Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
regelmäßigen Inspektionen hatte er über die Maschinen und Systeme im Grunde nicht Bescheid gewusst. Er hatte nur die Oberfläche betrachtet und nie erfahren, was unter der dicken Schicht Politur vergammelte.
Martinez lernte sein Schiff von oben bis unten kennen. Er inspizierte jede Pumpe, jeden Raketenwerfer, jede Leitung. Er wollte sich die Illustrious zu eigen machen.
Er arbeitete hart, das Handgelenk verheilte. Manchmal glaubte er, einen Hauch von Caroline Sulas Parfüm zu riechen.
Hin und wieder traf er sich mit Jukes, um über das neue Design des Schiffs zu sprechen. Nach und nach gewöhnte er sich an die Vorstellung, dass die Illustrious grelle Farben bekommen sollte. Hauptsache, es unterschied sich möglichst stark von Fletchers Geschmack.
Inzwischen arbeitete Jukes am Porträt. Der Künstler hätte es lieber elektronisch erstellt und ausgedruckt, doch Martinez wollte ein echtes Ölbild auf Leinwand haben. Also baute Jukes in Martinez’ Büro eine Staffelei auf und arbeitete dort.
Das Bild zeigte Martinez in seiner Galauniform, in einer Hand hielt er die Goldene Kugel und blickte über die rechte Schulter des Betrachters hinweg in die Ferne. Die andere Hand lag neben einem Modell der Corona auf dem Tisch. Hinter ihm sollte die Illustrious dargestellt werden, die mit lodernden Triebwerksflammen in die Schlacht raste.
Es gab einige Diskussionen darüber, ob das Porträt die Illustrious in ihrer jetzigen Gestalt mit Fletchers Dekor zeigen sollte, oder ob sie bereits im neuen Design dargestellt werden sollte.
Martinez schob die Entscheidung vor sich her und beschloss am Ende, es bei Fletchers alten Farben zu belassen. Falls er sich im Krieg auszeichnen sollte, würde er es mit der Illustrious im gegenwärtigen Design tun, und diese Ereignisse sollten verewigt werden.
Außerdem gab es keinen Grund, es bei einem einzigen Porträt zu belassen. Die veränderte Illustrious konnte später immer noch in einem anderen Werk erscheinen.
Bei seinen Appellen und Inspektionen stellte Martinez fest, dass die Besatzung auf unauffällige Weise attraktiver wirkte. Kazakov kam eines Tages mit offenem Haar zum Essen, und Martinez registrierte verblüfft, wie gut sie aussah.
Anscheinend wirkte Buckle als Friseur und Kosmetiker wahre Wunder. Selbst Strodes Kurzhaarschnitt schien ein wenig attraktiver. Martinez rief Buckle in seine Kabine und musste anschließend zugeben, dass auch er mit der neuen Frisur besser aussah.
Er ließ Jukes das Bild übermalen, um die Veränderung einzufangen.
Die Disziplinprobleme nahmen allerdings zu. Gelegentlich gab es Schlägereien, manchmal betranken sich ein paar Leute. Sie hatten zu wenig zu tun, um sich sinnvoll zu beschäftigen. Um das Schiff zu fliegen, waren nur etwas mehr als dreißig Leute nötig, außerdem noch einmal dreißig Leute, um die Waffen zu bedienen. Die Übrigen waren Ersatzmannschaften, falls es Todesfälle gab, und ein großer Teil der Besatzung bestand ohnehin aus Dienern der Offiziere. Die unterbeschäftigten Leute wurden vor allem im Schadensfall gebraucht. Im Notfall mussten Hunderte gut ausgebildete Hände mit anpacken, damit das Schiff überlebte. In der übrigen Zeit mussten die Offiziere Arbeiten für sie erfinden: putzen und polieren, bei Ritualen und Zeremonien mitwirken, Wartungsarbeiten und Messungen durchführen.
Irgendwann hing es allen, Offizieren wie Mannschaften, zum Hals heraus.
Hinter dem Überdruss spürte Martinez aber auch so etwas wie Optimismus. Die ChenForce kehrte zur Heimatflotte zurück und würde dann in Zanshaa den Feind angreifen und die Hauptstadt zurückerobern. Die Besatzung freute sich darauf, dass der Krieg und damit die Monotonie bald ein Ende finden würden.
Angesichts dieser Eintönigkeit an Bord war sogar ein unbarmherziger Feind eine willkommene Ablenkung.
Eines Abends trank Martinez seinen Kakao und betrachtete wieder einmal die Mutter, die Katze und das Kind im roten Schlafanzug. Anscheinend war die heilige Familie, falls das Bild sie tatsächlich darstellte, mit ihrem einfachen Leben recht zufrieden. Sie hatten ein Feuer, ein Bett und warme Kleidung. Das Kind war gut genährt, und auch für die Katze blieb noch etwas übrig.
Über unbekannte Mörder, die irgendwo draußen herumschlichen, mussten sie sich keine Sorgen machen, und vor einem Beschuss durch Antimaterieraketen oder vor Dokumenten, die andere gefälscht hatten, brauchten sie sich auch nicht zu fürchten.
Als er den Kakao getrunken hatte, beneidete
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