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Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio

Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio

Titel: Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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geschlagen. »Dray ...«, flüsterte sie.
    »Ich will dir nichts Böses, Viridia, aber deine Leibwache existiert nicht mehr.«
    In diesem Augenblick hörte ich Valkas schrille Stimme.
    »Dray! Hinter dir!«
    Ich wirbelte herum. Ein Angehöriger der Brokelsh-Rasse versuchte mich mit einem Axthieb von hinten zu erledigen. Ich sprang zur Seite, und als ihn der Schwung der Bewegung nach vorn riß, gab ich ihm einen Schlag auf den Rücken. Der Mann knallte auf das Deck, doch mein hölzernes Langschwert zerbrach in der Mitte.
    »Männer!« brüllte ich und schwang den abgesplitterten Stumpf. »Wir sind Kameraden! Es gibt viele dicke Ponshos auf dem Meer. Uns kann jeden Augenblick ein neues Schiff vor die Varter laufen!«
    Viridia stand wie versteinert vor mir. Noch begriff ich nicht das Ausmaß der Katastrophe, die ich über sie gebracht hatte. Ich trat neben sie und versuchte sie zu beruhigen, auch wenn es mir schwerfiel.
    »Bitte, Viridia. Versuch mich zu verstehen! Erfülle mir diese Bitte – respektiere die Flagge eines Verbündeten, dann wird alles gut.«
    »Du verstehst wohl überhaupt nichts mehr, Dray Prescot?«
    Ehe ich etwas erwidern konnte, ertönte der Ruf: »Segel voraus!«
    Die Reaktion erfolgte sofort und automatisch. Alle eilten zur Reling – so groß ist die Beutegier an Bord eines Piratenschiffs.
    Es war ein breiter Argenter aus Jholaix, wie wir schnell an der blauen Flagge mit der hellroten Amphore feststellten. Dieser Anblick gab mir wieder Mut. Ein Schiff aus Jholaix versprach gute Beute.
    Ich sprang in die Wanten, warf den zersplitterten Stumpf des Holzschwertes fort, das mir so gute Dienste geleistet hatte, und zog mein Rapier.
    »Seht ihr!« brüllte ich. »Seht, was uns die Götter geschickt haben! Habe ich's euch nicht gesagt?« Ich hob meine Waffe. »Und ihr alle wißt, ihr Meerleems, was ein Schiff auf Jholaix an Bord hat!«
    »Aye!« brüllten sie. »Aye, Dray Prescot! Wein aus Jholaix, der beste auf allen Meeren!«
    Wie die Wilden machten wir uns daran, unsere Takelage wieder in Ordnung zu bringen. Es wurde viel geflucht, doch als wir wieder Segel setzen konnten, hatten die anderen Schiffe unserer Flotte aufgeholt. Gemeinsam stürzten wir uns auf das Weinschiff aus Jholaix, das keinen Widerstand leistete.
    Als die Doppelsonne untergegangen war und die Hoboling-Inseln am Horizont auftauchten, erreichte das Fest an Bord seinen Höhepunkt.
    Viridia trat neben mich. »Jetzt hast du also das Kommando übernommen, Dray Prescot«, sagte sie.
    »Aber nein, Viridia ...«
    »Die Männer folgen dir. Du hast dich als Kämpfer bewiesen. Du bist ein Kapitän des Glücks.«
    »Ich bin ein Mann des Friedens. Ich will deine Mannschaften und deine Schiffe nicht! Du wirst andere Leibwächter finden.«
    Sie starrte mich an. »Ich hatte ihnen gesagt, sie sollten dich nicht umbringen, und sie haben ihre Schwerter nicht benutzt. Aber dann ...«
    »Aber dann wollten sie mich doch töten, Viridia. Das hast du selbst gesehen.«
    So standen wir eine Zeitlang nebeneinander, und ich wußte nicht, was sie in diesen Augenblicken dachte.
    Im Rückblick fällt mir ein, daß Sie sich vielleicht fragen, warum ich nicht doch das Kommando über die Piraten übernommen hatte. Dadurch hätte ich doch die Möglichkeit gewonnen, nach Vallia zu segeln. Aber so einfach wäre das natürlich nicht gewesen, denn ein Schwertschiff hätte ziemliche Mühe mit der Passage gehabt. Ich kann nur sagen, daß mir dieser Schritt damals nicht vernünftig vorkam.

17
     
     
    Mein veränderter Status an Bord löste große Unruhe aus, bis ich Valka bat, den Männern die Lage klarzumachen. Viridia war noch immer Kapitän. Wir hatten einen kleinen Streit ausgefochten, bei dem es um ein Schiff gegangen war, das einem meiner Freunde gehörte. Die Sache war freundschaftlich geregelt worden, und jetzt war ich bereit, die Vartermannschaften wieder das Fürchten zu lehren – und sie hatten ja gesehen, wie ich mit einem Prügel umzugehen verstand. Valka hatte offenbar den Wunsch, daß ich das Kommando übernahm. Ich musterte ihn mit offener Neugier, als wir in den Hafen einliefen und der Anker in das ruhige Wasser fiel.
    »Du behauptest, du seist aus Vallia, Valka. Aber du hast mir noch gar nicht viel über dich erzählt.« Inmitten der anderen Piraten waren wir in das Langboot gestiegen. Kräftige Arme bewegten die Riemen, und wir flogen förmlich über das stille Wasser zum weißen Strand. »Ich erwarte natürlich nicht, daß du mir alles erzählst, aber

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