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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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den Rhythmus nicht unterbrechen, aber schließlich konnte er sie einfach nicht mehr halten.
    Weiter, sagte sie.
    Er trat hinaus in die Sonne und wanderte durch die Plantage, barhäuptig und sonnenwirr, und die Hitze umringte ihn schwer. Die Furchen uneben und klumpig, seit Jahren nicht umgegraben. Das Bewässerungssystem noch intakt, dünne dunkle Spuren, die entlang der Baumreihen verdampften. Er zog die Schuhe aus und stapfte durch den Matsch, mit schmatzendem Geräusch, endlich eine Abkühlung für die Füße. Der Schatten hier immer noch heiß, Sonnenlicht überall zwischen den Blättern, kein echter Schatten. Die Walnuss ein brutaler Baum.
    In der Hitze und der grellen Sonne schienen die Baumstämme weiter auseinander zu stehen, der Garten sich auszudehnen wie Metall.
    Er stöhnte und knurrte eine Weile und wanderte ziellos umher, wanderte im Dreck. Wenn seine Füße zu heiß wurden, stapfte er in den Matsch und zog weiter. Unkraut und Dornen, jede einzelne Pflanze unfreundlich. Die meisten sahen tot aus, aber sie standen noch aufrecht, dürre braune und gelbe Stängel von Scheißsträuchern und Dreckskräutern und Pissgras. Jahrelanger Verfall toter und trockener Blätter, eine Schicht von Häuten. Und wo die Erde noch durchblickte, war selbst das Braun ausgebleicht. Erde, die eher weiß als braun war. Dieser trostlose Ort. Schön für die Grashüpfer und Bienen und Schmetterlinge, am schlimmsten die Grashüpfer, die er rings um sich landen hörte. Einigen setzte er nach, trat sie fest nach ihrer Landung, zerklatschte sie mit den Händen, knirschende braune Leiber, übergroße Köpfe mit großen schwarzen wachen Augen, Beine so dünn, dass sie aus nichts gemacht waren. Er wollte, dass sie alle starben und das Unkraut gleich mitnahmen, den Garten ausräumten, und dann wollte er Regen. Die Erdesollte wieder braun sein. Die Sonne aufhören zu scheinen.
    Kein Vater, sagte er. Nur eine Mutter, und dann so eine. Das ist es, was ich bekomme im Leben. Er ging zur Mauer, einer hohen, mit der neuen Wohnsiedlung errichteten Wand, doppelt so hoch wie er und aus Schlackenbetonklötzen, orange-braun gestrichen, um sich in die Umgebung einzufügen. Die Häuser, die mit einem halben Stockwerk herüberlugten, hatten dieselbe Farbe. Ihre Klimaanlagen ratterten Tag und Nacht. Noch so ein Gefängnis, das Leben in dieser Wohnsiedlung, aber nichts gegen das Gefängnis, das ihn erwartete.
    Er konnte nicht mal daran denken. Er konnte sich nicht vorstellen, im Gefängnis zu sein. Sein Gehirn brachte das einfach nicht fertig, das Bild fügte sich nicht zusammen. Das war wie in T-Shirt und Shorts auf dem Mond zu stehen oder auf dem Mars in einem Sessel zu lümmeln und Tee zu trinken.
    Galen war schwindlig vor Hitze, so benommen, dass er sich an einen Baum lehnte. Der Schatten eine Art Strafe. Die Erinnerung eines Schattens, der eigentlich keiner war, weil die Walnussblätter nicht dicht genug waren in dieser Sonne. Als die Bäume noch beschnitten und gepflegt wurden, waren sie dichter gewachsen. Jetzt hatten sie tote Äste und trugen weniger Walnüsse und sahen struppig aus.
    Limonade, sagte er. Ich brauche Limonade. Er stand auf und lief quer durch die Plantage, eine weitere Mondmission, wortlos vorbei an seiner Mutter im Schuppen. Er ging über den Rasen ins Haus und machte sich einengroßen Krug Limonade, einen Glaskrug mit einem Glasrührer, einem langen durchsichtigen Stab mit einer durchsichtigen Kugel am oberen Ende. Es klang schön beim Umrühren, und er tat viele Eiswürfel hinein, damit es klimperte. Er machte die Limonade aus einer Fertigmischung und fügte keine frischen Zitronen hinzu wie seine Mutter, aber sie schmeckte gut.
    Er trug die Limonade auf einem Tablett mit zwei Gläsern zum Tisch unter dem Feigenbaum.
    Galen?, fragte seine Mutter.
    Yep.
    Lass mich auf der Stelle raus.
    Tut mir leid, sagte er. Ich bin beschäftigt. Er zog einen Stuhl näher an die Schuppenwand, stellte den Tisch dazu. Der Schatten der Feige hier war vollkommen. Große Blätter, ein riesiger Baum und nichts abgestorben. Er strotzte vor Gesundheit. Galen schenkte sich ein und fragte sie dann, möchtest du auch ein Glas?
    Was?
    Ich habe mir gerade Limonade eingeschenkt. Möchtest du auch ein Glas?
    Ja.
    Na schön. Er schenkte ihr ein. Bitte sehr, sagte er.
    Das ist grausam.
    Es ist, wie es ist. Du bist doch diejenige, die sich im Schuppen versteckt. Sicher in deinem Schlupfwinkel. Wenn du Limonade willst, komm raus und hol sie dir.
    Er trank. Ah,

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