Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
des grünen Hemds und der Hosen mit silbernen Knöpfen und Borte waren Hemd und Hosen in der Trauerfarbe Weiß gehalten,
während Kragen, Manschetten, Tressen, Knöpfe und Brokat grün waren. Das Cape war rein weiß, grün gerändert und an den Ecken beschwert, damit es ordentlich fiel.
Die Uniform war steif vor Stärke und fühlte sich fremd an. Der hohe Kragen kratzte unter Martinez’ Kinn. Die Kampfstiefel waren warm und schwer, und der Tschako mit der silbernen Plakette drückte ihm wie ein Mühlstein auf den Schädel. Die Scheide des sichelförmigen Offiziersmessers, mit dem er unbotmäßigen Untergebenen die Kehle durchschneiden durfte, prallte bei jedem Schritt gegen seinen Schenkel.
Der Katafalk fuhr vorbei, dahinter folgte eine Kapelle, die ausnahmslos aus Cree bestand. Ihre dröhnenden Kesselpauken besaßen ein eigenes Fahrwerk, und die doppelten Schilfflöten spielten fremdartige wilde Weisen, die an halb zivilisierte Spezies aus der Urzeit erinnerten. Hinter ihnen kam ein Wagen, auf dem die verschiedenen Maschinen standen, die den Gerüchten nach im letzten Abschnitt seines Lebens mit Siegesgewissheit verbunden gewesen waren. Sie waren mit weißen Tüchern verhüllt und würden zusammen mit dem letzten Shaa verbrannt werden. Niemand sollte je ihre Geheimnisse aufdecken.
Martinez bedauerte das sehr. Die Shaa hatten sich in Bezug auf ihre Anatomie und Physiologie sehr heimlichtuerisch gegeben, ganz zu schweigen von ihrer mentalen Aktivität. Wenn ein Shaa starb, wurde er stets zusammen mit seinen persönlichen Dienern und Gerätschaften
verbrannt, und die überlebenden Shaa hatten immer dafür gesorgt, dass die vorgeschriebenen Rituale streng befolgt wurden. Was unter diesen Hautfalten oder in den spitz zulaufenden Köpfen vor sich ging, wusste niemand außer den Shaa selbst.
Allerdings gab es jetzt keine überlebenden Shaa mehr, die dafür sorgen konnten, dass alle Beweise zerstört wurden. Es wäre eine günstige Gelegenheit für eine intensive Leichenschau, wenn nicht gar für eine Sektion gewesen. Hätte Martinez die Leitung der Veranstaltung innegehabt, dann wären die Beerdigung und der Trauerzug um Tage oder gar Monate verschoben worden, damit kundige Pathologen Zeit genug gehabt hätten, dem toten Shaa auch noch das letzte Geheimnis seines Körperbaus zu entreißen. Zugleich hätten die allerbesten Kybernetiker die Maschinen untersucht, um herauszufinden, ob in ihnen womöglich die Erinnerungen der Shaa lagerten.
Doch Martinez hatte nicht die Leitung inne, und die Geheimnisse der Shaa würden mit ihrem letzten Vertreter sterben.
Nach Siegesgewissheit und seinen Maschinen folgten im Zug die wichtigsten Trauergäste, die sämtlich Trauerkleidung mit den vertauschten Farben trugen: das Weiß und Dunkelrot der Konvokaten, das Weiß und Braun der Zivilverwaltung, das Weiß und Grün der Flotte. Jeder Zweig war wiederum nach Spezies unterteilt, die jeweils in der Reihenfolge der Eroberungen aufeinanderfolgten. Die Naxiden waren die Ersten, ihre langen Körper
schwankten bei diesem langsamen Marschtempo bedächtig hin und her. Danach folgten die Terraner, die Torminel und so weiter. Die einzige Spezies, die fehlte, waren die Yormak, die vor mehreren Jahrhunderten die strikte Anweisung bekommen hatten, ihre Heimatwelt niemals zu verlassen.
Lord Pierre Ngeni befand sich sicherlich irgendwo unter den Konvokaten, doch Martinez konnte ihn nirgends entdecken. Dafür erkannte er zwischen den weiß Uniformierten den Flottenkommandeur Jarlath, der soeben die Führung der Heimatflotte übernommen hatte. Er war ein Torminel, seine großen, auf die Nacht eingestellten Augen waren auch an diesem grauen Tag hinter einer Sonnenbrille geschützt. Sein kräftiger, mit Fell bedeckter Körper war bis zum Hals mit dem Weiß der Trauer bedeckt. Die Kombination von Pelz und Paradeuniform bescherte seinen Artgenossen gelegentlich einen Hitzschlag. Bei weniger formellen Anlässen trugen die Torminel-Offiziere häufig nur Westen und kurze Hosen. Martinez vermutete, dass der Flottenkommandeur unter der Uniform eine Kühleinheit angelegt hatte, um seine Körpertemperatur auf ein erträgliches Maß zu senken. Viele Torminel bleichten lieber gleich ihren grauen oder schwarzen Pelz für die Trauerzeit, um nicht jeden Tag einen Hitzschlag zu riskieren.
Über Flottenkommandeur Jarlath wusste Martinez nichts, und er hatte auch nicht den Wunsch, daran etwas zu ändern. Jarlath hatte die Nachfolge von Flottenkommandeur
Enderby
Weitere Kostenlose Bücher