drei !!!, 25, Herzklopfen!
und sog den frischen Sauerstoff ein wie eine Ertrinkende.
Plötzlich ertönte hinter ihr ein lauter Knall. Erschrocken fuhr sie herum. Im Vorraum war ein Dachbalken eingestürzt und hatte die Tür unter sich begraben. Die Flammen schlugen nun ungehindert in den Trainingsraum. Die Zeit wurde knapp. Franzi zog vorsichtig die scharfen Splitter aus dem Rahmen, um beim Rausklettern nicht aufgespießt zu werden. Dann schwang sie ein Bein über die Fensterbank, zog sich langsam hoch und sprang. Sie landete auf einem schmalen Rasenstreifen und rollte sich geschickt ab. Eine Weile blieb sie einfach liegen und genoss es, wieder frei atmen zu können. Die Grashalme drückten kühl gegen ihre Wange, und ihre Lungenflügel füllten sich mit herrlich duftender Waldluft.
Schließlich setzte sie sich langsam auf und schüttelte die Splitter aus ihren Haaren. Die Ärmel ihrer Trainingsjacke waren total zerfetzt und ihr rechter Ellbogen blutete. Aber sonst ging es ihr gut. Ihr Schutzengel hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet.
»Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde«, murmelte Franzi.
Der Rauch stand inzwischen wie eine hohe Säule über dem Gebäude. Flammen schlugen aus den Fenstern des Vorraums. Die ersten Campteilnehmer kamen angerannt, aufgeregte Stimmen ertönten. Franzi rappelte sich auf. Dabei bemerkte sie einen kleinen, glänzenden Gegenstand direkt vor sich im Gras. Sie bückte sich und hob ihn auf. Es war ein silberner Ohrring mit buntem Edelsteinbesatz. Franzi steckte ihn ein und bahnte sich einen Weg durch die immer dichter werdende Menge der Schaulustigen. Ein paar Leute warfen ihr neugierige Blicke zu, aber das war Franzi egal. In der Ferne hörte sie eine Sirene. Die Feuerwehr war offenbar schon unterwegs. Es gab nichts mehr für sie zu tun. Sie wollte jetzt nur noch eins: eine heiße Dusche und ihre Ruhe.
H eiße Spur oder falsche Fährte?
Zwei Stunden später war das Feuer gelöscht. Außer Franzi war niemand zu Schaden gekommen, aber das Gebäude war völlig zerstört. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass Franzi im Trainingsraum gewesen war, als der Brand ausbrach. Im Handumdrehen hatten sich die wildesten Gerüchte über ihre Flucht verbreitet. Einige wollten gesehen haben, wie sie übers Dach hinausgeklettert war, andere behaupteten, die Feuerwehr habe sie gerettet. Franzi selbst hatte bisher lediglich Bob Marten und einem Mann von der Feuerwehr die wahre Version der Ereignisse geschildert. Der Campleiter hatte darauf bestanden, dass sie von einem Arzt untersucht wurde, um sicherzugehen, dass sie keine Rauchvergiftung oder andere Verletzungen davongetragen hatte. Der Arzt hatte aber lediglich ein paar Prellungen und blaue Flecken sowie einen aufgeschürften Ellbogen festgestellt. Dann war Franzi wieder entlassen worden.
Jetzt saß sie mit Kim und Marie in ihrer Hütte, um ein außerplanmäßiges Clubtreffen abzuhalten. Kim hatte eine Tafel Schokolade auf den Tisch gelegt und stopfte sich einen Riegel nach dem anderen in den Mund. Sie sah immer noch total aufgewühlt aus.
»Ich kann es einfach nicht fassen, dass du nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen bist«, nuschelte sie mit vollem Mund. »Das macht mich total fertig. Stell dir vor, die Fenster wären aus Sicherheitsglas gewesen, dann hättest du keine Chance gehabt!«
»Waren sie aber nicht«, beruhigte Franzi ihre Freundin.»Reg dich ab, es ist ja noch mal gut gegangen.« Sie behielt für sich, dass ihr immer noch die Knie schlotterten, wenn sie an das prasselnde Feuer und den dichten Qualm dachte.
»Übrigens finde ich, ihr könntet euch endlich wieder vertragen.« Kim gestikulierte wild mit dem Schokoriegel in ihrer Hand. »Immerhin war Franzi heute in Todesgefahr, das rückt doch alles in ein anderes Licht, oder? Und wir müssen dringend weiterermitteln, um diesen gefährlichen Brandstifter zu stoppen, bevor er noch mehr Unheil anrichtet …«
Marie saß im Schneidersitz auf ihrem Bett. Bisher hatte sie nicht viel gesagt. Sie hatte Franzi nach dem Brand kurz, aber fest umarmt, war danach jedoch gleich wieder auf Distanz gegangen. Sie schien nachzudenken. »Lass uns einen Waffenstillstand schließen«, schlug sie vor. »Während der Ermittlungen vergessen wir unseren Streit, okay? Wie es danach weitergeht, sehen wir dann.«
Franzi nickte erleichtert. »Einverstanden.« Sie war froh, dass Marie den ersten Schritt gemacht hatte. Vielleicht war ja irgendwann doch wieder so etwas wie Vertrauen und Freundschaft zwischen ihnen
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