Drei Eichen (German Edition)
Huppendorfer schickte er wieder zu seinem Computer zurück. Er sollte ihm noch einmal die vier Namen der Personen vorlesen, die in dem eingegrenzten Suchgebiet an Pfingsten über die Jahre verschwunden waren.
Während Huppendorfer also langsam die Namen der Vermissten und deren letzte Wohnorte deklamierte, versah Haderlein die entsprechenden Stellen auf der Karte mit einem farbigen Magneten.
Suckfüll schaute gespannt zu, blickte aber immer wieder fragend zu Lagerfeld und Huppendorfer, doch auch die schienen noch nicht zu wissen, was Haderlein ihnen hier demonstrieren wollte. Selbst Honeypenny hatte sich zu ihnen gesellt und lauschte gespannt.
»Meine Herren«, begann der Kriminalhauptkommissar nun, »bei den Vermissten auf der Karte handelt es sich meiner Meinung nach um unsere Toten vom Windrad auf den Eierbergen. Alle Opfer starben sehr wahrscheinlich an den Pfingstfeiertagen verschiedener Jahre.«
»Moment, Moment!«, warf Lagerfeld ein. »Das würde ja bedeuten, dass jemand immer zur gleichen Zeit im Jahr an ganz ausgewählten Plätzen jemanden hinrichtet. Weißt du eigentlich, wie irre deine Theorie klingt, Franz?« Nicht völlig überzeugt schaute Lagerfeld wieder auf die Karte, während Haderlein beschwörend die Hände hob.
»Schon, und trotzdem sage ich euch: Da mordet jemand seit Jahrzehnten mit System. Allerdings habe ich noch keine Ahnung, wer und warum. Vielleicht eine Sekte, vielleicht Irre oder sonst welche Fanatiker, aber ganz bestimmt keine gewöhnlichen Kriminellen.« Mahnend hob er den rechten Zeigefinger in die Höhe. »Wenn meine Vermutung stimmt, dann haben wir es mit einem oder mehreren hochprofessionellen Mördern zu tun, die es über Jahre hinweg geschafft haben, unerkannt Menschen umzubringen und keinerlei Spuren zu hinterlassen. Respekt. Aber«, Haderleins Zeigefinger hob sich erneut, »aber jetzt sind die Mörder aufgeflogen, weil unser lieber Fiesder nicht an der vorgesehenen Stelle gebaggert hat und sein Baustellenleiter den Mut zur Wahrheit aufgebracht hat.«
»Mein lieber Haderlein, das ist ja alles schön und gut«, mischte sich Fidibus ein, »aber was soll das alles mit dem toten Josef Simon zu tun haben? Der fehlt mir bisher in Ihren Ausführungen. Außerdem ist das eine sehr gewagte Theorie, da sollten wir doch erst einmal den Ball im Dorf lassen, finden Sie nicht auch?«
Aber Haderlein fand das nicht, ganz im Gegenteil. »Ich kann’s noch nicht beweisen, Chef, aber heute haben wir einen fast zwanzig Jahre alten Zettel gefunden, auf dem eine Telefonnummer steht. Ich glaube mit jeder Faser meines Körpers daran, dass der damalige Besitzer dieser Nummer, der allseits bekannte Dr. Irrlinger, uns alles erklären kann. Allerdings bin ich mir genauso sicher, dass er das nicht freiwillig tun wird.«
Suckfüll schüttelte den Kopf. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Sie wegen einer alten Telefonnummer auf Gerhard Irrlinger loslasse. Dafür brauche ich schon stichhaltige Beweise. Wie wäre es, wenn Sie zuerst einmal Ihre Theorie untermauern? Sie könnten einen abgleichenden DNA -Test mit den Hinterbliebenen durchführen und herausfinden, ob Ihre Toten auch wirklich die sind, für die Sie sie halten? Das wäre doch mal ein guter Anfang, finden Sie nicht?« Fidibus blickte Haderlein auffordernd an, der eigentlich schon mit den Füßen scharrte und sich am liebsten auf Irrlinger gestürzt hätte. Andererseits konnte er sich den Argumenten Suckfülls nicht ganz verschließen. Er schob die Euphorie des Augenblicks beiseite, setzte sich auf seinen Stuhl und nickte seinem Chef zu. »Da ist tatsächlich etwas dran. Irrlinger läuft uns ja nicht weg, das würde ihn Wähler kosten.«
»Sehr gut, Haderlein. Dann bringen Sie mal die Gene in Einklang, und dann schauen wir weiter.« Suckfüll erhob sich. »Und alle anderen gehen auch wieder an die Arbeit, husch, husch. Nicht dass uns die Bösen noch durch die, äh, Kuhhaut gehen.« Sprach’s und verschwand in seinem Büro, während seine Mitarbeiter sich zusammensetzten, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Franziska Büchler stand mit beiden Beinen mittig über ihrer »Line« und war bereit für die letzten drei Pfeile ihrer Serie. Sie brauchte noch genau elf Punkte, dann war sie die erste amerikanische Collegemeisterin, die nicht aus den USA stammte, und die jüngste noch dazu. Sie war extrem entspannt. Bogenschießen war Kopfsache. Natürlich musste man auch körperlich hart trainieren, aber im Wettkampf waren Stressvermeidung
Weitere Kostenlose Bücher