Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
beraten!«
Als Orpus zur Seite trat, um die Königin mit festem Schritt ihrer entblößten Beine an sich vorbeigehen zu lassen, verneigten sich die Wächter. Sie kamen in den Raum, und ihr Deldar stieß Thelda mit der Speerspitze an, die aus Stahl bestand, wie es sich für einen Speerträger der königlichen Garde geziemte.
»Los, mein Schatz. Hübsche Spielgefährtinnen wie dich brauchen wir immer!«
Sie umringten Thelda und zerrten sie fort, und sie stimmte ein jämmerliches Geschrei an.
Seg legte die Hand an die Geheimtür, doch es war mein Fuß, der uns den Weg freitrat.
Gemeinsam stürmten wir in die leere Kammer, die Schwerter in den Händen, Schulter an Schulter eilten wir auf die Tür zu.
15
Auf dem Weg zur Tür nahm ich mir mit der linken Hand einige Palines aus der Schale. Sofort tropfte mir der Saft von den Fingern.
»Hier hast du etwas zum Kauen, Seg ...«
»Keine Zeit, Dray! Ahnst du denn nicht, was man Thelda antun will?«
Ich hielt ihm die Palines hin. »Nimm schon, Seg! Du brauchst sie!«
Ich grinste ihn an. Mit wildem Fluch drängte er sich an mir vorbei, nahm einige Palines und stopfte sie sich in den Mund. Erst jetzt lief ich zur Tür.
Die Wächter hatten die erste Korridorbiegung erreicht. Wir eilten lautlos auf die Ecke zu. Ich verharrte hinter der Alabasterstatue eines Risslaca, der einen Leem packt, und blickte um die Biegung. Seg hüpfte ungeduldig von einem Bein aufs andere. Die Wächter führten Thelda im Eilschritt ab, gewiß von freudiger Erwartung erfüllt. Einige andere Sklaven und Funktionäre wanderten durch den Gang, der sich hier verbreiterte und in der Mitte von einer Reihe breiter Säulen gegliedert wurde. Ich kannte den Palast gut genug, um eine ungefähre Vorstellung von seinem Grundriß zu haben; im Gegensatz zu den meisten anderen kregischen Palästen, die ich kannte, hatte sich dieses Gebäude, das in der Mitte einer Stadt lag, von Häusern und Mauern bedrängt, nicht zu einem endlosen Gewirr von Gängen und Höfen und Sälen ausgedehnt.
Wir schlichen hastig weiter.
Sklaven blickten uns an, doch Sklaven sind Sklaven, und sie achteten nicht weiter auf die beiden Krieger, sondern sahen sich nur vor, uns nicht in den Weg zu kommen. Die Wächter zogen Thelda um eine weitere Ecke, hinter der ich eine breite, verzierte Doppeltür erkannte. Dahinter lag die Ratskammer, in der Königin Lilah nun mit den Kundschaftern zusammentraf, um zu erfahren, wo sich Umgar Stro befand.
Ohne zu zögern, ging ich in diese Richtung.
»Dray! Sie sind hier entlang gegangen ...«
Ich wandte mich um. Seg sah mich an, und ich vermochte den Ausdruck auf seinem gebräunten Gesicht nicht zu deuten. Ein Lichtstrahl von einer Fackel stach ihm in die blauen Augen.
»Umgar Stro ...«, sagte ich.
»Die Wächter haben Thelda hier ins Verlies geführt! Und sie haben Erlaubnis, sie zu vergewaltigen!«
Ich kam sofort wieder zu mir. Vor mir stand Seg Segutorio, der Mann, der mir ohne zu zögern in den Turm Umgar Stros gefolgt war, um Delia zu retten! Jetzt mußte ich ihm folgen, um Thelda zu befreien. Natürlich! Wie hätte ich anders denken können? Ich würde mich schon zu Umgar Stro durchkämpfen – keine Sorge. Dieser Gedanke erfüllte mich, als ich Seg durch den Seitenkorridor, durch eine bronzegefaßte Lenkholztür und über eine nackte Steintreppe folgte, die zu den Verliesen der Königin des Schmerzes führte.
Männer in der traditionellen Kleidung ihres Handwerks waren nun zu den Wächtern gestoßen. Sie trugen schwarze Schürzen und Masken, und ihre stämmigen Arme waren nackt. Man hatte Thelda den dünnen Fetzen vollends vom Leib gerissen, und sie kauerte an einer Steinwand, an der Eisenringe auf sie warteten. Ein Stück entfernt, stützten sie ein Skelett, an dem verwesende Fleischfetzen hingen.
Einer der Männer packte Thelda und hob ihren Arm zu einem Eisenring. Unter seiner Maske verriet das massige Gesicht boshafte Freude.
Seg hatte sein Schwert in die Scheide gestoßen und den Langbogen zur Hand genommen.
Ehe ich etwas unternehmen konnte, bohrte sich Segs Pfeil in den breiten Lederrücken. Der Folterknecht schrie auf wie ein abgehäuteter Vosk und sank zur Seite. Im nächsten Augenblick wütete ich zwischen den Folterknechten. Ich hieb mit der Flachseite meines Schwerts um mich, denn trotz meiner verzehrenden Wut war ich noch so vernünftig, den Zorn der Königin nicht zu vergessen. Einen Folterknecht mochte sie verschmerzen – weitere Ausfälle konnten Seg und mir
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