Drei Eichen (German Edition)
Groh. Steht hier jedenfalls.«
Haderlein runzelte die Stirn und nahm Lagerfeld die Unterlagen aus der Hand. »Ach Gott, ja. Deshalb kam mir der Name so bekannt vor.« Er seufzte, als er das Bild der kleinen Franziska erblickte. »Ein tragischer Fall. Ich habe damals gar nicht weiterverfolgt, was aus dem Mädchen geworden ist«, brummte Haderlein. Eigentlich eine gute Idee, das mal zu recherchieren, er brauchte sowieso eine Speichelprobe oder Haare von ihr, um die DNA mit der des Skeletts zu vergleichen, das seiner Meinung nach ihr Vater gewesen war. Fidibus hatte schon recht, pflichtete Haderlein innerlich seinem Chef bei. Er würde jetzt Sicherheit in der Faktenlage schaffen, dann könnten sie auch den nächsten Schritt gehen. Er stand auf und teilte seinen Kollegen die Arbeitsvorgaben mit.
»Cesar, du treibst jetzt Hinterbliebene oder Verwandte vom Jäger Probst und von diesem Ränkenschuh auf und lässt dir eine Speichelprobe von ihnen geben. Morgen Mittag will ich Ergebnisse sehen, klar? Marina? Du machst das Gleiche mit den Hinterbliebenen im Fall Petra Ledang. In diesem scheint die Sache zwar sonnenklar zu sein, aber trotzdem wäre es gut, ihre Identität mit einer DNA -Probe zu untermauern. Und wenn’s geht, suchst du mir noch die momentanen Aufenthaltsorte von den Personen meines alten Falls in Scheßlitz raus.«
Honeypenny hatte sich die Diskussion für ihre Verhältnisse äußerst geduldig angehört, was hauptsächlich damit zusammenhing, dass sie in ihren verträumten Gedanken ganz woanders gewesen war. Dementsprechend hart wurde sie durch Haderleins Ansprache plötzlich aus ihren Träumen gerissen, zuckte zusammen und nahm dem Kommissar seine Unterlagen hektisch aus der Hand.
»Außerdem überprüfst du sämtliche Verwandten der vier Vermissten. Und solltest du im Internet oder sonst wo auf Hinweise stoßen, dass einer von denen mal etwas mit Bogenschießen am Hut gehabt hat, etwa Vereinsmitglied war oder an Meisterschaften teilgenommen hat, dann rufst du mich sofort an, klar?«
Während Honeypenny nickend zu ihrem Schreibtisch eilte, wandte sich Haderlein wieder den anderen zu. »Um die Sache Groh kümmere ich mich dann später selbst. Das ist mir ein persönliches Anliegen, das war damals ein ziemlich tragischer Fall mit ihm und seiner Tochter.«
In diesem Moment öffnete sich Suckfülls Glaspalast, und sein Bewohner trat heraus. Wortlos lief er an seinen Bediensteten vorbei und steuerte auf die Tür zu, die zum Gang hinausführte. Als er sie erreichte, blickte er wissend zu ihnen zurück, bevor es auch schon von außen an der Tür klopfte. Haderlein, Schmitt und Huppendorfer schauten verdutzt, als Fidibus öffnete und zwei Personen ins Büro traten.
Der kleine dickliche Mann im schwarzen Anzug und mit schütterem Haar stellte sich ihnen als Dr. Kowalsky aus München vor, der Mann, der ihm folgte, war allseits bekannt. Georg Fiesder schlich mehr, als dass er ging, hinter seinem Anwalt herein, und Fidibus bat umgehend alle in sein Büro. Nur Huppendorfer wurde vorher von Haderlein abgefangen und zu seinem Tagesauftrag geschickt. Allerdings versprach Haderlein ihm, dass er ihm später brühwarm berichten würde, was das neuerliche Erscheinen des allseits beliebten Bauunternehmers zu bedeuten hatte.
»Meine Herren, Herr Kowalsky, der neue Rechtsbeistand von Herrn Fiesder, ist extra aus München angereist. Wenn ich das richtig verstanden habe, möchte Herr Fiesder eine Aussage machen«, verkündete Fidibus.
»Ach was. Und ich dachte, das hätte er schon getan?« Lagerfeld strafte Fiesder mit einem vernichtenden Blick.
»Nun, ich habe Herrn Fiesder davon überzeugen können, dass es besser für sämtliche Beteiligten ist, alles auf den Tisch zu legen, was ihm bei der letzten Aussage, nun«, Kowalsky warf einen kurzen Blick auf seinen Klienten, »ich möchte es mal so formulieren, was ihm entfallen ist. Ich bestehe allerdings darauf, dass die Ehrlichkeit meines Mandanten im weiteren Verfahren positiv berücksichtigt wird.«
Lagerfeld war schon wieder dabei, sich über diese Forderung aufzuregen, doch Haderlein legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Jetzt lass unseren Herrn Bauunternehmer doch erst einmal erzählen und sein Gewissen erleichtern. Vielleicht hat er ja noch mehr Leichen vergraben, wer weiß das schon?«
Kowalsky beschloss, den im Raum schwebenden Sarkasmus zu ignorieren, und nickte seinem Klienten zu.
Georg Fiesder räusperte sich vernehmlich, dann schwallte es regelrecht
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