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Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Titel: Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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hindurch Bankgefährten gewesen – und ich zählte die Tage nicht mehr. Auf dem Binnenmeer, dem Auge der Welt, ist der Schiffsverkehr auch für Galeeren fast das ganze Jahr über möglich.
    Zorg schob die größere Zwiebel in den Mund. Ich sah ihn an. Wir verstanden uns. Er betrachtete mich mit einem Ausdruck, der einem beruhigenden Lächeln so nahe kam, wie das bei einem Galeerensklaven überhaupt möglich ist. Er begann zuzubeißen.
    Er arbeitete sich mit den Zähnen säuberlich durch die Zwiebel und teilte die Knolle in zwei nicht ganz gleiche Teile. Ohne zu zögern, reichte er mir den größeren.
    Ich nahm ihn und gab ihm die kleinere Zwiebel.
    »Wenn dir meine Freundschaft am Herzen liegt, Zorg aus Felteraz«, sagte ich mit unbeabsichtigter Heftigkeit, »dann ißt du diese Zwiebel. Ohne Widerrede!«
    »Aber, Schreiber ...«, grinste er erstaunt.
    »Iß!«
    Ich kann nicht sagen, daß es mir Spaß machte, einen Teil meiner Ration abzugeben, doch Zorg war eindeutig geschwächt. Und das mutete mich seltsam an, denn es ist allgemein bekannt, daß nur ein Mann, der die ersten Wochen auf der Ruderbank übersteht, eine echte Überlebenschance hat; sobald er sich dem Leben des Galeerensklaven angepaßt hat, vermag er unvorstellbare Entbehrungen und Härten zu ertragen. Zorg hatte die ersten schrecklichen Wochen gut überstanden – Wochen, in denen täglich Männer zu Tode gepeitscht und kurzerhand über Bord geworfen worden waren, in denen die Hände der Sklaven blutrot und zerfetzt an den Rudern lagen, in denen die Fußgelenke zu schmerzen und zu bluten begannen, wenn die Ketten das Fleisch allmählich bis auf die Knochen abschabten.
    Die Schrecknisse eines solchen Daseins sind theoretisch gut bekannt. Hier an Bord lernte ich sie aus erster Hand kennen.
    Zorg verzog das Gesicht zu der seltsamen Grimasse, die bei einem Galeerensklaven als Lächeln gilt, und zerdrückte automatisch eine Laus, die über seine wettergegerbte und salzverkrustete Haut lief. Die groben Strohsäcke, auf denen wir saßen, wimmelten vor Ungeziefer. Wir verfluchten die Läuse und die anderen blutsaugenden Parasiten, von denen es auf Kregen eher noch mehr Arten gab als auf der Erde, doch wir ertrugen sie, denn wir wußten den Vorteil der Strohsäcke mit der dünnen Ponshofellauflage zu schätzen. Die Vorstellung, daß Sklaven wie wir zu viert an einem Ruder arbeiteten und sich voll ins Zeug legen mußten, ohne einen Polsterschutz auf der Bank zu haben, ist lächerlich. Unsere Kehrseiten wären innerhalb von drei Burs durchgerieben gewesen – das sahen sogar die grausamen Rudermeister Magdags ein. Die Ponshofelle, die auf den Strohsäcken lagen und die bis zu den Planken hinabreichten, waren uns keineswegs aus Nächstenliebe gegeben worden, sondern weil ohne sie die Galeere nicht gerudert werden konnte.
    Ich muß zugeben, daß ich mich langsam an die Gerüche gewöhnt hatte – jedenfalls beinahe.
    Das Leben an Bord eines Zweideckers, der Blockadedienst versah, verschaffte einem eine besondere Ration an Unbequemlichkeit, Feuchtigkeit, Gestank und knappen Rationen. Dabei genoß ich noch Vorteile, über die Zorg, obwohl er ein kräftiger Mann war und als Galeerenkapitän gedient hatte, nicht verfügte.
    Und jetzt wirkte sein Gesicht seltsam eingefallen, was mich beunruhigte.
    Nath, der neben mir am Ruder saß, rülpste und legte den Kopf schräg.
    »Der Wind schlägt um«, verkündete er.
    Das war eine schlechte Nachricht für Zorg und Zolta, dem vierten Mann an unserem Ruder. Als erfahrener Seemann hatte ich die Windveränderung schon seit etwa zehn Murs gespürt, doch hatte ich die schlimme Neuigkeit für mich behalten wollen, bis Zorg aufgegessen hatte.
    Und in dem Moment schrillten auch schon die Silberpfeifen.
    Der Rudermeister bezog in seiner Kabine Stellung, die sich in der Mitte des Poopdecks befand. Die Peitschendeldars liefen über den Mittelgang, bereit, auf die nackten Rücken der Sklaven einzuschlagen, wenn sie bei der Vorbereitung zu langsam waren. Unsere Gruppe war nicht zu langsam. Weitere Pfeifen schrillten. Eine Gruppe Seeleute kümmerte sich um das Segel, das nun gebraßt wurde. Die Matrosen waren ein unansehnlicher Haufen, und ich vergnügte mich bei dem Gedanken, was meine Navy-Offiziere mit diesen Lahmärschen an Bord einer Fregatte oder eines 74-Kanonen-Schiffs angestellt hätten. Behäbig im Wind flatternd und schlagend kam das Segel herab. Als es endlich festgezurrt war, saßen wir alle längst startbereit auf unseren

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