Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
nur Probleme bereiten.
»Bring sie nicht um, Seg!« rief ich, als ich den Deldar mit dem Knauf zu Boden stieß und meine Klinge einem anderen flach vor den Bauch drosch, daß ihm die Luft wegblieb.
Seg keuchte und fluchte. Er schulterte seinen Langbogen wieder und stürzte sich mit dem Langschwert in den Kampf. Unser Angriff kam so überraschend und war so kraftvoll, daß die Wächter praktisch wehrlos niedergeschlagen wurden. Nur zwei vermochten ihre Stahlspeere zu heben, und wir durchtrennten die Speerschäfte mit unseren Klingen und schickten die Männer ebenfalls zu Boden.
»Ich mache doch noch einen Schwertkämpfer aus dir, Seg!« sagte ich. Der schnelle Kampf hatte mein träges Blut belebt.
Doch Seg hatte bereits Thelda in die Arme geschlossen, drückte ihren nackten Körper an sich und flüsterte ihr unverständliche Worte ins Ohr.
»O Dray!« rief Thelda. »Ich wußte, daß du kommen würdest! Ich wußte, daß du mich retten würdest!«
»Danke Seg dafür«, sagte ich mit einer Heftigkeit, die ich nicht zu spielen brauchte.
»Aber Dray ...« Sie löste sich von Seg und stand mit ausgebreiteten Armen und gerötetem Gesicht schweratmend vor mir. »Diese Lilah ... diese Königin ... ist ein weiblicher Cramph! Ich hasse sie! Aber du, Dray ... du hast mich gerettet!«
Ich wich Segs Blick aus.
»Wir müssen sofort hier raus. Ehe die Schläfer wieder zu sich kommen«, sagte er kurzangebunden.
»Zieh was an, Thelda«, sagte ich. »Seg und du – ihr müßt hier verschwinden.« Ich nahm dem Deldar der Wächter ein kostbar besticktes Tuch ab und reichte es ihr. »Leg dir den Stoff um. Ihr schafft es bis nach draußen; ihr kennt den Weg ...«
»Dray! Kommst du denn nicht mit?«
»Ich habe etwas mit Lilah zu besprechen.«
Thelda wich zurück, als hätte ich ihr eine Ohrfeige versetzt.
»Du – Dray – du und die Königin? Nein! «
Trotz ihrer Worte war Thelda, die Lady aus Vallia, irgendwie verändert. Sie hatte ihren Schwung verloren. Ich dachte an ihre Schreie, als die Wächter sie fortzerrten. In diesem Augenblick hatte sie sich dem Tode nahe geglaubt, und ein düsterer Schatten dieser Erinnerung würde sie für den Rest ihres Lebens begleiten.
»Nicht Lilah und ich, Thelda – so nicht. Aber sie hat neue Informationen über Umgar Stro – die ich in Erfahrung bringen muß.«
»Wenn du zur Königin gehst«, sagte Seg, »bleibe ich an deiner Seite.«
»Seg ...«
»Und ich?« kreischte Thelda.
»Ich glaube nicht, daß die Königin dir etwas antut, wenn Dray für uns alle eintritt.«
Segs Worte, so ruhig und sicher gesprochen, beeindruckten und überzeugten mich.
»Ich habe Angst ...« Und das sah man Thelda an.
Ich verließ den Raum und wandte mich zur Treppe. »Die Königin wird mich anhören«, sagte ich. »Gehen wir.«
Auf unserem Weg zum Ratszimmer der Königin trat uns niemand entgegen.
Es kommt mir heute seltsam vor, daß ich nur undeutliche Erinnerungen an dieses Ratszimmer habe. Oh, es war riesig und voller massiver hiclantungischer Pfeiler mit Risslaca- und Schlangendarstellungen und mit Statuen, die Corths nachgebildet waren; der Saal war bunt und hellerleuchtet und voller Menschen – doch ich erinnere mich nur an die große, rotgekleidete Gestalt Lilahs mit ihrer juwelenblitzenden, roten Frisur, den dunklen Augen, den steilen Augenbrauenbögen, den Schatten unter den Wangenknochen und dem kleinen, harten und doch sinnlichen Mund.
»Du bist also zu mir zurückgekehrt, Dray Prescot!«
Ich mußte daran denken, wie sie vor mir auf dem Boden gelegen und mir einen Platz auf ihrem Thron angeboten hatte. Sie hob stolz den Kopf, als ahnte sie meine Gedanken.
»Wenn Sie Nachrichten von Umgar Stro haben, o Königin, dann sagen Sie mir, an welchem Ort ich seinen Hals zwischen die Hände nehmen und zudrücken kann!«
»Langsam, langsam, Lord Strombor! Die Auskunft ist nicht sicher. Die Kundschafter haben Vermutungen; wir erwarten noch eine Bestätigung.«
»Sagen Sie mir, wo er sein soll – dann bestätige ich ...«
»Nicht so hastig.« Lilah wandte sich Thelda zu. Wächter umringten uns mit schimmernden Lanzenspitzen. Seg hielt den Bogen in der linken Hand – zog mit der anderen einen Pfeil aus dem Köcher und setzte ihn auf die Sehne. Ich wußte, daß er den Pfeil durch das Herz der Königin schicken konnte, ehe einer der Wächter an ihn herankam. »Nicht so schnell. Was macht diese ... Frau ... bei euch?« Ich starrte Lilah herausfordernd an.
»Sie hat mit diesen Dingen nichts zu
Weitere Kostenlose Bücher