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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Hof und ließ sie auf den Rasen fallen. Dann holte er Streichhölzer aus der Küche, um die Decke und alles, was sie verkörperte, zu verbrennen. Er sah zu, wie die Flamme an einer Ecke züngelte, beinahe unsichtbar in der Sonne. Ein Hauch von Blau und Orange. Er spürte die Wärme des Feuers, das sich immer weiter ausbreitete, wärmer noch als die heiße Sonne, und sah die Wolle, während sie verzehrt wurde, schwarz und dünn werden. Das Feuer erkennbar an dem, was es zurücklässt.
    Die Decke schrumpelte zu einem Ball, knäulte sich fest zusammen und wurde schwarz und kehrte zurück zu Erde und Luft, wurde Asche und Dunst, nicht mehr als eine graue Schliere auf dem Grün. Genau das musste Galen irgendwie mit seinem Leben anstellen. Er musstees wegbrennen, erneuern, die Verheißung eines Neustarts finden.
    Er wusch sich unter der Dusche, schrubbte seinen Schwanz erbarmungslos. Keine Spur würde von Jennifer bleiben. Und ganz bestimmt hatte sie inzwischen schon drei Mal geduscht.
    Galen nahm seine Unterwäsche mit in den Hof und verbrannte auch sie. Dann ging er zum Schuppen und baute sich vor der Tür mit dem rostigen Schloss auf.
    Ich habe Durst, sagte sie. Es ist heiß hier drin. Du musst aufschließen und weggehen. Ich gebe dir eine Stunde.
    Ich habe alles verbrannt.
    Wie?
    Ich habe die Decke verbrannt. Ich habe meine Unterhose verbrannt. Ich habe geduscht. Und du weißt, dass Jennifer schon geduscht hat. Also gibt es keine Beweise mehr.
    Das ist egal. Ich bin die Zeugin, und das zählt. Wie oft sagt eine Mutter gegen ihren eigenen Sohn aus? Sie werden mir glauben.
    Warum machst du das?
    Warum bist du so geworden?
    Das ließ sich ja wohl nicht verhindern.
    Und so ist es jetzt auch. Ich habe keine andere Wahl.
    Du musst mit mir reden. Du kannst nicht einfach so daherreden.
    Ich muss gar nichts.
    Hier geht es nicht mal um mich.
    Genau das habe ich ja gesagt. Ich wusste, dass du glaubst, das hätte nichts mit dir zu tun. Ich wusste, dass du meinst, das wäre allein mein Problem und ein Betrugund ungerecht. Aber du musst begreifen, dass es hier tatsächlich um dich geht. Du bist ein Tier, und du gehörst für den Rest deines Lebens hinter Gitter.
    Mom. Galen wusste nicht, was er noch sagen sollte. Ich bin kein Tier.
    Du bist ein Tier.
    Die Sonne so heiß. Er ging um die Ecke zum kleinen Geräteschuppen, der an den Hauptschuppen angebaut war. Dort drin wäre es schattig. Er zog die Holztür auf und wurde an seinen Großvater erinnert. Kaum mehr benutzt, die Werkzeuge, aber sein Großvater war ständig hier drin gewesen, hatte immer in der Plantage oder an der Hecke oder den Gebäuden gearbeitet, wenn er nicht gerade als Ingenieur tätig war. Sein ganzes Leben bestand aus Arbeit. Und so hätte aus ihm ein guter Mensch werden sollen, aber er schlug seine Frau, und deswegen war er kein guter Mensch. Er war jemand, der Menschen misshandelte. Das war mit dem Wort gemeint. Und deswegen war die ganze Familie gestört. Er war es, den man hätte wegsperren sollen. Galen hatte nichts Unrechtes getan. Seine Mutter lastete ihm ihren Vater an. Sie schickte ihren Vater ins Gefängnis.
    Ich bin nicht dein Vater, sagte er, so laut, dass sie es durch die Wand hörte.
    Wo bist du?
    Ich bin im Geräteschuppen. Und ich bin nicht dein Vater.
    Warum bist du im Geräteschuppen?
    Hier ist es schattig. Es ist heiß, und man kann nirgends sitzen, aber jedenfalls ist es nicht in der Sonne.
    Hier drin ist es auch heiß. Du musst die Tür aufsperren und weggehen. Ich habe das Warten satt. Ich muss hier raus, und ich brauche was zu trinken.
    Du versuchst, deinen Vater ins Gefängnis zu bringen. Genau das geht hier vor.
    Es geht um dich.
    Galen nahm eine Schaufel und knallte sie gegen die Wand. Es war eine große, schwere Schaufel mit einem breiten flachen Blatt, nicht abgerundet.
    Was machst du da?
    Er ließ es wieder knallen, rhythmisch.
    Hör auf.
    Ich mach weiter, bis du zugibst, dass es um deinen Vater geht und nicht um mich.
    Hör sofort auf.
    Aber Galen schlug weiter mit der Schaufel aufs Holz, in stetem Rhythmus, mit dem flachen Schaufelblatt gegen die Wand, damit es ganz laut knallte. Er beugte sich über die kleineren Geräte, um an die Wand zu kommen. Rebscheren und Heckenscheren und kleine Gartenschaufeln, über Jahre angesammelte Gerätschaften. Die Schaufel bald schwer, brennende Schultern, hastiger Atem, aber er machte weiter.
    Sie hatte aufgehört zu reden, und das war gut.
    Galen hätte gern eine kleinere Schaufel gehabt. Er wollte

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