Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
Namen, den ich noch nie gehört hatte, und ich wußte, daß er nicht mehr bei uns war an Bord dieser stinkenden magdagschen Galeere – er war weit entfernt – im Delirium, aber nicht mehr bei uns. »Mayfwy«, sagte er und schluchzte noch einmal lang gedehnt: »Mayfwy!«
Gleich mußten die Peitschendeldars auf ihn aufmerksam werden. Nath, Zolta und ich ruderten mit aller Kraft und mußten dabei noch das tote Gewicht Zorgs mitbewegen, der in den Rudern hing. Schweiß lief uns über die nackten Körper. Im nächsten Augenblick fiel Zorg der grüne konische Strohhut vom Kopf und rollte zu Boden. Zorgs kahler Kopf fiel sofort auf.
Der Peitschendeldar hieb zu. Zielsicher traf die Peitschenschnur den Rücken meines Freundes. Die alte Schlange sprach zu ihm.
Zorgs gebräunte Haut brach auf, und Blut strömte heraus und begann zu spritzen, als die Peitsche noch ein zweites- und drittesmal zubiß. Ich, der neben ihm saß, bekam die Blutstropfen meines Freundes ab, als der Deldar aus Magdag ihn vollends zu Tode peitschte.
»Weiterrudern!« brüllte der Mann. »Zieh durch!«
Aber Zorg aus Felteraz hatte sein Schicksal überwunden – in diesem Leben und auf dieser Welt Kregen unter Antares würde er kein Ruder mehr anfassen.
Große Verwirrung entstand, als der tote Sklave aus den Ketten genommen wurde. Man holte einen der Ruderer, die gerade in einem kleinen Raum unter Deck angekettet waren – ein Luxus, den wir alle der Reihe nach genießen durften. Doch dieses Durcheinander war nichts im Vergleich zu dem Chaos, das auf dem Poopdeck herrschte. Als der Körper meines Freundes nackt und schlaff und mit bluttriefendem Rücken von unserer Bank gezogen und angehoben wurde, um über Bord geworfen zu werden, liefen mit Pfeil und Bogen bewaffnete Soldaten zum Heck. Andere bemannten die Schleudern, und die Seeleute machten ihre Stutzsäbel bereit. Das Durcheinander mißfiel mir, der ich auf einem Schiff des Königs ausgebildet worden war, doch ich mußte mich ganz auf das Rudern konzentrieren. Zieh, zieh, zieh – auf immer und ewig. Auf einen schrillen Befehl vom Poopdeck erhöhte der Trommeldeldar erneut die Geschwindigkeit.
Ich bekam nicht mit, wie Zorg dem Meer überantwortet wurde. Ich sah das Aufklatschen seines mißhandelten Körpers nicht, als er aus dem Blickfeld der Sterblichen verschwand. Soweit ich wußte, glaubte er, daß er nach dem Tode zu Zim auffahren würde, um ruhmvoll zur Rechten Zairs zu sitzen. Ein Selbstmord führt nicht zu solcher Errettung, sonst hätte mancher Galeerensklave diese Abkürzung ins Paradies gewählt.
Wie ich annehme, handelte ich rein instinktiv, aus Haß, aus Lust am Töten. Meine Wut auf die magdagschen Wölfe war ungeheuer. Und zugleich war ich ein ausgebildeter Seemann, geübt im Umgang mit Schiffen, in der Ausnutzung von Wind und Wetter, und ich wußte, daß mächtigere Wölfe als die aus Magdag der Grodnos Gnade auf den Fersen waren.
Und so handelte ich in den folgenden Minuten mehr instinktiv als bewußt.
Als mir Zorg fortgenommen wurde, als seine Ketten fielen, verwandte ich meine ganze Kraft darauf, das letzte Stück des Kettenglieds zu durchbrechen, das ich noch nicht durchgeschabt hatte. Ich stemmte mich mit solcher Gewalt hoch, daß der Ruderbaum gegen den Rahmen knallte. Nath und Zolta sahen mich mit starren Gesichtern an, ihre Körper und Arme führten die Ruderbewegungen fort, die ihren Muskeln zur zweiten Natur geworden waren.
Ich fühlte mich seltsam steif. Muskeln, die stundenlang nur eine Folge von Bewegungen durchgeführt haben, gehorchen nur schwerfällig den neuen Kommandos meines Körpers. Der Peitschendeldar hörte das Krachen des Ruders gegen den Rahmen und rannte herbei, die Peitsche hoch erhoben, das Gesicht bösartig verzogen. Ich packte die Peitsche mit der Linken, zerrte den Mann daran heran und legte ihm die Rechte um den Hals. Dann warf ich ihn zwischen die Rudersklaven.
Nun war ich auf dem Mittelgang.
Nur wenige Sekunden waren vergangen. Ich hatte einmal gesehen, wie sich ein Sklave von seiner Kette befreit hatte. Er hatte über Bord springen wollen, doch die Seeleute hatten ihn erwischt, so daß ihm der Peitschendeldar in Ruhe mit der alten Schlange zusprechen konnte.
Ich trat zur Seite, bewegte mich über den emporstarrenden Gesichtern der Sklaven. Vier Soldaten in Kettenhemden rannten mit gezogenen Schwertern über den Mittelgang auf mich zu. Mein seitliches Manöver überzeugte sie, daß ich ins Wasser springen wollte, und sie zögerten –
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