Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Flaggschiff reisen. Das ist doch schon mal was.«
Abacha zuckte mit den Achseln, dann heiterte sich seine Miene auf. »Übrigens gibt es gerade einige hervorragende Partys. Da wir das Zeug nicht mitnehmen können, trinkt jeder seine besten Tropfen aus. Wenn du willst, bist du herzlich eingeladen.«
»Mein Terminkalender ist momentan leider ziemlich voll«, lehnte Martinez ab.
»Oh, richtig!« Abacha strahlte begeistert. »Du bist ja frisch verheiratet. Mit dem Chen-Mädchen hast du einen richtig netten Fang gemacht.«
»Danke«, sagte Martinez.
»Weißt du«, fuhr Abacha lachend fort, »eigentlich dachte ich, Lady Sula wäre deine nächste Eroberung.«
Martinez setzte ein falsches Lächeln auf. »Ehrlich?«, fragte er.
»Ich war immerhin wachhabender Offizier in der Operationszentrale … und ich habe die Logs mit all den Botschaften gesehen, die ihr euch während dieser Blitsharts-Sache hin und her geschickt habt. Ich war völlig sicher, dass ihr …«, Abacha suchte nach dem richtigen Wort, »… eine enge Beziehung hattet.« Er schüttelte den Kopf. »Dann ist wohl nichts daraus geworden. Schade eigentlich, denn sie ist hübsch … sie hätte gut zu dir gepasst.«
»Wie du schon sagst«, log Martinez. »Es ist nichts weiter daraus geworden.«
»Aber trotzdem geht es jetzt bergauf, was?« Er schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Lady Terza Chen! Das ist nun wirklich perfekt. Du bist ein glücklicher Mann, weißt du das?«
»Ja«, erwiderte Martinez. »Das habe ich schon mal irgendwo gehört.« Er griff nach seinem Glas und trank. Wie ein kühles kleines Feuer fuhr der Alkohol durch seine Kehle.
Ari Abacha war immer noch nachdenklich. »Du und Caroline Sula«, überlegte er. »Wer hätte gedacht, dass ihr so berühmt werdet? Ihr müsst euch doch fragen, wie es überhaupt dazu kommen konnte.«
»Der Krieg«, erklärte Martinez seinem Glas. »Der Krieg hat alles verändert.«
Ein kalter Wind fegte durch die Hohe Stadt und brachte den Geruch von Regen mit. Deshalb fuhr Martinez mit dem Taxi von der Kommandantur zum Shelley-Palast, wo er mit Roland und Walpurga zu Abend essen wollte. Er hatte den Tag ohne Terza verbracht, weil sie ihre Eltern zum Skyhook begleitet hatte und erst spät zurückkehren würde.
An diesem Tag sollte auch die Evakuierung der Konvokation beginnen. Offizielle Verlautbarungen gab es nicht, und die Medien hatten keine Berichte gebracht. Die ganze Hohe Stadt hütete das Geheimnis. Auf dem Boulevard der Praxis waren Lastwagen unterwegs, die Haushaltsgegenstände ins Lager brachten, und mehrere größere Paläste waren bereits verrammelt. Die Elemente, die Zanshaas Stil ausmachten, verschwanden, und niemand wusste, was nach dem Einmarsch der Naxiden an deren Stelle treten würde.
Im Shelley-Palast waren die Fensterläden noch nicht geschlossen, doch das würde in wenigen Tagen geschehen. Die Bewohner packten ihre persönlichen Habseligkeiten ein, damit sie über den Skyhook zur Ensenada geschickt werden konnten, der Familienjacht der Martinez. Das Schiff würde Fracht und Familie nach Laredo befördern und sollte aufbrechen, sobald Martinez seine Flitterwochen beendete und seinen Posten in Michi Chens Geschwader antrat. Martinez fand es freundlich, dass sie warteten, hielt es aber für ungerecht, dass Terza nun drei Monate lang Tag für Tag Roland, Walpurga und PJ ertragen musste.
Die Daffodil sollte in vier Tagen bereit sein, hieß es. Nach nur sieben Tagen Eheleben würden er und Terza getrennt, sicherlich für viele Monate, möglicherweise für ein Jahr oder länger. Vielleicht sogar für immer, wenn etwas schiefging.
Ihre ersten gemeinsamen Tage waren beschaulich verlaufen. Die heitere Gelassenheit, die Terza ausstrahlte, hatte bei Martinez ihre Wirkung nicht verfehlt. Meist hatten sie sich in der Hotelsuite aufgehalten und das Essen aufs Zimmer bringen lassen. Abgesehen von zufälligen Begegnungen bei ihren kurzen Spaziergängen hatten sie niemanden sonst gesehen.
Sie hatten die Hochzeitsgeschenke geöffnet. Martinez war es nur mit Mühe gelungen, beim Anblick der Guraware-Vasen seinen Schreck zu verbergen. Sie hasst mich, hatte er traurig gedacht.
Er hatte die Vasen ins Lager geschafft und hoffte, sie würden für immer dort bleiben.
Dann hatten sie den Hochzeitsgästen ihren Dank übermittelt. Jeden Tag wurden frische Schnittblumen ins Zimmer gestellt, die Terza zu wundervollen Arrangements ordnete, bis jeder Winkel der Suite von Duft und Farben erfüllt war.
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