Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
Bonus gewesen. Tharu fügte sich in das Unvermeidliche und war einverstanden, nach Magdag zu reisen. Ohne Flugboot war die Reise über die Stratemsk und durch die dahinterliegenden feindlichen Gebiete zum Hafen Tavetus unmöglich. Also mußten wir mit nach Magdag reisen und dort auf ein Schiff aus Vallia warten, das in Kürze fällig war, wie Tharu mir sagte.
Ich hatte den Eindruck, daß Tharu ziemlich froh war, nicht wieder über die Stratemsk und den weiten feindlichen Landstrich fliegen zu müssen. Diese Erkenntnis ließ mich erzittern. Welche Mühsal hatte Delia ihren Untergebenen aufgezwungen, um mich zu finden! Sie hatte mich nicht vergessen und liebte mich noch immer! Ich hatte sie so sehr enttäuscht, doch sie hatte mich nicht vergessen.
Wenn die ärztliche Wissenschaft auch weitaus fortgeschrittener war als alles, was ich zu meiner Zeit auf der Erde erlebt hatte, tat man doch gut daran, um die Ärzte Kregens einen weiten Bogen zu machen. Sie liegen mit ihren Errungenschaften doch noch weit hinter den neuesten irdischen Entwicklungen zurück – beispielsweise in der Frage der Herztransplantationen. Allerdings arbeiteten sie viel mit Kräuterdrogen, die anscheinend wundersame Heilungen bewirkten, und die Chirurgen hatten Akupunkturtechniken entwickelt, die ich großartig fand. Es kam oft vor, daß ein Patient, dem man den Kopf oder den Leib aufgeschnitten hatte, Palines kaute und sich lebhaft mit dem Arzt unterhielt.
Dennoch hatte ich nicht den geringsten Wunsch, mich mit einem kregischen Arzt einzulassen, als ich mich etwas fiebrig zu fühlen begann. Offenbar begann mir der intensive Wunsch, nach Vallia zu reisen, in den Kopf zu steigen. Seit meinem Bad im heiligen Taufbecken des Zeph-Flusses war ich noch keinen Tag krank gewesen und wollte es auch jetzt nicht werden.
Die Ankunft in Magdag war, wie Sie sich vorstellen können, ein unangenehmes Erlebnis für mich, einen ehemaligen magdagschen Galeerensklaven.
Magdag ragte in seiner architektonischen Gigantomanie in den hellen Himmel auf. Möwen kreischten, und Flaggen und Banner bewegten sich in der Brise. Die Doppelsonne warf ihr intensives Mischlicht auf das glatte Hafenwasser. Die Lady von Garles glitt an den Hafenforts mit ihren zahlreichen Varters vorbei und erreichte den zweiten Schutzwall und ein inneres Becken – einen der zahlreichen Magdag-Häfen, die ich noch nie gesehen hatte.
Vallia unterhielt keine Konsulate in den Städten des Binnenmeers, wohl um nicht in die Politik dieser Region verwickelt zu werden. Die Vallianer sind schließlich in erster Linie eine Handelsnation. Tharu vermochte dennoch schnell eine Unterkunft für uns zu besorgen – in einem Palast, der mir sehr luxuriös vorkam.
Sein Kommentar war frostig: »Du bewegst dich jetzt in Kreisen, die die Grenzen deiner gewohnten Welt sprengen. Ich bin ein Kov von Vallia – wie du auch, bei meinen Sünden –, und wir erwarten einen gewissen Lebensstil. Etwas anderes wäre undenkbar, und dieser Palast genügt nur knapp unseren Ansprüchen, wie ich Glycas auch schon gesagt habe.«
»Glycas?«
Wir magdagschen Sklaven kannten uns in der Oberschicht des Landes nicht so gut aus.
»Ein sehr mächtiger Mann, ein Mann, der das Vertrauen des Königs genießt. Wir haben diesen Palast von ihm gemietet ...« Wenn er nun hatte sagen wollen, daß ich mich vorsehen sollte, damit die Einrichtung nicht beschädigt wurde, so überlegte er es sich anders.
Vomanus hatte mit erleichtertem Aufseufzen seinen Umhang abgenommen und trug nun außer seinen Hosen und den schwarzen Stiefeln nur ein weißes Hemd mit zahllosen Rüschen. »Ein ganz annehmbarer Ort, Tharu«, sagte er.
Der ältere Mann starrte ihn düster an, ging jedoch nicht weiter auf das Thema ein.
Wir hatten es alle sehr eilig, Magdag zu verlassen und nach Vallia zurückzukehren, und bald traf die Nachricht ein, daß ein vallianisches Schiff angekündigt war. Vermutlich hatten die Todalpheme von Akhram ihre Hand mit im Spiel.
Wir verbrachten die Zeit mit Spaziergängen durch die Stadt und besuchten am Abend die Tavernen, sahen den Tanzmädchen zu und verschiedenen Spielen. Die Tänzerinnen waren Sklavinnen und trugen außer ihren Glöckchen kaum ein Kleidungsstück. Sie hatten wenig Ähnlichkeit mit den Mädchen, die fröhlich in den Wagenlagern meiner Klansleute für uns tanzten.
Mich bedrückte die Schmach der Sklaverei, und mir gefiel das alles nicht.
Die Zimmerflucht, die man mir im Palast des Glycas zugeteilt hatte, benutzte ich
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