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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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entfernen. Doch Fidibus hatte beschlossen, es erst einmal mit einer Rüge gut sein zu lassen. Er kannte seinen Pappenheimer ja zur Genüge. »Schon gut, mein lieber Schmitt, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich hoffe nur, Sie reißen sich in Zukunft etwas mehr zusammen. Zumindest dann, wenn Sie in der Öffentlichkeit sind – oder auch bei uns im Büro. Immerhin sind wir eine Behörde, da kann nicht jeder machen, was er will. Da muss man sich auch optisch am Riemen reißen, das ist der hüpfende Punkt, Sie verstehen doch, mein lieber Schmitt?« Er klopfte dem jungen Kommissar noch einmal aufmunternd auf die Schulter und verschwand wieder in seinem Büro.
    Während Lagerfeld noch immer den hartnäckigen Lippenstift wegzuwischen versuchte, eilte Haderlein seinem Chef kurzerhand hinterher und schloss die Bürotür hinter sich. »Was wissen Sie eigentlich über diesen Frankenpapst Irrlinger?«, fragte Haderlein.
    Suckfüll blies die Backen auf, setzte sich und zog eine seiner teuren Zigarren heraus, damit seine Finger etwas zu tun hatten. Irgendwann hatte er festgestellt, dass eine Zigarre in der Hand seine latente Nervosität signifikant zu mildern vermochte, selbst wenn sie nicht angezündet war. Während Fidibus die Havanna also nachdenklich in seinen Fingern drehte, kramte er in seinem Gedächtnis, in dem er allerdings nicht allzu viel Verwertbares zu dem Mann finden konnte.
    »Das, was ich weiß, kenne ich nur aus der Zeitung oder anderen Medien. Persönlich hatte ich bis heute keinen Kontakt zu ihm, aber meines Wissens ist der Mann ausgebildeter Jurist oder sogar Doktor der Betriebswirtschaft. Ich glaube, er hatte eine Zeit lang sogar einen Lehrauftrag in den USA , an der Uni hat man uns das damals erzählt. War zu seiner Zeit dort ziemlich angesehen. Als er zurückkam, verließ er das universitäre Umfeld und wurde Geschäftsführer oder Leiter von diesem riesigen kanadischen Konzern, der in einem gottverlassenen Nest bei Ebrach seine europäische Zentrale gebaut hatte. Santamon heißen die, glaube ich. Mittlerweile soll er da der maßgebliche Mann für das europäische Geschäft sein, und trotzdem ist seine Haupttätigkeit eigentlich die Politik, wie wir ja miterleben können. Ich bin sicher, dass er den Job bei Santamon sehr schnell aufgibt, wenn er fränkischer Ministerpräsident wird, was der Allmächtige verhindern möge.«
    Haderlein schaute seinen Chef erstaunt an. Normalerweise hielt sich Suckfüll mit Bewertungen seiner Mitmenschen eher zurück. Er war der Meinung, dass jeder Mensch vor dem Gesetz gleich war. Ergo müssten sie als Polizisten also auch jeglichen Verdächtigen oder sonst wie Involvierten so behandeln. Insofern war die offene Unsympathiebekundung mehr als ungewöhnlich.
    »Sie mögen Irrlinger wohl nicht besonders«, stellte Haderlein mit einem dünnen Lächeln fest.
    Suckfüll drehte weiter gedankenverloren seine teure Havanna. »Nein, ich mag ihn nicht. Gar nicht, mein lieber Haderlein«, sagte er dann. »Der Mann ist mir zu amerikanisch. Er ist vielleicht hochintelligent und extrem erfolgreich, aber meinem Empfinden nach setzt er zu häufig Ellenbogen und zu viel Geld ein und strahlt zu viel Ehrgeiz und Machtstreben aus. Außerdem mochte ich noch nie Leute, die mir ein X für einen Uhu vormachen wollen.«
    Claudia Büchler und ihre Adoptivtochter saßen im Bamberger Café »Riffelmacher« an der Oberen Brücke und genehmigten sich ein Eis in der warmen Frühlingssonne. Fünfzig Meter weiter in Richtung Altes Rathaus war die wahrscheinlich schiefste Tür in ganz Bamberg zu besichtigen, die optisch durchaus zu den Obdachlosen passte, die etwas weiter im schon genannten Rathaus eine barmherzige Bleibe finden konnten. So war das in der Altstadt des Weltkulturerbes: Es gab immer etwas zu sehen, nicht nur für die zahlreichen Touristen.
    Die beiden Frauen hatten gerade ein wichtiges Etappenziel in ihrem Leben erreicht, das sie schon lange verfolgt hatten. Da wollten sie zumindest etwas feiern, auch wenn ihre Stimmung nicht ganz ungetrübt war.
    »Das willst du also wirklich tun?«, fragte die Landschaftsarchitektin ihre frisch gebackene Tochter, während sie nachdenklich ein Stückchen Eis in ihrem Mund zergehen ließ.
    »Ja«, sagte Franziska Büchler entschlossen, während sie starr an die steinerne Wand blickte. »Irgendwo muss ich ja anfangen, und die Staaten bieten sich dafür einfach an.«
    Ihr ernster Ton erschreckte Claudia Büchler schon lange nicht mehr. Sie wusste, dass sie

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