Drei Eichen (German Edition)
hereinbrechenden Dämmerung auf den Weg in den »Gottesgarten«, wie die Gegend zwischen Staffelberg und Kloster Banz auch genannt wurde. Lagerfeld hörte sich den Bericht seines älteren Vorgesetzten an, kam aber zu der gleichen Schlussfolgerung wie Honeypenny.
»Alles schön und gut, Franz, aber deine Theorie hapert an einem entscheidenden Punkt. Wo ist die Mordwaffe, wo ist der Bogen? So ein Teil ist ja ziemlich sperrig, das kann man nicht einfach so entsorgen. Und weggeworfen oder vergraben haben die den Bogen sicher nicht, sonst hätten entweder Riemenschneider oder Ruckdeschl und seine Leute ihn gefunden. Also bleibt die Frage: Wo ist er?«
Haderlein nickte zustimmend. »Ich weiß, Bernd, ich weiß. Das ist mir auch noch nicht ganz klar, aber deshalb sind wir jetzt auch hier. Ich hab da so eine Idee, aber dafür brauche ich die Riemenschneiderin. Überhaupt ist mir vieles noch nicht ganz klar. Nur, dass wir mit jener Franziska Büchler, ehemals Groh, und Claudia Fraas, ehemals Büchler, unseren wahrscheinlichen Täter mit Komplizin gefunden haben. Franziska Büchler besitzt alle Fertigkeiten, die für die zwei aktuellen Morde notwendig waren, und ich glaube sogar, das Motiv zu kennen. Ich vermute, es hat etwas mit dem alten Steinbruch in Ludvag zu tun, in dem Franziska als Kind aufgefunden wurde. Damals hatte sie nicht nur ihren Vater, sondern auch die Sprache verloren. Sie muss dort etwas Furchtbares erlebt haben. Jetzt scheint die Lady sich auf ihrem privaten Rachefeldzug zu befinden. Sie will die töten, die damals ihren Vater umgebracht haben. Und hier kommen nun auch unsere Toten vom Windrad ins Spiel. Mit ihnen wird alles erst zu einer logischen Theorie«, beendete Haderlein seine Analyse.
Eine nachdenkliche Pause entstand, während der Landrover durch Staffelstein und dann nach Romansthal fuhr.
»Alles schön und gut, Franz, nur beweisen können wir nichts davon«, wandte Lagerfeld ein. »Der Einzige, dem wir eventuell auf die Eier hauen können, ist Schurig, aber der ist gerade nicht vernehmungsfähig, um’s mal vorsichtig auszudrücken. Außerdem passt er meiner Meinung nach irgendwie nicht so richtig in deine Theorie. Wenn ich deinem Gedankengang folge, dann hängen viel eher die schrägen Vögel rund um Irrlinger mit drin, die vom Convent. Schließlich ist seine alte Telefonnummer aufgetaucht, und er hat Josef Simon gut gekannt. Mit dem Verein ist doch etwas faul, fast die gesamte Hochzeitsgesellschaft hat Käppis und Brustbänder getragen. Also frage ich dich: Was hat Hausmeister Schurig mit den Leuten vom Coburger Convent zu tun? Der Typ hat doch nicht mal studiert.«
Haderlein gab Lagerfeld recht, und trotzdem musste es zwischen Schurig und dem Irrlinger-Clan eine Verbindung geben. Einfach so hatte man den Hausmeister sicher nicht als Ziel auserwählt. Zum wiederholten Mal an diesem Tag holte Haderlein sein Handy aus der Jacke und wählte die Nummer seiner Sekretärin.
»Honeypenny? Du musst etwas für mich herausfinden. Wir brauchen die Kontobewegungen von Roland Schurig. Hab ein besonderes Auge darauf, wer ihm in den letzten Jahren größere Beträge überwiesen hat. Huppendorfer soll dir dabei helfen, die Speichelproben, die er besorgen sollte, haben keine Priorität mehr.« Er wollte schon auflegen, als Lagerfeld ihm gestikulierte, das Handy rüberzureichen.
»Honeypenny? Ich bin’s. Wenn du schon dabei bist, dann sag Cesar auch, dass wir jetzt endlich wissen müssen, wer die Jagd oben am Windrad besitzt, okay?«
»Alles klar, wird sofort erledigt«, antwortete Marina Hoffmann. Dann fügte sie noch hinzu: »Übrigens ist euer orangefarbener BMW gefunden worden. Parkte nur zwei Straßen weiter in Hirschaid. Der Fahrer hatte wohl selbst ein Auto vor Ort stehen. Ich habe übrigens auch noch eine Bitte an euch: Wenn meine Riemenschneiderin bei euch ist, dann richtet ihr doch bitte einen schönen Gruß von mir aus.«
Riemenschneider, die die ganze Aufregung mit stoischer Ruhe auf dem Rücksitz ertragen hatte, quittierte den ausgerichteten Gruß mit einem zufriedenen Grunzer, gab sich dann aber wieder ihrer feiertäglichen Meditation hin. Wenn sie ehrlich war, verstand sie eh kein Wort von dem, was die zwei da vorn redeten.
»Wieso willst du so dringend wissen, wer der Jagdpächter auf den Eierbergen ist? Ich dachte, Schurig wäre derjenige, welcher?«, fragte Haderlein verwundert.
Lagerfeld schüttelte nur vehement den Kopf und hob an, ihm ein paar Feinheiten des Jagdrechtes zu
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