Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
alte Miglish-Frau mit ihrem Besen herum, und alle machten einen großen Bogen um sie.
Ich hielt nach anderen Khamorros Ausschau. Sie mochten auf der Jagd nützlich sein, wenn sie es nur verstanden, ihre Arroganz und Verachtung gegenüber anderen Lebewesen im Zaum zu halten.
Was nun folgte, ähnelte sehr den Ereignissen, die ich schon einmal mitgemacht hatte. Nalgre kam mit seiner Peitsche und den Kunden, und die Sklaven wurden ausgesucht. Anko der Führer versammelte seine kleine Gruppe um sich – wir waren vierzehn –, und die Gittertüren klappten auf.
Ich sah mich nach Tulema um, aber sie war verschwunden.
Golan sollte gerade ins Freie getrieben werden. Ich packte seinen Arm und wollte ihn zurückzerren, um Zeit zu gewinnen, Tulema zu suchen, aber ein stämmiger Wächter griff ein. Eine Minute später waren Golan und ich draußen, und zwei Wächter lagen bewußtlos am Boden. Ich drängte mich sofort in die Mitte der Sklavengruppe. Tulema mußte selbst sehen, wie sie fertig wurde. Offenbar war ihre Angst doch zu groß gewesen, um den entscheidenden Schritt zu tun.
Nalgre und seine Wächter zerrten die beiden Bewußtlosen ins Freie und fuchtelten brüllend mit ihren Peitschen herum.
»Du bist kein Khamorro«, sagte Anko der Führer.
»Nein. Und schau niedergeschlagen drein, Sklave!«
Er schluckte. »Jawohl.«
Wir wurden in die Sklavenbaracke geführt, wo alles wie beim erstenmal ablief, nur daß es keinen törichten Lart gab, der sich sinnlos opferte.
Diesmal hielten sich zwei weitere Sklavengruppen, die auf das große Jikai gehen sollten, in der Sklavenbaracke auf. Wir unterhielten uns, aber ich kannte keinen der anderen und war nun mehr denn je überzeugt, daß Golan der Gesuchte war.
Am nächsten Morgen zog Nalgre vor den Augen seiner Gäste wieder die kleine Schau mit dem Jiklos ab. Dann machten wir uns auf den Weg. Wir schlugen die südliche Richtung ein. Anko sagte: »Wir wollen nicht zu viele Jäger auf unsere Fährte locken! Wir überqueren die große Ebene und sind dann auf der anderen Seite des Flusses bald in Sicherheit.«
Anko hatte große Ähnlichkeit mit Nath – und ich hoffte nur, daß ihm nicht auch etwas zustoßen würde. Wir fanden das Versteck mit Kleidung, Nahrungsmitteln, Schuhen und Messern und machten uns zuversichtlich auf den Weg.
Der Dschungel hörte auf, und wir erreichten eine weite Ebene auf der herdenweise Palies und die anmutigen Loples zu finden waren.
Die antilopenhaften Palies waren leicht zu fangen. Wir töteten ein Tier und verzehrten es gebraten zum Abendessen. Ich hatte vorgeschlagen, beim Licht der Frau der Schleier weiterzuwandern, aber Anko hatte nur gelacht und gesagt, die hochherrschaftlichen Jäger hielten nichts von der Nachtjagd.
Wie ich später erfuhr, besteht Faol im nördlichen Teil, zum Äquator hin, vorwiegend aus Dschungel, während im höherliegenden Süden mehr offenes Gelände zu finden ist. Die Ebene, auf der wir jetzt dahinwanderten, beschrieb einen gewaltigen Bogen und vereinte sich mit der anderen Ebene, die ich schon kannte. Angesichts dieser Verhältnisse spürte ich eine seltsame Unruhe, die ich vor dem Schlafengehen mit Anko besprach.
»Wir sind hier völlig ungeschützt, Anko. Hätte uns der Dschungel nicht mehr Deckung geboten?«
»In deinen Worten steckt Wahrheit. Aber im Norden gibt es noch weniger Chancen für eine Flucht.«
Naja, er mußte es besser wissen. Wieder einmal dachte ich bewundernd an den Mut und die Opferbereitschaft der Führer. Anko berichtete mir ein wenig mehr von der Philosophie seines Volkes, die entgegen meiner Vermutung nicht auf dem üblichen kregischen Zwillingsprinzip basierte. Die Führer entstammten einem Volk, welches an das absolute Böse als Lebensprinzip glaubte – und es als höchstes Lebensziel betrachtete, dieser Kraft entgegenzuwirken. Er sprach in diesem Zusammenhang nicht von den Menschenjagden, was ich sehr klug fand, denn die Ängste, die den Mut Tulemas unterhöhlt hatten, fanden sich mehr oder weniger bei allen Sklaven. Nur die Gegenwart eines Führers gab ihnen den Mut zur Flucht.
Dann fragte ich: »Und was gewinnen die Führer aus dieser Arbeit?«
»Jede gerettete Gruppe bringt uns große Ehre in der Heimat, die an der Südküste liegt. Unsere jungen Männer sehen dies als ihre Ehrenpflicht an – zur Läuterung ihrer Vorfahren. Und je mehr Expeditionen ein junger Mann macht, desto hübscher sind die Mädchen, unter denen er wählen darf.«
Das mochte gewiß ein Antrieb sein.
Auf
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