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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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huschte über sein Gesicht, und seine berufsbedingt strenge Stimme wurde regelrecht mitleidsvoll. »Der Kerl hat es ja glücklicherweise nun schon hinter sich, andere müssen noch eine ganze Ehe lang leiden.«
    Lagerfeld verkniff sich ein Grinsen, während Haderlein ob der sehr lässigen Ausdrucksweise Ruckdeschls die Augenbrauen hob. In Anbetracht der unrühmlichen Beziehungsvergangenheit des Leiters der Spurensicherung war dessen Ton allerdings nicht weiter verwunderlich. Vier Mal verheiratet, vier Mal mit Pauken und Trompeten geschieden, drei Kinder und jeden Monat erkleckliche Unterhaltszahlungen. Er hatte mit diesem Thema abgeschlossen, und Hochzeiten lösten in ihm keine euphorischen Gefühle mehr aus. Für Ruckdeschl endeten Beziehungen in der Regel zwar nicht tödlich, aber immer tragisch.
    »Der Mann ist mit der gesamten Hochzeitsgesellschaft bis zur Kapellentür hochgewandert. Eigentlich wollten sie drinnen gleich die kirchliche Trauung vollziehen, aber dann hat er es sich doch anders überlegt und wollte draußen vorher noch ein paar Fotos mit seiner Gattin in spe machen. Wahrscheinlich wollte der Hochzeitsfotograf als besonders tolles Motiv die zwei Glücklichen hier zwischen die beiden alten Bäume positionieren. Sie standen mit dem Gesicht zur Kapelle, als den Bräutigam der Pfeil in den Rücken traf. Hier, circa zwei Meter vor den Bäumen, ist er dann bäuchlings liegen geblieben«, dozierte Ruckdeschl die Sachlage, soweit sie ihm bekannt war.
    »Kann man schon sagen, wo der Schütze gestanden hat?«, fragte Haderlein.
    »Kann man«, meldete sich Lagerfeld vorlaut und handelte sich dafür einen vernichtenden Blick von Ruckdeschl ein, der das Heft des Handelns sofort wieder in die Hand nahm.
    »Komm mit, Franz, ich kann dir den Standpunkt zeigen«, posaunte Ruckdeschl, klappte seinen Ordner zu, drehte sich um und ging den beiden Kommissaren voraus den kleinen Pfad entlang, der schnurstracks zur südlichen Seite des Staffelberges führte. Dort waren Steinstufen und weiter unten ein schmaler Weg zu sehen, der den Berg hinunterführte. Am Abhang stand der hölzerne Wegweiser eines Wanderweges. »Horsdorf/Loffeld«, war deutlich auf dem kleinen Holzbrett zu lesen.
    »Hier muss der Schütze gestanden haben.« Ruckdeschl deutete mit ausgestrecktem Arm in Richtung Kapelle. »So wie der Pfeil im Körper steckte, hat er ungefähr von hier geschossen. Knapp siebzig Meter Distanz, schätze ich.«
    »Und? Habt ihr schon was gefunden?«, fragte Haderlein neugierig.
    »Natürlich nicht«, knurrte Ruckdeschl frustriert.
    »Bis wir hier oben waren und den Tatort absperren konnten, waren noch Wanderer unterwegs. Wenn da jemals ein Fußabdruck war, ist er von denen längst zusammengetrampelt worden.« Lagerfeld hatte Ruckdeschls Antwort vorweggenommen, was diesen zu einem weiteren düsteren Blick in Richtung Bernd Schmitt veranlasste.
    »Aber dann muss irgendwer den flüchtenden Mörder doch gesehen haben, oder nicht?«, fragte Haderlein hoffnungsvoll, während er noch einmal die Entfernung zu dem frisch renovierten Gotteshäuschen und dessen Umfeld abschätzte. »Das sind nicht mal hundert Meter bis zur Klause«, meinte er, doch Lagerfeld schüttelte den Kopf.
    »Du wirst es nicht glauben, Franz, aber keiner hat irgendwen gesehen. Das Brautpaar wollte Fotos schießen und dabei nicht von ihren Gästen gestört werden. Die haben erst was geschnallt, als die Braut das Schreien angefangen hat. Unser Täter war da natürlich schon über alle Berge. Die Braut hat erzählt, dass ihr Mann kurz zusammengezuckt ist, komisch geschaut hat und Sekunden später stöhnend auf die Knie gesackt ist. Dann erst hat sie die Pfeilspitze gesehen, die ihm aus der Brust ragte. Er fiel daraufhin nach vorn, dann hat sie nur noch geschrien, und um sie herum ist Chaos ausgebrochen. Niemand will irgendetwas oder irgendwen gesehen haben. Nicht einmal der Fotograf. Der war so mit seiner Kamera beschäftigt, dass er, als er gemerkt hat, dass der Bräutigam zu Boden gegangen ist, ihm noch hochhelfen wollte, weil er gedacht hat, ihm wäre schlecht oder so«, konstatierte Lagerfeld ratlos, während Riemenschneider sichtbar aufgeregt den Pfad beschnüffelte, der den Berg hinunterführte. Dann hob sie ihren rosa Kopf und blickte Haderlein mit der Attitüde eines ausgebildeten Drogenspürhundes erwartungsvoll an.
    Bevor der Hauptkommissar noch auf die Riemenschneiderin eingehen konnte, schob Lagerfeld schon hinterher: »Und auch die Wanderer, die von unten

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