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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Aber sonst hatte er noch nie daran gedacht.
    Wenn wir nach Hause kommen, sagte seine Mutter, ziehst du aus. Du suchst dir einen Job und eine Wohnung. Oder schläfst auf der Straße. Mir egal.
    Galen wollte schreien, aber er hielt den Mund. Sie würde ihn nicht vor die Tür setzen. Er hasste ihre Machtspielchen. Er versuchte, sich einfach zu beruhigen, starrte an die Decke, diese verrückte Decke mit den weiß gestrichenen Latten, die alle diagonal verliefen. Das war widersinnig. Ihm war es bisher nie aufgefallen. Noch so ein Zeichen von Verrücktheit, aber er hatte noch nie hinaufgesehen.
    Helen und Jennifer marschierten vorbei, zur Tür hinaus. Er hörte die Autotür zuknallen, den Motor aufheulen, und sie fuhren weg.
    Tja, sagte er. Ich glaube, ich habe für heute genug Familie genossen. Er stand vorsichtig auf, mit kreisrund pochendem Kopf.
    Hilf mir auf, sagte seine Mutter.
    Hilf dir selbst, sagte er und ging hinaus. Die Luft staubig, also mussten sie schnell weggefahren sein. Er ging um die Hütte herum nach hinten, weg von der Küche, hinauf in den Wald. Die Erde locker, die Füße sanken ein. Irgendetwas hatte überall Erde aufgehäuft, Ameisen oder Maulwürfe oder was auch immer, und es war eher Sand als Erde, und Granitpartikel, die eine Art Schaum bildeten. Nirgendwo etwas Festes. Er stieg über verrottende Stümpfe und Äste, die fast wie Kohle aussahen, tief orange. Überall Insekten, ein verseuchter Ort.
    Er kam zu einem Wäldchen mit kleineren Pinien, die genug Schutz boten, stützte sich an der größten ab, beugte sich vor, rammte den Finger in den Rachen und ließ Schweinefett und Eierschleim und Pfannkuchen und Sirup raus, reinigte sich, machte sich wieder sauber. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, seine Familie auszukotzen, sie nicht mehr in sich zu tragen.

 
 

 

 
    D er Hühncheneintopf. Seine Mutter und Großmutter machten sich ans Kochen, machten sich daran, die Welt wieder zusammenzufügen. Wie oft schon, fragte er sich. Wie oft hatten sie die Welt wieder zusammengefügt? Und wozu? Warum ließen sie die Welt nicht auseinanderfallen, warum ließen sie die Wahrheit nicht zu? Das wäre einfacher. Alle könnten sich entspannen. Alle könnten einfach zugeben, dass sie einander hassten, und fertig. Aber irgendwie ging das nicht, also zerlegten seine Mutter und seine Großmutter an der Spüle zwei Hühnchen.
    Galen ging dann und wann hinunter, um zuzusehen, lugte von der Treppe aus um die Ecke, und keine von beiden beachtete ihn. Er war zu einem Geist geworden.
    Seine Mutter beim Schneiden gelber Zwiebeln an der Spüle, seine Großmutter beim Schälen gelber Kartoffeln am Tisch. Sie tranken wieder Wein, wieder eine Studie in Gelb, selbst die Kleidung war teilweise gelb. Der Pullover seiner Großmutter, die Schürzensäume seiner Mutter.
    Das Knirschen des Messers in der Zwiebel, das Klatschen des Schälers gegen die Kartoffel. Keine weiteren Geräusche, und das unter anderem machte die Welt so unerträglich, die Verstärkung kleiner Geräusche in einem Vakuum. Es war ein Zeichen. Nur eine inszenierte Welt konnte so fadenscheinig sein und so lästig.
    Sie waren dieselbe Person, vielleicht, seine Mutter und seine Großmutter, ein unfokussiertes Bild, das er scharfstellen musste. Sie waren zur selben Zeit erschaffen worden, in Galens frühesten Erinnerungen, als er drei oder vier war, und sie hatten ähnliche Rollen. In den letzten Jahren waren sie auseinandergedriftet, da seine Großmutter den Verstand verloren hatte. Sie verharrte in einem Zustand des Wohlwollens ihm gegenüber, während seine Beziehung zu seiner Mutter sich beständig verschlechterte. Aber waren sie vielleicht, trotz alledem, dieselbe Person?
    Wenn du nichts zu tun hast, kannst du Holz hacken gehen, sagte seine Mutter. Sie stand an der Spüle und schnitt jetzt Karotten, ohne sich nach ihm umzudrehen. Er war sich nicht sicher, woher sie überhaupt wusste, dass er da war.
    Okay, sagte Galen. Sein Kopf tat ihm weh, aber die Vorstellung, der Küche zu entkommen und seiner Mutter, gefiel ihm, und er hackte gern Holz.
    Er ging vorne raus und an der Terrasse vorbei zum Geräteschuppen. Ungefähr so groß wie ein Plumpsklo und sogar noch älter als die Hütte. Kein Licht, er brauchte ein bisschen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Schaufeln, Hacken, diverse Äxte, als wären sie hier in einem Goldgräberlager. Alle Werkzeuge alt, die Holzgriffe dunkel und speckig abgegriffen. Die Angelausrüstung war auch hier, alte

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