Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
eigentlich, was das für Konsequenzen haben kann?« Die Menge jubelte, und ihm war die Ungeduld überdeutlich anzumerken. »Ich muss zum Spiel zurück. Wenden Sie die Corona und kehren Sie zur Station zurück. Wir werden alles in Ruhe besprechen, wenn Sie wieder da sind.«
Martinez’ Mut sank. Das ist der Augenblick, in dem der Spaß endgültig aufhört.
»Sagen Sie mir dies unbeeinflusst? Ohne Zwang?«, fragte er.
»Natürlich«, fauchte Tarafah. »Jetzt bringen Sie die Corona zum Ring zurück, und dann klären wir die Sache.«
»Ja, mein Lord.« Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund und wusste, dass die Dinge allmählich eine unfreundliche Wendung nehmen würden.
Zeit schinden, sagte er sich. Den Gegner hinhalten. Nichts war wichtiger als dies.
»Wenn Sie mir nur noch die Parole nennen würden«,
erwiderte er. »Dann wende ich sofort und leite das Bremsmanöver ein.«
Tarafah war schon fast weg, um zum Spielfeld zurückzukehren, doch jetzt drehte er sich noch einmal um. »Was?«, sagte er nur.
Martinez bemühte sich, gemessen dreinzuschauen. »Das Codewort«, meinte er. »Die Parole, die Sie mir gestern Abend genannt haben.«
Tarafah schnitt eine frustrierte Grimasse. »Was reden Sie da, Martinez?«
»Wissen Sie es denn nicht mehr?« Er war voller Furcht, während er sich bemühte, den dienstbeflissenen Leutnant zu spielen. »Es war beim Abendessen. Als ich mein Misstrauen wegen der naxidischen Aktivitäten zum Ausdruck brachte, sagten Sie mir, niemand dürfe an Bord kommen, solange Sie nicht das Passwort nennen.«
»Ich habe Ihnen nie ein Passwort gegeben!«, erwiderte Tarafah. »Was soll dieser Unsinn?«
Er war ehrlich verblüfft. Die Trauer lastete ebenso schwer auf Martinez wie der stetige unausweichliche Druck der Beschleunigung. Tarafah hatte den schrecklichen Betrug noch nicht durchschaut.
»Ich meine das Passwort, das mir sagt, dass Sie frei und ohne Zwang sprechen«, erwiderte Martinez. »Sie müssen mir das Passwort nennen, mein Lord, damit ich die Corona wenden kann.«
»Ich nenne Ihnen überhaupt nichts …« Wieder schwankte die Kamera. »Gar nichts nenne ich Ihnen.
Ich …« Er zögerte, sein Blick irrte abermals ab und kehrte zurück. »Ich verlange, dass Sie die Corona sofort wenden und zur Ringstation zurückkehren!«
»Ohne Passwort?« Dieses Mal gab Martinez sich keine Mühe, seine Betroffenheit zu verbergen. »Ich verstehe, Lord ElCap. Ende der Sendung.«
Er hätte den Dialog noch ein paar Runden lang fortsetzen können, doch das hätte er nicht übers Herz gebracht.
Wieder hatte er sich etwas Zeit erkauft, wenngleich auf Kosten seines Kapitäns. Jetzt waren die Naxiden erst einmal damit beschäftigt, aus Tarafah ein Passwort herauszubekommen, das es nicht gab.
Martinez stellte sich vor, wie Tarafah mit Schlagstöcken misshandelt, mit Handschellen gefesselt und erschossen wurde. Vor seinem inneren Auge sah er Tarafah in seinem Blut liegen und mit zusammengebissenen Zähnen darauf beharren, dass es kein Passwort gab.
Zeit schinden . Er hatte wieder etwas Zeit herausgeholt, und nur darauf kam es an.
Abermals rief er Alikhan. »Gibt es etwas Neues?«
»Im Büro des ElCap war tatsächlich ein Safe, mein Lord. Es waren nur Dokumente darin.«
»Haben Sie das ganze Büro durchsucht?«
»Ich bin gerade dabei, mein Lord.«
»Soll ich Hilfe schicken?«
»Könnten Sie jemand anderem diese Arbeit anvertrauen, mein Lord?«
Die Frage machte Martinez nachdenklich. Wem konnte
er denn vertrauen? Die Schlüssel des Kapitäns und der Leutnants waren die gefährlichsten Objekte an Bord des Schiffs. Es galt als Kapitalverbrechen - bestraft mit Auspeitschen und Verstümmelung -, einen Schlüssel in seinen Besitz zu bringen, der einem nicht gehörte. Gab es jemanden an Bord, der wirklich davon überzeugt war, es sei nötig, die Schlüssel zu bekommen und einen entsprechenden Befehl zu befolgen?
Martinez dachte darüber nach und lachte, als ihm die naheliegende Lösung einfiel. Er sah im Einsatzplan nach, wo die Crewmitglieder eingeteilt waren, und wählte Zhou und Knadjian an. Die beiden starrten ihm von den Displays überrascht entgegen.
»Melden Sie sich bei Alikhan im Büro des Kapitäns und befolgen Sie seine Anweisungen«, trug er ihnen auf, was ihre Überraschung sogar noch vergrößerte.
Die fröhlichen Herumtreiber der Corona sollten ihren Spaß dabei haben, die Gemächer des Kapitäns zu zerlegen.
»Mein Lord!«, rief Tracy mit schriller Stimme von den Sensoren herüber.
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