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Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Titel: Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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nichts anderes übrig.
    Ich wagte es nicht, meiner instinktiven Neigung nachzugeben, mich auf die Sklaventreiber zu stürzen und sie zu vernichten und ihre Sklaven zu befreien – schon öfter hatte ich durch eine solche Handlungsweise großen Schaden angerichtet.
    Ein Mädchen stolperte, stürzte und zerrte das Zugseil mit. Sie brachte einen alten Mann und einige andere zu Fall, was mir verriet, wie schwach diese Menschen waren. Die Wächter benutzten ihre Peitschen. Aber das Mädchen rührte sich nicht mehr. Ihr braunes Haar breitete sich auf dem staubigen Treidelpfad aus. Ich sah, wie das Leder in ihre Haut schnitt. Konnte ich das mitansehen und nichts tun? Ähnliche Szenen mußten sich täglich auf Vallia abspielen. Da machte diese Szene doch kaum einen Unterschied!
    Das Mädchen stöhnte und versuchte sich mit ihren abgemagerten Armen zu schützen. Ich hatte mich in Theirsons Dorf beherrscht. Ich hatte mich erst auf die Aragorn gestürzt, als ich eine Waffe hatte. Und jetzt war ich bewaffnet. Aber ich mußte die Folgen bedenken! Der Herrscher im fernen Vondium, Kov Furtway in der Schänke, meine Pläne, die Liebe, die ich für meine Delia aus den Blauen Bergen empfand. Ein Mädchen, das zu Tode gepeitscht wurde, war auf Vallia ein alltäglicher Anblick, bei Zair! Was hatte das mit mir zu tun?!
    Ich konnte nichts tun. Absolut nichts.
    Ich sprang über die Mauer und eilte auf den Treidelpfad. Ich schlug einen ruhigen Tonfall an.
    »Es nützt überhaupt nichts, wenn du sie noch mehr schlägst. Sie kann nicht aufstehen.«
    Der Wächter fuhr mit erhobener Peitsche herum. Vier seiner Kameraden folgten seinem Beispiel.
    »Die Sache geht dich nichts an, Dom. Verschwinde!«
    »Aber«, wandte ich ein, »wenn das Mädchen nicht ziehen kann, warum schlägst du sie?«
    »Sie wird ziehen.« Der Wächter lächelte. »Und nun misch dich nicht in die Angelegenheiten des Herrschers ein.«
    »Laßt sie frei!«
    »Sie freilassen? Du bist entweder ein Onker oder verrückt! Die Sklaven des Herrschers sind Besitz. Verschwinde, oder du bekommst Schwierigkeiten.«
    »Bitte ...« – ich sagte bitte! –, »schlag sie nicht mehr. Wenn du sie nicht freilassen kannst, gib ihr Zeit zum Ausruhen.«
    Ein anderer Wächter eilte herbei. Er trug eine rot-schwarze Kokarde am breitkrempigen Hut und schien eine Art Oberaufseher zu sein. Das Boot war inzwischen weitergeglitten und wurde nun von dem liegenden Seil gebremst.
    »Was geht hier vor?«
    »Das Mädchen kann nicht mehr ziehen. Wenn man sie auspeitscht, nützt das gar nichts ...«
    Ich wurde unterbrochen. Der Wächter zog sein Rapier und fuchtelte mir damit vor dem Gesicht herum. Er schien vor Wut außer sich zu sein. »Diese Barke steht in den Diensten des Herrschers – und das weißt du! Verschwinde, ehe es zu spät ist.«
    »Anscheinend kann man euch nur mit einem Argument kommen«, sagte ich und wollte meine Waffe ziehen. Schon überlegte ich, wie ich die Wächter erledigen wollte, als ich einen der Sklaven hörte: »Bei Vaosh! Hinter dir, Ven!« Ich machte kehrt, aber ich kam zu spät. Der Hieb traf mich hinter dem Ohr, und ich stürzte nach vorn. Ein schwarzer Stiefel traf mich an der Kehrseite, und ich hörte heiseres Gelächter. »Schwimm im Kanal, du Cramph!« Dann versank ich in Dunkelheit.

8
     
     
    Auf dem Rücken liegend, trieb ich mit der leichten Strömung dahin; hier am Beginn des Systems besitzen die Kanäle aufgrund des Zustroms von den Flüssen eine leichte Eigenbewegung. Der Himmel über mir schien unendlich weit entfernt zu sein, und der unerträgliche Glanz Antares' stach mir in die Augen. Ich wußte, wie ich hierherkam. Wieder einmal hatte ich mich sehr dumm angestellt – und hatte zu langsam reagiert, was für einen Angehörigen meines Berufes unverzeihlich ist. Zum wiederholten Mal hatte ich etwas zwischen mich und meine Ziele treten lassen, und meine neugewonnene Beherrschung hatte sich als Bumerang erwiesen. Es wäre besser gewesen, wenn ich wie in den guten alten Tagen gleich mit dem Rapier gesprochen hätte.
    Ab sofort wollte ich nicht mehr langsam sein, ab sofort wollte ich wieder als erster zuschlagen.
    Die Sorge um Delia hatte mich belastet. Nun war ich hier, auf derselben Insel wie sie, und atmete Luft, die zu ihr wehen und zu mir zurückkehren mochte – eine idiotische Vorstellung, aber so war nun mal meine Stimmung.
    Durch das Wasser kam der schmale Bug eines Boots auf mich zu. Ich sah bunte Linien und herrliche Darstellungen von Ungeheuern, Blumen und

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