Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Stiefel gemacht hatten, als sie Moseley getroffen hatten, und wollte die gleichen Geräusche bei Antony hören. Das gezackte Ende des Stuhlbeins riss Antonys Haut auf, das Blut spritzte auf den Boden und die Wände.
Sie hielt erst inne, als Nelda sie von hinten umarmte und von dem Bewusstlosen fortzog. Gredel drehte sich um und hätte beinahe auch Nelda geschlagen, doch dann bemerkte sie die Tränen der älteren Frau.
Antony gab beim Atmen blubbernde Geräusche von
sich. Aus einem Mundwinkel strömte ein kleiner blutiger Bach auf den Boden.
»Was sollen wir jetzt tun?«, klagte Nelda und lief unruhig hin und her. »Was sollen wir nur tun?«
Gredel kannte die einzige Antwort auf diese Frage. Sie holte ihr Telefon aus der Handtasche, ging in ihr Zimmer und rief Lamey an. Zwanzig Minuten später war er mit Panda und drei anderen Jungs da. Er sah sich in dem verwüsteten Zimmer um, betrachtete Antony und Gredel, die wieder das blutige Stuhlbein in der Hand hatte und neben ihm wachte.
»Was sollen wir mit ihm tun?«, fragte er Gredel. »Wir könnten ihn in einen Zug setzen oder in den Fluss werfen.«
»Nein!« Nelda ging sofort dazwischen. Mit Tränen in den Augen wandte sie sich an Gredel. »Setzt ihn in den Zug. Bitte, Liebes, bitte.«
»In den Zug«, sagte Gredel zu Lamey.
»Wir wecken ihn gerade lange genug auf, um ihm erklären zu können, dass er nie wieder herkommen soll«, sagte Lamey. Dann hoben er und seine Jungs Antony auf und schleppten ihn zur Tür.
»Wo ist der Lastenaufzug?«, fragte Lamey.
»Ich zeige dir den Weg«, bot Gredel an.
Die anderen Mieter waren Arbeiter, die zu einer vernünftigen Stunde ins Bett gingen. Nachts war es im Gebäude still, und die Flure waren verlassen. Lameys Jungs keuchten vernehmlich, als sie den schweren, leblosen Kerl mit seinen mächtigen Knochen und den dicken
Muskeln schleppen mussten. Vor dem Lastenaufzug legten sie Antony auf den Boden und holten Luft.
»Lamey«, sagte Gredel.
»Ja?«
Sie sah ihm in die blauen, offenen Augen.
»Schmeißt ihn in den Fluss«, sagte sie.
Auf dem Wasser trieb etwas, das Sula nicht anschauen wollte. Martinez nahm sie in den Arm und küsste sie. Zuerst erwiderte sie abwesend den Kuss, dann zuckte sie zusammen und schauderte, als ein dicker Regentropfen auf ihren Handrücken fiel.
»Ist Ihnen kalt? Ich kann den Baldachin schließen.«
Martinez schob einen Hebel nach vorn, und das Plastikdach des Bootes glitt über sie und schirmte sie vor dem Wind ab. Auf einmal bekam Sula keine Luft mehr. Sie sprang auf und schob den Baldachin mit einem Schrei zurück.
»Was ist denn los?«, fragte Martinez erschrocken.
»Boot!«, befahl Sula. »Fahre zum Kai! Sofort!« Die Panik flatterte in ihrer Brust, wie das zerfetzte Segeltuch im Wind geflattert war.
Martinez fasste sie an der Hand. »Was ist denn? Geht es Ihnen nicht gut?«
»Nein!«, quetschte sie heraus und riss ihre Hand weg. Das Boot glitt zum Steg, und Sula sprang sofort hinaus. Ihre Schienbeine prallten schmerzhaft gegen eine Stufe, doch sie richtete sich sofort wieder auf und entfernte sich mit raschen Schritten. Martinez stand noch in dem
schwankenden kleinen Kahn und hatte - ein lächerlicher Anblick - die Arme ausgebreitet, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Was habe ich nur falsch gemacht?«, rief er ihr verwirrt hinterher.
Die Regentropfen trafen wie kleine nasse Peitschenhiebe ihr Gesicht.
»Nichts!«, rief sie über die Schulter zurück und beschleunigte ihre Schritte.
7
Der Katafalk des letzten Großen Meisters rollte stumm und gemessen wie ein Gletscher den langen Boulevard der Praxis hinunter, von der Großen Zuflucht im Gipfel der städtischen Akropolis bis zum Sitz der Ewigkeit am anderen Ende des mächtigen Felsens, auf dem die Hohe Stadt thronte. Das Dach der gewaltigen Karosse schmückte ein doppelt lebensgroßes Bild des letzten Shaa. Auf dem mächtigen Körper warf die graue Haut große Falten, und den Kopf, der einem Schiffsbug ähnelte, hielt er stolz aufrecht wie eine Bergkuppe in einem fernen Wüstenland, um in eine Zukunft zu blicken, die nur ein Wesen zu erkennen vermochte, das so weise war wie ein Shaa.
Martinez stand schon eine Weile unter dem grauen Himmel auf der Straße. Stunden, wie es ihm schien. Er trug seine formelle Trauerkleidung mit Umhang, Brokat, Epauletten und Kampfstiefeln. Sein Kopf war mit einem hohen schwarzen Ledertschako bedeckt. Bei der Trauerkleidung waren die gewöhnlichen Farben des Dienstes vertauscht. Anstelle
Weitere Kostenlose Bücher