Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
sich nicht lohnt, deshalb getötet zu werden, weil genau das passieren kann, wenn man einem Peer etwas stiehlt. Es würde sich erst lohnen, wenn sie dreiundzwanzig ist und ihr ganzes Erbe bekommt, aber dann geht sie zur Flotte.« Er seufzte. »Ich wünschte, sie wäre jetzt schon dort und hätte einen Posten im Hafen. Dann könnten wir sie sinnvoll einsetzen und uns Lieferungen der Flotte unter den Nagel reißen.«
»Ich will sie nicht bestehlen«, wandte Gredel ein.
Lamey massierte nachdenklich sein Kinn und fuhr fort, als hätte er es nicht gehört. »Du musst auf ihren Namen ein Bankkonto einrichten, das jedoch mit deinem Daumenabdruck signiert ist. Dann überweist du Caros Geld auf dein Konto, hebst es bar ab und verziehst dich.« Er lächelte. »Das dürfte einfach sein.«
»Ich dachte, es sei der Mühe nicht wert«, sagte Gredel.
»Nicht, wenn es nur um achthundert geht«, sagte Lamey. Er lachte. »Ich überlege mir nur gerade, wie ich einen Ausgleich für meine Investition bekomme.«
Gredel war erleichtert, dass Lamey nicht Caros Geld stehlen wollte. Sie wollte keine Diebin sein, und einer Freundin wie Caro wollte sie erst recht nichts stehlen.
»Anscheinend hat sie hier keine nützlichen Kontakte«, überlegte Lamey laut. »Finde heraus, wer diese Biswas sind, bei denen sie gelebt hat. Die müssen doch zu irgendetwas zu gebrauchen sein.«
Gredel willigte ein, es schien ja eine ganz harmlose Bitte zu sein.
In der nächsten Zeit schlief sie nicht mehr oft bei Nelda, sondern blieb entweder bei Lamey oder übernachtete in Caros Apartment. Das war gut so, denn bei Nelda war die Lage sehr unerfreulich. Antony machte den Eindruck, als wolle er sich auf einen längeren Aufenthalt einrichten. Außerdem war er krank, er hatte es an der Leber und konnte nicht mehr arbeiten. Manchmal hatte Nelda frische Blutergüsse oder Schnittwunden im Gesicht, manchmal auch die Kinder. Gelegentlich, wenn Gredel spät am Abend kam, lag Antony besinnungslos mit einer Flasche Gin in der Hand auf dem Sofa. Dann zog sie leise die Schuhe aus und schlich voll glühendem Hass an ihm vorbei. Irgendwann fiel ihr ein, wie leicht es wäre, Antony zu verletzen. Sie musste nur die Flasche nehmen und ihm ins Gesicht schlagen. Immer wieder, bis er nie mehr jemandem wehtun konnte.
Einmal, als sie heimkam, fand sie Nelda in Tränen aufgelöst. Antony hatte sie geschlagen und ihr zum zweiten Mal direkt nacheinander das Geld für die Miete weggenommen. »Sie werden uns rauswerfen«, flüsterte Nelda heiser. »Sie werden uns alle rauswerfen.«
»Nein, werden sie nicht«, sagte Gredel energisch. Sie
ging zu Lamey, erklärte ihm die Lage und bat ihn um das Geld. »Ich werde dich nie wieder um etwas bitten«, versprach sie.
Lamey hörte nachdenklich zu, zückte seine Brieftasche und gab ihr einen Hunderter. »Reicht das aus?«, fragte er.
Gredel griff zur Banknote, dann zögerte sie. »Es ist viel mehr, als sie braucht. So viel will ich eigentlich nicht nehmen.«
Lamey drückte ihr den Geldschein in die Hand und sah ihr in die Augen. »Schon gut, nimm es«, sagte er. »Kauf dir vom Rest etwas Schönes.«
Dankbar erwiderte sie seinen Blick, Tränen rollten ihr über die Wangen. »Danke«, sagte sie. »Das habe ich nicht verdient.«
»Doch, natürlich«, widersprach Lamey. »Du verdienst nur das Beste, Erdmädchen.« Er küsste sie, und seine Lippen schmeckten salzig. »Jetzt gehst du damit direkt zum Vermieter. Gib es nicht Nelda, weil er es ihr vielleicht wieder abnimmt.«
»Das werde ich gleich tun«, stimmte Gredel zu.
»Und …« Jetzt wurde er ernst. »Soll ich mich um Antony kümmern? Braucht er vielleicht eine Ermunterung zu verschwinden? Du weißt schon, was ich damit meine.«
Gredel erschrak. »Nein«, sagte sie. »Nein … er wird nicht lange bleiben.«
»Aber vergiss nicht, dass du jederzeit darauf zurückkommen kannst, ja?«
Es kostete sie einiges an Überwindung, daraufhin zu nicken.
Gredel brachte das Geld der Vermieterin, einer finster dreinschauenden Alten, deren Büro sich in demselben Gebäude befand. Sie roch nach Kohl und Zwiebeln. Gredel bestand darauf, für die zwei Monatsmieten eine Quittung zu bekommen, worauf die Frau sich dann murrend einließ. Auf dem Rückweg dachte Gredel an Lamey und dass dies wohl bedeutete, dass er sie liebte.
Nur schade, dass er sterben muss. Ungewollt kam ihr dieser Gedanke.
Das Schlimme daran war, dass es zutraf.
Leute wie Lamey lebten nicht lange. Es gab nicht viele alte Linkjungen
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