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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Mitschwestern der bayerischen Politik. Das ist doch keine Regierung mehr, sondern ein aufgescheuchter Hühnerhaufen mit lauter armen, kleinen gelben Schweinen. Wenn heute Landtagswahl wäre, kämen die Prozentzahlen der FDP über die eines Leichtbieres ja gar nicht mehr hinaus.« Weiteres Gejohle und Klatschen im Saal.
    »Im Augenblick kann man dem CSU -Abgeordneten wirklich nur raten, den Amtseid für den bayerischen Landtag wie folgt abzulegen.« Gartenlöhner machte eine kurze Pause, um den folgenden Worten stärkere Bedeutung zu verleihen. »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer von Franken und der Erde, und an den Ministerpräsidenten, seinen eingebildeten Sohn. Gelitten unter Angela Merkel, aufgefahren im BMW , sitzt er, zu richten Franken und die SPD . Ich als Landtagsabgeordneter gelobe, dass ich auf meine Diäten achten, die Schulden der Landesbank mehren, den Bierpreis senken und schwarze Kassen verschweigen werde, so wahr mir Siemens helfe.« Gartenlöhner ließ seinen Blick über das Publikum schweifen. »Und wenn das alles nichts hilft, liebe Brüder und Schwestern, dann wird es wirklich Zeit, über eine fränkische Unabhängigkeit mit einem Lothar Matthäus als Diktator nachzudenken.« Diesmal gab es einhelliges Gelächter. Dass der Vorschlag nur als Witz gemeint sein konnte, das wusste nun wirklich jeder.
    Manfred Zöder hatte sich zwischenzeitlich zufrieden grinsend in seinem Stuhl zurückgelehnt. Das mit der Stimmung lief ja prächtig. Gartenlöhner war wirklich unbezahlbar.
    »Gut, zugegeben, es gibt auch Negativbeispiele des Biergenusses«, fuhr dieser wieder fort. »Nicht immer hat der Konsum von fränkischem Gerstensaft nur Positives bewirkt. In einigen wenigen Einzelfällen kam es zu kleineren Missgeschicken. Ich sage nur: Tschernobyl, Fukushima und die Zeugung von Manfred Zöder. Das alles muss einfach im Suff passiert sein, und dafür müssen wir uns schämen.«
    Zöder hätte den Redner am liebsten gewürgt. Das Volk tobte, aber Gartenlöhner hatte sie ja wohl nicht mehr alle, blöde Witze auf seine Kosten zu machen. Schelmisch blickte Gartenlöhner zu Zöder hinüber, der notgedrungen mit zusammengebissenen Zähnen zurückgrinste. Das würde Gartenlöhner noch irgendwann büßen müssen. Als die nächste Charge Bier von den Bedienungen herangekarrt wurde, nahm dies der selbst schon leicht alkoholisierte Redner zum Anlass, weiter seine Rede zu schwingen.
    »Auch muss man betonen, dass der Genuss von flüssigem Brot nicht in jedem Fall zu einem schöneren Körper verhilft. Wie sagte schon der oberfränkische Malzgelehrte Hippelius Weyermann: ›Mit des Bieres Hochgenuss wächst des Bauches Radius.‹ Auch unter euch, liebe Freunde, sehe ich etliche Ranzen versammelt, aber selbst die moderne Architektur orientiert sich ja mittlerweile an solch barocken Körperformen. Die Allianz Arena in München ist doch im Prinzip nichts anderes als Sigmar Gabriel in Netzstrumpfhosen.« Großes Gelächter erfüllte den Saal, und Gartenlöhner spürte, dass ihm die Menge jetzt quasi zu Füßen lag.
    »Aber Bier kann umgekehrt auch positive Konsequenzen für Mann und Frau haben, bringt es doch vor allem den Schwestern unter uns ausschließlich Gutes. Da Bier im Wesentlichen aus weiblichen unbefruchteten Hopfenblüten hergestellt wird, heißt das … fränkisches Bier ist eine biologische Falle, vollgestopft mit femininen Lockstoffen, denen der biertrinkende Mann schier hilflos ausgeliefert ist. Jawohl, hilflos. Ihr, die Hüterinnen der männlichen Heimkunft und Ausgangszeiten, solltet euch durchaus an der flüssigen Ernährung eurer angelockten Männer erfreuen. Ihr, die ihr achtet auf Umgangsformen, Sauberkeit und heruntergeklappte Klodeckel, ihr solltet froh sein über den Biergenuss des Mannes. Denn fränkisches Bier macht erstens keine Rotweinflecken, und zweitens bekommen Männer durch Bier durchaus weibliche Wesenszüge. Sie können nicht mehr im Stehen pinkeln, reden plötzlich zu viel und können kein Auto mehr fahren.« Wieder aufbrandendes Gelächter im Saal, wenn auch die Zustimmung weiblicher Teilnehmerinnen etwas zurückhaltender ausfiel. Trotzdem: Insgesamt war die Stimmung sagenhaft. Gartenlöhner hatte ganze Arbeit geleistet und näherte sich dem Ende seiner Rede.
    »Zum Schluss, meine lieben fränkischen Schwestern und Brüder, gestattet mir einen Blick in die Zukunft. Wir haben es nun in der Hand, diese selbst zu bestimmen. Lasst uns in Demut, aber auch in Freude auf

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