Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
gewöhnlich, häßlich und unangenehm. Männer aus Loh waren normalerweise als Söldner gern gesehen, denn ihre Geschicklichkeit als Bogenschützen war auf ganz Kregen berühmt. Seg war aus dem Westen zum Binnenmeer gekommen; er war durch den Großen Kanal und den Damm der Tage gereist. Die Begegnung mit diesem kolossalen Bauwerk hatte er mir voraus. Allerdings sagte ich nichts darüber, denn er hätte zu viele Fragen gestellt. Seine Söldnerkarriere war von der üblichen Routine und monotonen Langeweile bestimmt; als Pattelonia schließlich von einer vereinten Streitmacht proconischer Städte angegriffen wurde, die sich in Magdag Unterstützung geholt hatten, war er gefangengenommen und als Sklave verkauft worden.
»Pattelonia ist also gefallen«, sagte ich.
»Mag sein. Ich habe davon läuten hören, daß uns Sanurkazz helfen wollte, doch dann stürzte ich in das verdammte Dornenloch und wurde von einem der diabolischen Oberherren erwischt, ehe mir dieser Einsatz noch helfen konnte.«
Ich schnalzte mitfühlend mit der Zunge.
»Ich habe Freunde in Pattelonia, Seg, obwohl ich noch nie dort gewesen bin. Anschließend kehren wir nach Vallia zurück.« Diese Äußerung war nicht ganz richtig. Ich konnte gar nicht nach Vallia zurückkehren, weil ich noch nie dort gewesen war; doch wie ich Kov Tharu von Vindelka schon gesagt hatte, sah ich Vallia trotz seines furchteinflößenden Rufs als eine Art Heimat an – einfach weil meine Delia dort lebte.
»Vallia?« Seg trank noch einen Schluck Wein, und seine Gestalt war ein dunkler Schatten im Sternenlicht. »Ich hatte eine Passage auf einem Schiff aus Pandahem gebucht. Der Vallianer war mir zu teuer. Aber ich kenne die Vallianer – sie haben einen großen, befestigten Stützpunkt an der nördlichsten Spitze von Erthyrdrin. Mein Volk hat oft gegen sie gekämpft.«
»Du magst die Vallianer nicht?«
Er lachte. »Das ist lange her. Seit Walfarg wie eine verfaulte Samphron auseinanderfiel, sind die Vallianer spürbar freundlicher geworden, und jetzt dulden wir ihren Stützpunkt, der zu einer ziemlich großen Stadt angewachsen ist. Wir treiben viel Handel mit ihnen. Im Grunde sind die Vallianer eine Nation von Kaufleuten.«
Den Namen Walfarg hatte ich hier und dort schon gehört. Es handelte sich um ein riesiges Reich, das schließlich zerfallen war. Es hatte seinen Mittelpunkt in Walfarg gehabt, einem Bezirk Lohs, und manche Geschichten aus Loh kreisten um den verblaßten Ruhm dieses Reiches. Es gibt viele Länder auf den Kontinenten und Inseln Kregens; soviel ich weiß, kann nur Vallia von sich behaupten, daß seine Landmasse einer einzigen Regierung unterstellt ist.
Und diese Behauptung sollte noch einen hohen Preis fordern, wie Sie später hören werden.
»Dann bist du also für Pattelonia?«
»Es ist schade, Dray Prescot, daß dich deine Freunde nicht in der Nähe des Damms der Tage erwarten können. Von Pattelonia müssen wir noch – naja, die Entfernungen weiß ich nicht genau – etwa fünfhundert Dwaburs zurücklegen, bis wir den äußeren Ozean erreichen. An der zerklüfteten Küste entlang nach Donengil, dann mit dem Zimstrom in die Cyphrische See – erst dann liegt Erthyrdrin vor uns!«
Ich wollte Seg seine Illusionen noch nicht rauben.
Mit einer gewissen Schärfe fragte er: »Du bist doch nicht etwa ein Vallianer?«
Die Vallianer sind zumeist braunhaarig wie ich. Ich hatte mich in Magdag erfolgreich als Kov Drak ausgegeben und als solcher die Rolle eines vallianischen Herzogs gespielt. Seg Segutorio wollte ich jedoch nicht unnötig belügen.
»Ich bin Dray Prescot von Strombor«, sagte ich.
»Das hast du mir schon gesagt. Aber ... Strombor. Wo liegt das?«
Natürlich – was jetzt die Enklave Strombor war, hatte zuvor als Besitz der Esztercaris gegolten.
»Strombor liegt in Zenicce, mein Freund ...«
»Ah! Du bist also ein Segesther – nun, selbst das ist mir nicht ganz klar. Für mich bist du ein Fremder, und ich weiß, was ich weiß.«
»Was weißt du, Seg?«
Aber er wollte mir nicht antworten. Eine Art sechster Sinn, wie ihn manche Bergvölker besitzen, mußte ihn wachgerüttelt haben; doch daß ich von einem vierhundert Lichtjahre entfernten Planeten stammte, ahnte er bestimmt nicht!
Über uns waren jetzt wieder die Sterne zu sehen. Die Doppelmonde Kregens – zwei Monde, die sich gegenseitig umkreisten – stiegen über den Horizont, und in ihrem rosafarbenen Licht, das bald durch zwei weitere Monde verstärkt wurde, sah ich, daß Seg mich
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