Drei Eichen (German Edition)
aus ihm heraus. »Also, ich hab ja net gewusst, dass mer dafür auch in den Knast nei muss, und des geht ja net, weil ich muss ja auf mei Baustelln. Deswechen erzähl ich des, was ich da beim erschten Mal, also … also quasi vergessen hab.« Verunsichert schaute er zu seinem Anwalt, der ihm beruhigend zunickte.
Suckfüll hatte inzwischen ein Aufzeichnungsgerät auf die Tischplatte gelegt und harrte der Ausführungen des überraschend kleinlauten Baulöwen Fiesder.
»Na ja, ich hab die Baustelle da oben net einfach so verschieben könna, des hat nämlich noch richtig Ärger geben«, erzählte Fiesder entschuldigend. »Der Jäger vo da, der hat sich aufregen wolln, als mir mit dem Baggern angfangt ham. Der is dodal durchgedreht, er tut uns verklagen und so weiter und so fort, und mir sollen sofort damit aufhören. Und weil mir da irgendwelche Bäum umgesägt ham, hat er sich noch mehr aufgekoffert. Des wären drei uralte Eichen gewesen und für sein Chef unersetzlich und was weiß ich noch alles. Aber so richtig ausgflippt isser, als mir gsacht ham, mir wern auf jeden Fall weitergraben. Na, schreit der Kaschber auf einmal rum, des wär hier sein Luderplatz. Da wären haufenweise Viecher vergraben, die gefälligst bleiben sollen, wo sie sind. Des wär gegen die Seuchengesetze, und der Jagdpächter sei Chef wär ein berühmter Anwalt und würd uns von Bontius zu Bilatus ziehen, und ich wär völlig pleite, wenn der mit mir fertig wär.« Georg Fiesder musste kurz in seiner Erzählung pausieren, weil ihm die Luft fehlte. Aufgeregt setzte er seinen schwarzen Hut ab. Ein wahrlich seltenes Ereignis.
Haderleins Blick war während Fiesders Vortrags indes immer kälter geworden. Obwohl er ihn am liebsten gleich nach den ersten Sätzen unterbrochen hätte, hatte er ihn gewähren lassen. Was der Bauunternehmer freiwillig ausplauderte, würde er anschließend nicht noch erfragen müssen. Nach seiner kurzen Verschnaufpause tat Fiesder Haderlein den Gefallen, genauso stürmisch in seiner Rede fortzufahren, wie er begonnen hatte.
»Na ja, des hat a ganze Weile gedauert, bis der Kerl sich widder a wenig beruhigt kabt hat. Nachert hammer a weng diskutiert, und schließlich hammer uns geeinicht.«
»Geeinigt? Worauf denn?«, fragte Lagerfeld angriffslustig. Es war ihm anzusehen, dass ihm sowohl Fiesders Anwesenheit als auch dessen Ausführungen gewaltig gegen den Strich gingen.
»Ich hab ihm gsacht, dass mir alles total leidtut und wir ihm selbstverständlich alle Bäume ersetzen und ihn für alle Unannehmlichkeiten entschädigen werden, wenn er seim Chef nix erzählt. Außerdem wern mir alle Viecher, die mir ausgraben, woanders schö wieder vergraben, des würde überhaupt niemand mitkriegen, da bräuchert er überhaupt keine Angst zu ham.« Georg Fiesder atmete tief durch.
»Und dann?«, fragte Haderlein wie beiläufig.
»Und dann hammer uns noch amol geeinigt.«
»Auf wie viel?«, knurrte Lagerfeld, der schon wusste, was an jenem Tag an der Baustelle abgelaufen war.
»Fünfundzwanzigtausend«, zischte Fiesder zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Aber fei bloß als Wiedergutmachung. Des hat nix mit Korruption oder so zu tun, nur damit des fei gleich klar is.«
Für einen kurzen Moment herrschte absolutes Schweigen. »Und wie hieß der Mann, mit dem Sie sich geeinigt haben?«, wollte Haderlein dann von Fiesder wissen. Äußerlich wirkte er völlig ruhig, obwohl in seinem Inneren ein Orkan wütete.
Fiesder schaute ihn mit leicht säuerlichem Gesicht an, bevor er widerwillig antwortete. »Schurig. Roland Schurig. Irchend so a bensionierter Hausmeister aus Bamberch. Aber wohnen tut der in Hirschaid, da hab ich ihm nämlich den Koffer mit dem Geld drinna vorbeigebracht.« Man sah Fiesder an, dass es ihm eigentlich eine Ehrensache war, solche Geschäftspartner nicht zu verpfeifen.
»Und die Adresse haben Sie bestimmt noch im Kopf?«, fragte Haderlein gespielt lässig, obwohl es ihn kaum noch auf seinem Sitz hielt.
»Freilich, ich hab a Gedächtnis wie a Elefant.« Stolz nahm Fiesder den Kugelschreiber, den ihm Fidibus reichte, und schrieb die Adresse auf den Zettel, den ihm Haderlein hingeschoben hatte.
Kaum war er mit dem Schreiben fertig, rupfte ihm Haderlein den Wisch aus der Hand und sprang auf. »Bernd, wir haben Arbeit!« Haderlein schnappte sich Jacke und Autoschlüssel und eilte mit Lagerfeld zur Tür, während Fidibus, Fiesder und sein Anwalt den beiden überrascht hinterherschauten.
Vergeltung
In der
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