Drei Eichen (German Edition)
Facebook.«
Haderlein nickte. Er wusste zwar noch immer nicht genau, was Facebook eigentlich war und was man dort sollte, aber wenn dieser Zirkus ihm Informationen lieferte, sollte es ihm recht sein.
Die Facebookseite von Claudia Fraas sah für ihn im ersten Moment aus wie ein Buch mit sieben Siegeln. Honeypenny war da schon wesentlich geübter und klickte zuerst die Angaben zur Person an, die öffentlich für jeden zugänglich waren. Da stand es schwarz auf weiß: Claudia Fraas, wohnhaft in Scheßlitz bei Bamberg, verheiratet mit Gernot Fraas.
Haderlein konnte es kaum glauben, als er sich die Fotos auf der Seite anschaute. Franziska Groh hatte mit ihr gestern auf dem Staffelberg am Tisch gesessen. Jetzt endlich erkannte er auch sie wieder. Das erste Gefühl des Vertrautseins von gestern Mittag hatte ihn also nicht getäuscht, er hatte diese Frau schon einmal getroffen. Vor Jahren hatte die Landschaftsarchitektin bereitwillig das kleine Mädchen aufgenommen, dem auf mysteriöse Art und Weise der Vater abhandengekommen war. Damals hatte sie noch Claudia Büchler geheißen. Und ihr jetziger Mann Gernot, den sie auf einem zweiten Foto so herzlich in den Arm nahm, jener Gernot war gestern ebenfalls auf dem Staffelberg gewesen.
»Das darf doch alles nicht wahr sein«, sagte Haderlein laut.
Honeypenny hatte keine Ahnung, ob das jetzt anerkennend, erleichtert oder frustriert gemeint war.
»Nach denen suchen wir. Aber wie haben sie das nur angestellt?« Grimmig lächelnd drehte sich Haderlein zu seiner Sekretärin um, die ein bisschen ob seines Lächelns erschrak. »Ich sag dir was, Honeypenny, diese Franziska Büchler hat den Simon an der Kapelle erschossen, oder formulieren wir es treffender, sie hat ihn hingerichtet.« Sein grimmiges Lächeln wurde immer breiter.
»Aber es ist kein Bogen gefunden worden. Hätte sie den weggeworfen, wäre er Ruckdeschl doch nicht entgangen.« Honeypenny war ratlos.
»Da hast du vollkommen recht, Marina«, Haderlein nickte. »Das ist ja das Mysteriöse. Ich sag doch: Wie haben die beiden das angestellt? Wie haben sie es geschafft, diesen Simon zu erschießen und hinterher noch so eine clevere Nummer abzuziehen?« Fast anerkennend schüttelte Haderlein den Kopf. Der Aktion war eine gewisse sportliche Raffinesse nicht abzusprechen. Er hätte durchaus Sympathie dafür aufbringen können, hätte nicht ein Mensch dabei sein Leben verloren. Und vielleicht erhöhte sich die Zahl sogar auf zwei, wenn Schurig den Pfeil im Kopf nicht überlebte. Für Haderlein war klar, dass die Aktion in der Hirschaider Scheune auch auf das Konto der Frau ging.
»Ja, aber ich versteh das immer noch nicht, Franz.« Honeypenny fand das alles insgesamt noch nicht so schlüssig. »Bernd ist doch mit Riemenschneider sogar den ganzen Staffelberg runtergelaufen und zurück, aber rausgefunden hat er nichts. Deshalb hat er unsere arme Kleine doch sogar im Auto eingesperrt, also glaube ich nicht, dass … Was ist denn?«
Haderlein war aufgesprungen und schaute sie mit großen Augen an. »Honeypenny, du bist die Größte! Mein Gott, war ich blöd!« Plötzlich hatte er es sehr eilig. »Honeypenny, Fahndung rausgeben für Franziska Büchler, Claudia Fraas und ihren Mann, zack, zack. Fidibus soll sich um die Haftbefehle kümmern, ich hab zu tun.« Er eilte zur Tür und griff sich im Gehen seine Jacke.
»Was soll ich denn Bernd sagen, Franz? Wo du bist, wenn er zurückkommt?«, rief Honeypenny verstört.
»Sag ihm, wir treffen uns auf dem Parkplatz vom Staffelberg bei Romansthal. Ich fahr vorher noch schnell heim und hol die Riemenschneiderin ab.«
Honeypenny begriff nun gar nichts mehr. »Die Riemenschneiderin? Du willst mit der Riemenschneiderin wieder auf den Staffelberg? Aber es wird doch draußen schon dunkel, Franz, ihr seht doch gar nichts mehr. Und wie soll ich das Fidibus erklären?« Honeypenny befand sich in emotionaler Auflösung, doch Haderlein konnte darauf keine Rücksicht nehmen.
»Erzähl ihm einfach das, was du für richtig hältst.« Mit dieser dünnen Erklärung verschwand er durch die Tür.
Just als Haderlein zum Haupteingang der Dienststelle herauskam, um sich mit Lagerfelds Cabrio zu seiner Heimstatt in der Judenstraße aufzumachen, traf Lagerfeld mit seinem Freelander ein. Sehr schön, dann konnten sie ja gleich zusammen fahren und er konnte Lagerfeld auf dem Weg zum Staffelberg die neuesten Entwicklungen mitteilen. Als sie Riemenschneider eingeladen hatten, machten sie sich in der
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