Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
wieder.«
»Wissen Sie, ob irgendetwas passiert ist?«, fuhr Sula fort. »Ab und zu bekomme ich eine Mail von ihm, aber – nun ja, die letzten waren stark zensiert. Genau genommen war sogar der größte Teil des Inhalts herausgeschnitten. Anscheinend ist aber nichts schiefgegangen, und er scheint guter Dinge zu sein.«
Lord Roland wechselte lächelnd einen Blick mit Lord Chen.
»Ja, es ist tatsächlich etwas geschehen«, sagte Chen. »Aus verschiedenen Gründen geben wir die Information noch nicht frei, aber es gibt keinen Grund, sich um Lord Gareth Sorgen zu machen.«
Ihre Gedanken rasten. Eine Niederlage vertuschten sie sicher nicht, also möglicherweise einen Sieg. Der einzige Grund, einen Sieg geheim zu halten, war der Wunsch, die Naxiden in die Irre zu führen. Irgendwo weit entfernt von Zanshaa flogen und kämpften Schiffe, oder der Kampf war bereits vorbei.
»Eigentlich habe ich mir keine Sorgen gemacht«, sagte sie. »Lord Gareth wirkte so fröhlich. Aber die ganze Sache kam mir … eigenartig vor.«
Chen lächelte zufrieden. »Ich könnte noch anmerken, dass es bald eine weitere Verleihungszeremonie geben könnte, an der Lord Gareth teilnehmen dürfte. Aber vielleicht habe ich damit schon zu viel gesagt.«
Also ein Sieg. Sulas Herz machte einen Freudensprung. Vielleicht hatte Martinez die neue Taktik – ihre neue Taktik – eingesetzt, um den Feind zu zerschmettern.
»Ich werde es für mich behalten«, versprach Sula. Wem hätte sie es auch erzählen sollen?
Chen und Lord Roland entschuldigten sich und kümmerten sich um ihre Geschäfte. Sula verbrachte mit Terza noch eine angenehme Stunde im Garten, verabschiedete sich und ging in den strahlenden Sonnenschein der Hohen Stadt hinaus. Eine Weile hielt sie sich im Auktionshaus La-gaa und Spacey auf und bewunderte die Ausstellungsstücke.
Mit Sammlern ließen sich offenbar gute Geschäfte machen. Die Menschen tauschten ihr Vermögen in bewegliche Habe um, vor allem in Schmuck und leicht transportierbare, dauerhafte Objekte wie Schatullen, kleine Tische, Gemälde und Plastiken.
Der Preis von Porzellan schien dagegen eher zu sinken. Vielleicht dachten die Käufer, es sei in den kommenden unsicheren Zeiten zu zerbrechlich.
Eine Vase erregte ihre Aufmerksamkeit: Ein Ju-Yao-Stück aus der Sung-Dynastie, etwa zwei Handspannen hoch, unten verjüngt und oben breit, mit einem kleinen Ausguss. Ihre Hände sehnten sich danach, die krakelierte blaugrüne Glasur zu berühren. Die Fabrik, aus der diese Vase stammte, hatte in Honan nur zwanzig Jahre produzieren können, bis sie bei einer Invasion der Tataren zerstört worden war. Sula stellte sich vor, wie die Schale, auf einem Ochsenkarren in Stroh verpackt, vor den Invasoren nach Süden geflohen war, um in Jangtse, weit vom Ursprungsort entfernt, im Exil zu überdauern.
Später hatte die Vase noch viel größere Reisen unternommen, und jetzt gehörte sie zu einer Sammlung, die gerade aufgelöst wurde. Da die Preise fielen, hätte Sula sie für fünfundzwanzigtausend Zenith erstehen können – eine Summe, die etwa achtzig Prozent ihres derzeitigen Vermögens ausmachte.
Natürlich wäre es lächerlich gewesen, für ein solches Stück so viel Geld auszugeben. Völlig verrückt. Das Ding war ja wirklich zerbrechlich, und nachdem es die Tataren und die Eroberung durch die Shaa überlebt hatte, war sein Glück jetzt vielleicht verbraucht.
Andererseits, so sagte sie sich, war es ihr gutes Recht, das Geld für ihre größten Wünsche auszugeben.
Schließlich ließ sie das Objekt widerstrebend stehen. Sula hatte beschlossen, vernünftig zu sein.
Die nächsten paar Tage verbrachte sie mit der Wohnungssuche. Inzwischen hatten so viele Bewohner die Hohe Stadt verlassen, dass die Mieten beinahe akzeptabel waren. Sie bezahlte einen Monat im Voraus für eine Wohnung im dritten Stock eines umgebauten alten Palasts. Die Möbel im Sevigny-Stil waren pompös und hässlich, doch damit konnte sie bis zu ihrem nächsten Einsatz leben. Zu der Wohnung gehörten ein junger Lai-own, der das Putzen übernahm, sowie ein Koch, der sie für ein paar Zenith bediente.
Das Gebäude war nicht weit vom Shelley-Palast entfernt, wo die Martinez residierten.
Sula dachte oft an Martinez und freute sich darauf, in seiner Nähe zu sein. Natürlich brauchte sie eine passende Bleibe, in die sie sich zurückziehen konnten. Dazu war weder ein Zimmer in einer Unterkunft der Flotte noch ein Palast geeignet, in dem sich ein Schwarm neugieriger
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