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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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sagte er. Das tut gut. Ich hatte richtig Durst. Ist aber auch eine Affenhitze heute.
    Er hörte, wie die Schuppentür gerüttelt und geschlagen wurde, gedämpft allerdings, weil sie auf der anderen Seite war.
    Galen!, schrie seine Mutter.
    Das ist Misshandlung, sagte er. Versuche, deine Wut zu zügeln. Komm und setz dich einfach und trink ein Glas Limonade, und dann reden wir. Wir sind doch beide vernünftig.
    Ich werde ihnen sagen, dass du versucht hast, mich umzubringen. Ich werde ihnen sagen, dass du mich hier eingesperrt hast.
    Du hast dich selber eingesperrt.
    Deine Fingerabdrücke sind auf dem Schloss.
    Tja, sagte er und kippte das Glas. Er machte die Augen zu und versuchte, sich auf die Limonade zu konzentrieren, kalt und süß und auch bitter. Er wusste nicht, wie es so weit gekommen war, dass er allein unter dem Feigenbaum saß und seine Mutter eingesperrt im Schuppen mit dem Vorsatz, ihn ins Gefängnis zu bringen. Nichts davon war möglich. Ich verstehe nicht, wie es so weit gekommen ist, sagte er.
    Du hast deine Cousine vergewaltigt. Ganz einfach.
    Wenn du das immer wieder sagst, wie soll ich dich da rauslassen?
    Du lässt mich auf der Stelle raus.
    Weißt du, was ich mir vorstelle, wenn ich an Gefängnis denke?
    Geh auf der Stelle um den Schuppen und schließ auf.
    Ich stelle mir vor, in T-Shirt und Shorts auf dem Mond zu stehen. Das habe ich mir vorgestellt, als ich draußen in der Plantage war.
    Wenn du nicht aufschließt, kommst du noch länger ins Gefängnis. Dann kriegst du die Todesstrafe.
    Es ist der Mond, aber mit guter Luft und guter Temperatur. Es ist sehr still, und es geht kein Wind. Es gibt nur Felsen und dunklen Sand, so weit das Auge reicht, und ich weiß, das ist alles. Mehr kriege ich nicht. Ich kriege keine Menschenseele zu Gesicht. Und keine andere Farbe außer diesem Felsen und Sand.
    Das Gefängnis ist nicht der Mond.
    Ich weiß. Ich will damit sagen, dass ich mir Gefängnis nicht vorstellen kann. Ich kann es mir nicht mal vorstellen. Ich kann da nicht hingehen.
    Du gehst da hin.
    Aber das ist es doch. Ich gehe da nicht hin.
    Doch.
    Schön, sagte er. Er stand auf und nahm den Glaskrug. Er trat an die Wand und schüttete die Limonade an ein breites Brett. Hier ist deine Limonade, sagte er. Lass es dir schmecken.
    Das werde ich ihnen alles erzählen. Jede Einzelheit kriegen sie zu hören. Wie du mich gefoltert hast.
    Folter, sagte er. Jetzt bin ich ein Folterer. Gibt es irgendetwas, das ich in deinen Augen nicht bin?
    Ja, mein Sohn.
    Galen lachte. Toll. Das ist toll. Danke, Mom. Du bist eine Mordsmutter. Danke, dass du für mich da bist.
    Galen. Begreif doch. Jede Minute, die du mich hier weiter festhältst, macht es schlimmer für dich.
    Mom. Begreif doch. Du hockst in einem beschissenen Schuppen, und du kommst da nicht raus.

 
 

 

 
    G alen lag auf dem Bett und starrte in die dunklen Höhlen seiner Zimmerdecke. Krater, da hatte er also seine Mondlandschaft. Sonnenflecken, die noch immer in seinen Augen schwammen, Sonneneruptionen. Seine Mutter ein anderer Planet, weit weg, der sich drehte und drehte. Sie beide gemeinsam gefangen in irgendeiner Umlaufbahn.
    Die Luft kühl im Zimmer, sogar ohne Klimaanlage. Altes Haus, dicke Wände, dickes Dach, schwere Isolierung und schwere Vorhänge. Eine Art Festung im Tal.
    Galen schloss die Augen, und die Sonnenflecken verbanden sich nicht zu Mustern. Rundliche Kleckse, die schwebten und verschwanden, die sich plötzlich in neue Gefilde bewegten wie UFO s. Die auftauchten und abtauchten, blitzschnell.
    Der Gedanke, auf dem Mond zu stehen, gefiel ihm. Das Licht würde immer schräg einfallen wie abends auf der Erde kurz vor Sonnenuntergang, außer dass die Sonne nie ganz unterging. Lange Schatten hinter jedem Stein, Schatten selbst von großen Sandkörnern. Eine Präsenz in allem, leuchtend, und kein anderer Mensch. Keine Spuren. Er wüsste immer, dass er auf der Oberfläche eines Himmelskörpers stand. Das könnte er spüren, die Wölbung auf allen Seiten. Und wenn er ginge, würden seine Füße berühren, was noch unberührt war. Er würde barfuß gehen und die leicht kühle Oberfläche spüren, gleichförmig und unveränderbar, jeder Stein und jedes Sandkorn über Milliarden von Jahren egalisiert von der immer gleichen Sonne. Jeder seiner Schritte wäre älter als der eines Dinosauriers, würde Sand aufwühlen, der in einer vergangenen Ära aufgeschüttet worden war, zerbrochen und gesiebt in einer Zeit, da Planeten gemacht wurden, da der

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