Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
kooperativ -, doch er schien unfähig, irgendwelche technischen Zusammenhänge zu begreifen.
Nein, dachte Martinez, so ganz traf das nicht zu. Sorensen war durchaus in der Lage, eine komplizierte Serie von Pässen zu verstehen, die Tarafah sich für das gefürchtete Offensivspiel der Corona ausgedacht hatte, und das waren zweifellos technische Abläufe. Außerdem konnte Martinez nur Hochachtung für jemanden empfinden, der fähig war, die vielfältigen Überlieferungen, Auslegungen und Präzedenzfälle hinsichtlich der Abseitsregel in der Liga der Flotte im Kopf zu behalten. Es war einfach nur so, dass Sorensen keinerlei Verständnis für irgendetwas außerhalb des Spielfeldes hatte. Dem Sport aber widmete er sich mit einer nachgerade einzigartigen Hingabe.
All das wäre nicht so wichtig gewesen, wenn Sorensen nicht unlängst befördert worden wäre. Tarafah wollte seinen Spielern über die größeren Summen hinaus, die er ihnen zweifellos heimlich zusteckte, noch etwas zukommen lassen, und hatte acht seiner wichtigsten Spieler in den Rang von Gefreiten aufrücken lassen. Zweifellos
wären sie sogar Stabsgefreite geworden, hätte dieser Rang nicht eine Prüfung vorausgesetzt, bei der ihr mangelndes Wissen über ihre dienstlichen Pflichten aufgefallen wäre.
Abgesehen vom Ersten Leutnant Koslowski, der trotz seiner Position als Torwart ein recht kompetenter Offizier zu sein schien, gab es zehn weitere erstklassige Spieler und einen Auswechselspieler. Der zweite Auswechselspieler war ein Kadett, der direkt nach einer siegreichen Saison auf der Cheng-Ho-Akademie angeheuert worden war. Hinzu kam noch ein Trainer in Verkleidung eines Zweiten Waffenmeisters. All diese Leute bildeten für eine nur einundsechzig Köpfe zählende Mannschaft einen gehörigen Ballast.
So fand Martinez schließlich heraus, was es bedeutete, wenn Tarafah verlangte, das ganze Schiff müsse an einem Strang ziehen. Es bedeutete, dass alle anderen die Aufgaben der aktiven Spieler mit erledigen mussten.
Damit wäre er mühelos zurechtgekommen, wenn es nur darum gegangen wäre, den freundlichen, aber unfähigen Sorensen zu entlasten. Da Tarafah und sein Erster Offizier aber nichts als Fußball im Kopf hatten, musste Martinez auch noch einen Teil von Koslowskis Arbeit übernehmen und sogar für den Kapitän einspringen. Manchmal übernahm er nach seiner eigenen auch noch ihre Wachen, und das sogar schon in der Pause zwischen den Ligaspielen. Martinez fürchtete den Zeitpunkt, zu dem die nächste Saison beginnen würde.
Die kleine dunkelhäutige Garcia, die auf der Corona
den Posten des Zweiten Offiziers bekleidete, konnte er nur beneiden. Sie war nicht groß genug, um aktiv mitzuspielen, und sprach mit einem Provinzakzent, der fast so schlimm war wie sein eigener. Allerdings hatte sie sich dem Kapitän als erster und wichtigster Fan unentbehrlich gemacht. Sie hatte die nicht Aktiven der Besatzung organisiert, damit sie den Coronas bei den Wettkämpfen zujubelten, und zu Ehren der Spieler Partys ausgerichtet. Auf diese Weise hatte sie sich in den inneren Kreis des Kapitäns vorgearbeitet, musste aber trotzdem ihre eigenen Wachen übernehmen und ihre Arbeit erledigen - und obendrein vermutlich noch einen Teil der Aufgaben des Ersten Leutnants.
»Pilot, Schiff rotieren«, befahl Tarafah. Ein wenig vor der Zeit, dachte Martinez, da die anderen Schiffe der Abteilung das Manöver noch nicht durchgeführt hatten, doch es konnte auch nicht schaden.
»Rotiere Schiff«, antwortete die Zweite Pilotin Anna Begay, die gerade die Arbeit des Ersten Piloten Konstanza erledigte. Der langbeinige Mittelfeldspieler, der hinter ihr auf dem Platz des Hilfspiloten saß, hatte sich eine archivierte Ausgabe von Sportklassiker auf seine Bildschirme geholt.
Die Beschleunigungsliegen schwangen leicht in den Käfigen hin und her, als sich die Corona drehte. Martinez konzentrierte sich weiter auf sein Kommunikationspult.
»Zwo-zwo-sieben zu eins-zwo-null, Lord ElCap«, meldete Begay.
»Maschinen, vorbereiten für Beschleunigung«, sagte Tarafah.
»Maschinen bereit«, antwortete Stabsfeldwebel Mabumba, der für die Prüfung zum Oberstabsfeldwebel einen Kurs in Antriebstechnik belegt hatte.
Auf Tarafahs Wange zuckte wieder der kleine Muskel, während er die digitalen Anzeigen prüfte. »Maschinen, auf mein Kommando beschleunigen«, sagte er. Als der Zeitgeber auf 27:10:001 sprang, rief er: »Maschinen Start!«
Die Beschleunigung traf die Besatzung wie mit einem
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