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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Mond der Erde entrissen wurde.
    Zurück. Das wäre das größte Geschenk. Wenn er auch nur ein paar Tage zurückkönnte, wäre seine Mutter nicht im Schuppen.
    Er versuchte, sich einen Ausweg aus dieser Situation zu überlegen. Sie hatte recht. Mit jeder Minute wurde es schlimmer für ihn. Er saß tiefer in der Falle als sie.
    In Galens Kopf herrschte nur Leere. Es gab keine Richtung, in die er gehen konnte. Also stand er auf und ging nach unten auf den Rasen. Sie schrie. Im Haus hatte er davon nichts gehört.
    Hilfe!, schrie sie. Helft mir! Bitte helft mir! Alles gedämpft. Sie saß in einem Kasten. Sie hämmerte gegen die Wände.
    Galen ging näher ran, versuchte herauszufinden, wo sie hämmerte und womit. Sie war nicht an der Rückwand bei der Feige und auch nicht an der Seite. Er ging in die Plantage und sah, wie das Tor bei jedem Hämmern bebte und sich ein wenig beulte.
    Was machst du da?, fragte er.
    Dafür wirst du hängen, sagte sie, und dann schrie sie weiter. Hilfe! Ich bin im Schuppen!
    Dich kann keiner hören.
    Irgendjemand wird mich hören. Und sie werden dich wie einen Hund hier wegschleifen und in Ketten legen.
    Na, das ist doch eine hübsche Vorstellung. Danke, Mom. Aber wo kommen diese Leute her? Im Haus habe ich dich nicht gehört. Überleg mal, wie weit der nächste Nachbar weg ist. Und die haben alle ihre Klimaanlagen laufen, noch zwei Monate mindestens.
    Damit kommst du nicht durch.
    Womit sollte ich durchkommen? Du hast das doch alles veranstaltet hier. Das ist deine Show.
    Damit wirst du nicht durchkommen.
    Ich habe gar nichts gemacht.
    Du versuchst, deine eigene Mutter umzubringen. Du weißt, wie eine Jury darüber denkt. Wenn man seine eigene Mutter umbringen will.
    Du!, schrie er. Du hast dich in den Schuppen gesetzt. Du hast dich in diesen Scheißschuppen gesetzt. Er knallte die Hand an die Tür, immer wieder. Zum Teufel mit dir!
    Hätte ich gewusst, was aus dir wird, hätte ich dich als Baby getötet. Einfach die Hand auf Nase und Mund. Das wäre so einfach gewesen.
    Irgendwie begreifst du nicht, dass du mit mir überlegen musst, wie ich dich hier wieder rauslassen kann. Irgendwie begreifst du das nicht. Und wenn du davon redest, mich in Ketten zu legen und zu töten, gibst du mir nicht gerade den tollsten Grund, dich rauszulassen.
    Ich verhandele nicht mit dir.
    Oh, doch.
    Du gehst ins Gefängnis. Daran ist nicht zu rütteln.
    Verdammt noch mal. Ich stehe hier nicht länger rumfür so ein Geschwätz. In dieser Scheißhitze. Wie wär's, wenn du einen Tag da drinbleibst, und dann reden wir weiter.
    Du lässt mich auf der Stelle raus.
    Klar, dazu kommen wir gleich. Er ging in den Schatten des Feigenbaums und hörte ihr Gehämmer. Es klang, als würde sie mit den Walnussgestellen werfen.
    Er setzte sich an den Tisch, und er war durstig. Der Nachmittag versprach sich ewig hinzuziehen, und die Luft würde nicht abkühlen. Sie würde nur noch dicker werden, sich mit der Zeit zusammenballen, von der Hitze geschmolzen und verdichtet. Aus zehn Metern Luft wurden zwei Meter, nicht inhalierbar.
    Er brauchte Limonade, also ging er ins Haus, machte sich noch eine Karaffe, kein Eis mehr, aber das Wasser war kalt genug. Die Luft hier drin so viel atembarer. Er holte sich eine Handvoll Schokochips aus der Speisekammer, eine Gaumenfreude, entdeckte Salzcracker und nahm sich ein Paket mit. Eine Inspiration.
    Ich habe noch mal Limonade gemacht, sagte er. Und was zu essen mitgebracht.
    Sie prügelte auf die Seitenwand ein.
    Er hatte noch immer die Schokochips in der Hand, die langsam schmolzen, die Handfläche braun färbten, und er ließ sie fallen, beugte sich hinunter und wischte sich die Hand am verwucherten Gras ab. Zu süß.
    Ich sagte, ich habe Limonade gemacht, sagte er etwas lauter. Und was zu essen mitgebracht.
    Sie hörte auf zu wüten. Galen, sagte sie. Sie klang atemlos. Ich kann das nicht. Du musst die Tür aufmachen.Eine gedämpfte Stimme, er wusste nicht genau, wo sie war, irgendwo dort im Dunkeln, und er war vom Licht geblendet.
    Würde ich zu gern.
    Na, dann mach es jetzt.
    Ich muss sicher sein, dass ich nicht ins Gefängnis komme.
    Du kommst ins Gefängnis.
    Galen machte die weiße Plastikpackung auf, ging zur Wand und schob Cracker durch die Ritzen. Hier ist dein Essen, sagte er. Mehr gibt es nicht heute, also teile es dir gut ein.
    Das ist prächtig. Wenn ich ihnen erzähle, dass ich vor Durst in der Hitze umgekommen bin und du mir Salzcracker gereicht hast.
    Die Sache ist, noch

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