erregten und nervösen Benehmen. »Er heiratet eine Prinzessin aus Vallia, nicht wahr?«
»Eine großartige Verbindung«, warf Wanek mit einem seltsamen Blick auf Natema ein. Wahrscheinlich wünschte er sich, Varden hätte eine solche Partie gemacht, eine Heirat, die ihm eine ganze Insel samt Regierung, eine unbesiegbare Flotte und wertvolle Handelskontakte eingebracht hätte – außerdem eine Flugbootflotte, wie sie selten außerhalb Havilfars anzutreffen ist.
»Wirklich eine große Partie, Dray Prescot!« entfuhr es Prinz Varden. »Eine Partie, wie sie einem Jikai nicht schlecht zu Gesicht stünde! Du mußt wissen, Dray Prescot, daß Prinz Pracek die Prinzessin Delia aus Vallia heiratet.«
20
Nun gibt es nicht mehr viel zu berichten.
Es gibt nicht mehr viel zu berichten über meinen zweiten Aufenthalt auf dem Planeten Kregen unter Antares.
Ehre, Ruhm, die Farben des Stolzes, das Bokkertu, die Verträge, die unterzeichnet und besiegelt worden waren – dies alles war mir mit einem Schlag gleichgültig. Meine wilden Klansleute würden mir notfalls auch über die Ebenen des Nebels folgen. Mit meinem herrlichen Rapier, in meinem schlachterprobten roten Umhang, der im Schein der Zwillingssonne brannte, und mit meinen Klansleuten im Rücken besuchte ich die Hochzeit des Prinzen Pracek und seiner exotischen Braut.
Die Enklave der Ponthieus war nur durch einen Kanal von unserem Anwesen getrennt – dort mochte es in Zukunft Ärger geben. Vielleicht mußte ich den ganzen Komplex erobern oder dem Erdboden gleichmachen. An jenem Tag, der so lange zurückliegt, stürmten meine Männer in Gleitern, Ruderbooten und Barken über den Kanal. Ganz und gar unfeierlich drangen wir in den Palast ein, der in Purpur und Gelb und mit Blumen geschmückt war und dessen Korridore angenehm parfümiert dufteten. Musik erfüllte die Räume. An der Spitze meiner Männer drang ich in den Großen Saal der Ponthieus ein, und eine Wache aus Ochs und Rapas und Chuliks ergab sich sofort unserer gewaltigen Übermacht. Wir mußten einen grimmigen, schrecklichen Anblick geboten haben, denn die Frauen wichen vor uns zurück, und die Männer in Gelb und Purpur griffen nur zögernd nach ihren Rapieren und wagten mich nicht anzusehen, als ich durch den Mittelgang schritt. Gloag, Hap Loder, Rov Kovno, Ark Atvar – und Prinz Varden – folgten mir, hielten aber Abstand und beobachteten mich stumm.
So plötzlich und gewaltsam war unser Eindringen gewesen, daß niemand uns aufhalten konnte. Der erste Ponthieu, der nach seiner Armbrust oder seinem Rapier gegriffen hätte, wäre sofort von einem Dutzend Pfeilen durchbohrt gewesen. Ich blieb vor der großen Plattform stehen; im gleichen Augenblick stockte die Musik.
Stille senkte sich über den Großen Saal – wie zuvor schon über den Saal der Strombors – über meinem Großen Saal – vor wenigen Minuten, wie mir scheinen wollte, als Shusha mein Erbe verkündete.
Prinz Pracek stand da mit seinem schiefen, bleichen Gesicht, die Hand
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