Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
einer Torminel, deren Abbild auf seinem Display dargestellt wurde. »Wir hoffen sehr, dass Sie kommen können«, sagte er, »denn Sie waren seit unserer Ankunft sehr freundlich zu uns.«
Die Torminel nahm mit Freuden die Einladung an. Roland schaltete ab und hob den Kopf.
»Ich hoffe, du kannst dich vorübergehend von deinen fleischlichen Gelüsten losreißen und morgen um sechzehn nulleins an der Hochzeitsfeier deiner Schwester teilnehmen.«
Martinez ließ sich auf einem Stuhl nieder. »Über welche Schwester reden wir jetzt?«
»Vipsania. Danach wird sie mit Lord Oda und seiner Familie deren Klienten auf Sarafan besuchen.«
Martinez legte die Füße auf den Schreibtisch seines Bruders. Er fühlte sich überschwänglich, und dies nicht nur, weil er die Nacht in Sulas Armen verbracht hatte. Am Morgen war eine Mitteilung von Do-faq eingegangen. Der Kommandeur billigte Martinez’ Plan und hatte ihn an den Flottenausschuss weitergeleitet. Außerdem hatte Do-faq die Ergebnisse seiner letzten Experimente mit der neuen Taktik übermittelt. Er und Sula hatten sie beim Frühstück analysiert. Die körperliche Erfüllung und die geistigen Übungen, gemeinsam mit einer fantasievollen, einfallsreichen Partnerin, die ihm mehr als ebenbürtig war, erzeugten ein unvergleichliches Hochgefühl.
Die arme Vipsania, dachte er.
»Das klingt ganz so, als würde sie eine wundervolle Hochzeitsreise bekommen«, sagte er, »da sie mit ihren ausgedörrten angeheirateten Verwandten längere Zeit auf einem Schiff hocken wird. Wird sie ihr Medienimperium von Zarafan aus leiten?«
»Wahrscheinlich. Es sei denn, Zarafan ist irgendwann ebenfalls nicht mehr sicher.«
Roland legte die gefalteten Hände auf den Schreibtisch und betrachtete Martinez von oben bis unten. »Ich wäre dir dankbar, wenn du nicht antwortest, falls Sempronia mit dir Verbindung aufnehmen will.«
Martinez zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts dazu.
»Sie wird enterbt«, fuhr Roland fort. »Kein Geld, keine Kommunikation, kein Kontakt. Sobald wir Zeit haben, alles zusammenzupacken, wird ihr Besitz für wohltätige Zwecke gespendet.«
»Wohltätigkeit.« Martinez sprach es aus, als wäre ihm das Wort völlig unbekannt.
»Walpurga bestand darauf, Sempronia zu bestrafen, und nach den Drohungen, die unsere kleine Schwester ausgestoßen hat, habe ich keine Einwände mehr. Oh, falls ich es noch nicht erwähnt habe – Sempronia ist sogar einverstanden.« Roland lächelte grimmig und zufrieden. »Ich habe gestern Abend und noch einmal heute Morgen mit ihr gesprochen. Sie bekommt die Erlaubnis zu heiraten, doch sie wird in Zukunft eine Shankaracharya sein – er muss sie und ihre Launen bezahlen, nicht wir.«
»Ich glaube, er ist reich«, meinte Martinez.
»Der Shankaracharya-Clan hat stark in die pharmazeutische Industrie und die Biochemie investiert.« Über solche Details wusste Roland natürlich Bescheid. »Auf Zanshaa besitzen sie allerdings nichts. Wir nehmen an, dass sie nach dem Krieg umziehen wird.«
»Zweifellos ein vernichtender Schlag«, sagte Martinez. Roland hatte anscheinend vergessen, dass nur ihr Vater seine Kinder enterben konnte. Das war die einzige Aufgabe, die er nicht an einen seiner Sprösslinge delegieren konnte.
Martinez konnte die Entscheidung mit einer persönlichen Botschaft möglicherweise etwas beeinflussen – vielleicht nicht an Lord Martinez selbst, sondern an seine Lady, an eine Frau, die eine solche Flucht aus Liebe dank ihrer romantischen Veranlagung vielleicht sogar verstehen konnte …
Roland betrachtete Martinez neugierig. »Was hast du nur getan, dass Sempronia sich jetzt so maßlos aufregt? Ich habe noch nie gehört, dass sie solche Worte in den Mund genommen hat.«
Martinez schwieg, Roland zuckte mit den Achseln und fuhr fort.
»Lord Pierre und ich haben den Termin für Walpurgas Trauung mit PJ in drei Tagen angesetzt. Es wird keine große Sache, aber wir hoffen, dass du kommst.«
Martinez musste nicht lange überlegen, um auf eine schnippische Antwort zu verfallen. »Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn ich Trauerkleidung trage.«
Roland ließ sich nicht beeindrucken. »Du weißt doch, dass die Heirat unumgänglich ist.«
»Nein, das weiß ich nicht.« Martinez warf die Medaille mit der Goldenen Kugel hoch und fing sie auf. »Du willst die Verbindung mit den Ngenis, weil sie dir den Zugang zu den höchsten Kreisen der Hauptstadt bieten können. Na schön.« Er nahm die Füße vom Tisch und beugte sich vor, um
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