Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio
schnellem Hieb auch die Taue der Hauptrahe.
In einem sirrenden Durcheinander aus reißenden Brassen und Tauen begann das Hauptsegel zu knallen, dann polterte dröhnend die Hauptrahe auf Deck.
Sofort herrschte größte Verwirrung.
Viridia kreischte Befehle, Arkhebi lief brüllend und gestikulierend herbei. Ich eilte nach vorn und wiederholte meine Aktion am Fockmast.
»Dray! Du Wahnsinniger! Hör auf!«
Viridia rannte über das Deck auf mich zu, gefolgt von ihren vier Womoxes, die bereits die Schwerter zogen. Ihre häßlichen Gesichter zeigten keine Vorfreude auf den blutigen Kampf, doch ich wußte, daß sie mich nicht leiden konnten – und sie waren äußerst gefährlich. »Wir können den Argenter nicht aufbringen, Viridia, das ist alles. Der Schaden hier läßt sich schnell beheben.«
Die Männer liefen verwirrt durcheinander, und das Schiff rollte und fiel vom Wind ab, als das Besansegel es herumzog. Mir war alles gleichgültig, solange ich Pandos Schiff nur die Chance zur Flucht eröffnete. Und wirklich – kaum hatte der Argenter aus Bormark unser Problem bemerkt, da begann er auch schon zu wenden und hielt jetzt auf die schützenden Inseln zu, die sich undeutlich am westlichen Horizont abzeichneten.
Wenn ich gehofft hatte, daß Viridia etwas für mich empfand, das die Gewalt ihrer Rache mildern würde, hatte ich mich getäuscht.
Valka und die anderen Angehörigen meiner kleinen Gruppe drängten sich im Hintergrund zusammen und wußten sichtlich nicht, was sie tun sollten. Sie begriffen nicht, was ich erreichen wollte.
»Das Schiff kommt aus einem Land, das mit mir befreundet ist!« brüllte ich. »Niemand beraubt meine Freunde! Vergeßt das nicht!«
»Und niemand stellt sich zwischen mich und meine Beute!« rief Viridia mit schriller Stimme. Sie war außer sich vor Wut, ihr Gesicht war so rot wie mein Lendenschurz. Sie deutete auf ihre Leibwache. »Ergreift ihn – tötet ihn aber nicht! Ich unterhalte mich weiter mit ihm, wenn ihr ihn in Ketten gelegt habt!«
Ich sah zwei rothaarige Männer ihre Langbogen senken und wußte, daß ich eine Chance hatte. Ich warf die Axt zu Boden.
»Dann töte ich auch nicht!« brüllte ich.
Doch schon gingen die Womoxes zum Angriff über.
Sie versuchten mich niederzuschlagen, mich zu verwunden. Sie stürmten so wild heran, daß ich zurückgeschleudert wurde und in die Knie brach. Ich verwendete das lange Holzstück, um mich wieder hochzustemmen. Dann packte ich es, als wäre es mein Krozairschwert, und rammte dem nächsten Womox das spitze Ende in den Unterleib. Noch ehe er ächzend zusammenbrach, hatte ich mein Holzschwert gegen den Kopf des nächsten knallen lassen. Er duckte sich mit der instinktiven Anmut eines Kämpfers, doch das Holz prallte gegen eins seiner Hörner und brach es ab. Er schrie entsetzt auf. Schon wich ich den Klingen seiner Artgenossen aus, die es nun doch auf mein Leben abgesehen hatten. Sie gerieten förmlich in einen Blutrausch. Ich konnte keine Gnade mehr von ihnen erwarten.
Ich hörte Viridia schreien und kümmerte mich nicht um sie. Durch schnelle Bewegungen und Täuschungsmanöver, durch eine ständige Folge von Angriffen und Schlägen hielt ich mir die beiden Womoxes vom Leib, bis ich das Holzschwert über die Rippen des einen ziehen und ihm dann das spitze Ende ins Gesicht stoßen konnte, als er zusammenklappte.
Blutspuckend torkelte er zurück.
Der zweite hatte sich von dem Verlust eines Horns erholt und stürmte heran. Der letzte senkte den Kopf und versuchte mir mit den Hörnern die Augen auszustechen. Ich hüpfte zurück, ließ das Holzstück schwingen und schlug ihm damit den Schädel ein. Der erste Womox, der sich langsam wieder gefangen hatte, griff zusammen mit seinem Kameraden an. Jetzt wurde es gefährlich. Ich umkreiste die beiden, wobei ich das lange Holzschwert schwenkte. Ich glaube nicht, daß es die Womoxes jemals mit einem Langschwertkämpfer zu tun gehabt hatten, denn ich konnte sie mit einer Serie von Passagen verwirren, ohne mich um ihre Dolche zu kümmern, die mich an den Rippen etwas Haut kosteten, und hieb meine Holzwaffe schließlich in das Gesicht eines Womox. Er torkelte zurück, und ich erwischte den letzten mit dem Rückhandschlag, indem ich ihm den Brustkorb eindrückte – dann sprang ich los, und erledigte den letzten Überlebenden.
Der Kampf war schnell und erbarmungslos gewesen, doch bis jetzt war noch nichts entschieden – bildete ich mir jedenfalls ein.
Viridia hatte die Hände vor den Mund
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