Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio
dieses Flugbootes gedachte auch ich mit nach Vondium zu fliegen.
Alle mächtigen Provinzherren Vallias unterhalten großartige Villen in der Hauptstadt, die sie benutzen, wenn sie in Staatsgeschäften oder zum Vergnügen nach Vondium reisen. Ist der Provinzherr nicht anwesend, bleibt die Villa dennoch geöffnet, wenn auch mit vermindertem Personal, denn kein Hausverwalter weiß, ob sein Herr nicht am nächsten Tag plötzlich vor der Tür steht.
Wir mußten also drei Tage warten und die Zeit totschlagen.
Wir sangen Lieder, erzählten Geschichten und spielten Jikaida.
Kov Furtway hatte eine große Vorliebe für das Spiel. Jikaida ist ein auf Kregen sehr beliebtes Brettspiel mit einem rechteckigen Brett voller Felder – die Zahl der Quadrate mag je nach Mitspielern wechseln, und die verschiedenen Größen haben verschiedene Werte – und dies alles vereint sich zusammen mit schach- und halmaähnlichen Zügen zu einem spannenden Kriegsspiel. Genal der Eismann und Bibi hatten ein Spiel, das man fast in jedem kregischen Haus findet, und wir begannen ein Turnier auszutragen. Die Figuren waren blau und gelb gekennzeichnet.
»Du nimmst die verdammten Blauen«, sagte Furtway, ohne mir die Chance zu geben, die Farbe zu wählen.
Jenbar lachte leise. »Blau, die Farbe der Opaz-vergessenen pandahemischen Cramphs! Mein Onkel spielt niemals mit den blauen Steinen.«
»Wie du willst.« Ich dachte an die große Schlacht in Magdag. »Auch ich habe eine Vorliebe für Gelb.«
Wir spielten. Furtway war geschickt, angriffsfreudig, rücksichtslos und skrupellos, wenn er einen Punkt gewinnen oder einen Stein schlagen konnte. Zunächst reagierte ich lebhaft, doch langsam trieben die Gelben meine Blauen über das Brett, und ich wollte mich gerade auf seinen linken Chuktar einschießen, als mir der Gedanke kam, daß es vielleicht ratsam war, diesen Mann gewinnen zu lassen. Immerhin läßt sich ein Brettspiel vorteilhaft ausnutzen, und für manche ist es ein erhebendes Gefühl, die eigene Niederlage besonders schlau einzufädeln.
Also verpatzte ich den Zug eines Deldars, und mit lautem Lachen und triumphierender Geste schlug Furtway meinen rechten Chuktar.
»Da hast du nicht aufgepaßt, Kr. Prescot. Beim Jikaidaspiel wie auch im Leben muß man sich immer voll auf die anstehende Aufgabe konzentrieren.«
»Jawohl, Kov Furtway. Du hast recht, aber meine Gedanken kreisen um Vondium. Du weißt, daß ich unbedingt dorthin muß.«
Natürlich hatten mich die beiden gefragt, was ich in der Hauptstadt vorhatte. Ich hatte die Frage mit einer schnell erfundenen Geschichte über eine Ladung Cortilindens beantwortet, die angeblich im Hafen erwartet wurde, und dann die Sprache auf den Herrscher und seine widerspenstige Tochter gebracht. Beide Männer machten keinen Hehl aus ihren Gefühlen.
»Der Herrscher ist der Herrscher, und sein Wille ist Gesetz! Aber manchmal müssen wir in seinem eigenen Interesse eingreifen. Die Prinzessin Majestrix stellt sich ausgesprochen störrisch an – sie will nicht heiraten.«
Ich sah, wie Jenbar vor sich hin nickte.
»Sie ist das schönste Mädchen in ganz Vallia – auf der ganzen Welt, davon bin ich überzeugt. Sie muß eines Tages heiraten. Der Glückliche, der sie heimführen darf!«
»Der Mann, den der Herrscher für sie ausgewählt hat«, sagte ich bemüht gleichgültig, »ist er eine gute Wahl?«
»Der Dummkopf!« rief Furtway. »Vektor aus Aduimbrev ist völlig ungeeignet – obwohl er reich und mächtig ist und in der Gunst des Herrschers steht.«
»Vektor ist ein Onker!« sagte Jenbar aufgebracht. Ich wußte, welche Gefühle meine Delia in den Herzen der Männer ihrer Leibwache und ihres Gefolges wecken konnte; ich hatte das schon mehrfach erlebt. Wenn solche Gefühle auch im Lande vorherrschten – vielleicht war es dann gar nicht so schwierig, ihren Vater zu überzeugen, daß ich derjenige war, den Delia aus den Blauen Bergen heiraten sollte. Aber ich wollte genauer wissen, wo diese Männer standen, ehe ich die größte Aufgabe meines Lebens in Angriff nahm.
»Aber die Racters sind doch für diese Heirat, oder?«
Jenbar schnaubte durch die Nase. Geschickt schlug Furtway meine Zorcapatrouille samt Hikdar, schüttelte die blauen Spielsteine in der Hand und starrte mich an. »Die Racters sind die wahren Herrscher im Land, niemand kann das bestreiten. Aber in diesem Punkt haben sie unrecht.«
»Ja«, sagte Jenbar. »Aber auf welcher Seite stehst du in diesem Streit, Kr. Prescot?«
Ich war nur
Weitere Kostenlose Bücher