Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
Stimme.
»Ich kann laufen, Anko! Und ich werde dich großzügig belohnen. Ich bin Pallan ...«
»Und ich auch! Ich auch!« erhoben sich andere Stimmen, flehend, fordernd.
Ich öffnete die Augen. Ich hatte den Herren der Sterne also mißfallen. Jeder meiner Schritte war umsonst gewesen. Sie hatten mich wie eine Figur auf einem Spielbrett um ein Feld zurückgenommen.
Der Hornstoß gellte durch Höhlen und Gänge, und die Sklaven eilten heißhungrig in die Eßhöhle. Ich stand langsam auf. Beim Schwarzen Chunkrah! Ich wollte losstürmen und mir die Nahrung holen, die mir zustand, und wenn ich dazu alle Khamorros in Havilfar und alle Führer auf Faol besiegen mußte!
Prinzessin Lilah aus Hyrklana war also nicht die Person gewesen, die ich hatte retten sollen.
Nun blieb mir nur noch eine Möglichkeit. Ich mußte den richtigen Sklaven finden und ihn oder sie in Sicherheit bringen. Mit oder ohne Führer.
In der Eßhöhle fiel mir ein muskulöser junger Mann mit dunklem Haar auf, um den sich drei Sklaven scharten. Er unterhielt sich gelassen mit einem stämmigen Mann, der einmal sehr dick gewesen war. Sein eingefallenes Gesicht verriet noch gewisse Spuren der Macht, die er einmal ausgeübt hatte. Der Mann war Golan, ein früherer Pallan.
Golan? Sollte ich diesen Mann befreien?
Ich hob das Fleischstück, das ich erbeutet hatte, und schüttelte die Faust zur Felsdecke. »Ihr verfluchten Herren der Sterne!« sagte ich durch die Zähne. »Ihr idiotischen Everoinye! Wie soll ich in diesem Haufen den Richtigen finden?«
Natürlich erhielt ich keine Antwort – und ich rechnete auch nicht damit. Ich biß mißmutig in das Voskfleisch und sah mich in der Höhle um.
Mein Bart und Haar waren länger geworden, so daß ich nun wilder und mehr wie ein Sklave aussah. Trotzdem erkannte mich Tulema sofort.
»Dray! Ich dachte, du wärst ... wie hast du ...? Bist du durch die Höhlen zurückgekrochen?«
»Nein, Tulema, ich bin überhaupt nicht im Dschungel gewesen.« Um ihr Mißtrauen einzuschläfern, fügte ich hinzu: »Hier, iß das Stück Fleisch zu Ende. Ich habe diese Höhlen nun wirklich satt, denn ich dachte schon, ich wäre in Sicherheit, und jetzt sitze ich immer noch hier fest!«
Sie forderte mich nicht auf, ihr von meinen Erlebnissen zu erzählen, wie man eigentlich erwartet hätte, sondern entriß mir das Fleischstück und schlang es heißhungrig hinunter. Offenbar hatte sich seit meinem Verschwinden niemand um Tulema gekümmert.
War mein Objekt vielleicht dieses Mädchen mit dem schlanken Körper, dem verfilzten dunklen Haar und der burschikosen Art – dieses Mädchen, das einmal in einer Dopataverne getanzt hatte? Unwahrscheinlich. Nach der Art und Weise meiner Rückkehr zu urteilen, handelte es sich eher um Golan, den früheren Pallan. Ein Pallan ist, wie Sie wissen, ein Staatsminister, ein hoher Beamter – und wenn er entehrt und als Sklave verkauft worden war, mochte es nun meine Pflicht sein, ihn zurückzubringen und damit ein winziges Rädchen in der großen politischen Struktur Kregens weiterzudrehen. Da mir andere Hinweise fehlten, kam ich zu dem Schluß, daß Golan der Gesuchte sein müsse.
»Hör zu, Tulema. Ich möchte wieder hinaus – diesmal in die Freiheit. Kommst du mit?«
»Das wage ich nicht, Dray! Du weißt, warum – die Menschenjäger ...«
»Diese Kreaturen sind sehr gefährlich – denn es sind Menschen! Aber ich werde mich um dich kümmern!«
Diesmal wollte ich ganz sicher gehen. Wenn Golan doch nicht der Richtige war, dann wollte ich wenigstens Tulema bei mir haben.
»O wirklich, Dray? Ich meine ... ich glaube ...«
Dann wandte sich das Tanzmädchen ab, und das Zucken ihrer Schultern verriet mir, daß sie weinte.
Ich empfand Mitleid mit ihr – aber ihre Lage war genauso gut oder schlimm wie die von uns allen. Energisch packte ich sie an den Oberarmen und drehte sie zu mir herum. Ich mußte mich an die Arbeit machen. »Mich interessiert dieser Golan, der frühere Pallan. War er mit in der Höhle, als wir uns kennenlernten?«
»Ja.« Sie schniefte, und ich wischte ihr die Tränen ab.
»Du brauchst nicht zu weinen, Tulema. Wir gehen zusammen hinaus.«
Am gleichen Abend sprach ich mit Anko dem Führer, der mich in seine Gruppe aufnahm. Er musterte mich abschätzend.
»Du siehst aus, als könntest du laufen.«
»O ja«, erwiderte ich. »Ich kann laufen.«
Nach dem Essen wurden die Haussklaven in die Höhlen gelassen, um Abfall und Schmutz zu beseitigen. Wieder fuhrwerkte die
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