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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Gernot und Claudia Fraas, deren Auto ihren Angaben zufolge unten in Romansthal stand.
    Der Kriminalhauptkommissar ließ sich von allen noch die Ausweise zeigen, dann war es aber auch gut, und er entließ die fünf Wanderer, allerdings nicht ohne den Hinweis, für alle Fälle erreichbar zu bleiben. Er erhob sich und gesellte sich zu seinen immer noch schwer beschäftigten Kollegen. Ein kleines blaues Auto, das eigentlich nicht einmal verdächtig sein konnte. Er hatte wirklich nicht viel herausgefunden.
    Der erste Teil der Versammlung war ein voller Erfolg, Gartenlöhner hatte ganze Arbeit geleistet und die Menge locker gemacht. Eine hervorragende Voraussetzung, um jetzt die schwierigen Themen anzupacken.
    »Tagespunkt Numero zwei: allgemeine Fragen zur fränkischen Identität beziehungsweise dem fränkischen Selbstverständnis. Gibt es hierzu Wortmeldungen?« Zöder sprach laut und übertrieben deutlich ins Mikrofon.
    Sofort schossen unzählige Arme in die Höhe, sodass der Protokollführer neben ihm seinen Laptop scharfmachte. Unten im Saal schwenkten die anwesenden Fernsehstationen ihre Kameras erwartungsvoll durch den Raum, der Blick der Nation war gespannt auf die Abgeordneten eines virtuellen fränkischen Landesparlaments gerichtet. Zöder warf einen kurzen Blick in das wohlgefüllte Rund der Bamberger Konzerthalle, und ihm als erfahrenem Politiker wurde klar, dass dieser Tag lange dauern konnte.
    »Natürlich könnten wir einfach den fränkischen Rechen in Rot und Weiß als neues Nationalwappen für unser Bundesland nehmen, aber das wäre schlichtweg profan und vor allem einfallslos«, sagte der erste Redner, der unten im Saal an ein Mikrofon getreten war. »Deshalb plädiere ich dafür, zusätzlich ein Tier aufzunehmen. Aber keinen Adler, den haben schon zu viele andere. Ich meine ein Tier, das typisch für die fränkischen Lande ist und den Charakter seiner Bewohner durch seine Lebensart symbolisiert.« Die Versammelten schauten halb belustigt, halb gespannt zum Abgeordneten Schmelzer aus Bayreuth hinüber und warteten, welches Tier er da wohl aus dem Hut zaubern würde.
    »Ich favorisiere den Biber«, verkündete Schmelzer seinem verblüfften Auditorium. »Der Biber steht für eine zähe Art, die mit einer arbeitsamen Lebenseinstellung und einem naiven, aber durchaus cleveren Gleichmut gesegnet ist. Wenn ihr mich fragt, liebe Freundinnen und Freunde, ist der Biber das Symbol der Franken schlechthin.«
    Im Saal entbrannte ein Gemisch aus Protesten, Zustimmung und spontanen Diskussionen. Manfred Zöder glaubte, sich verhört zu haben. War der Kerl da unten noch ganz dicht? Gerade heute gab es wirklich wichtigere Dinge, als einen Biber im fränkischen Wappen zu etablieren. Aber noch bevor er intervenieren konnte, trat schon der nächste Redner ans Mikrofon, und mit ihm begann die Diskussion eine gewisse Eigendynamik zu entfalten.
    »Ich halte die Idee prinzipiell für gut«, sagte der Abgesandte aus einem der nordwestlich gelegenen fränkischen Landesteile. Seine Stimme hatte Gewicht, denn die dort ansässige Firma Hafermas, bekannter Hersteller von Kinderspielzeug, hatte der Frankenpartei eine erkleckliche Summe gespendet. »Aber ich würde ein Symbol verwenden, das Bodenständigkeit, Schlichtheit, Eleganz und guten Geschmack ausdrückt«, verkündete er nicht ohne einen gewissen bedeutungsschwangeren Klang in seiner Stimme. »Etwas Neues, Revolutionäres, etwas, das tiefe Emotionen im Menschen hervorrufen kann, sobald er auch nur einen kurzen Blick auf diese Fahne, den ganzen Stolz einer jungen Nation, wirft.« Der Saal harrte gespannt dem, was da folgen sollte. Helmut Faber schaute sich noch einmal um. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, er genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Schon den ganzen Tag hatte er sich auf diesen Moment gefreut. Er holte tief Luft, dann sagte er laut und bestimmt: »Die Bad Rodacher Salzdillgurke.«
    Drei Sekunden lang war es mucksmäuschenstill, dann brandete ein lautes Lachen vermischt mit empörten Protesten durch die Bamberger Konzerthalle. Oben auf dem Podium vergrub Manfred Zöder währenddessen das Gesicht in seinen Händen.
    Die Wälder auf der Höhe oberhalb von Heilgersdorf waren von besonderer Art. Zumindest für die, die sich mit solchen Wäldern auskannten. Auf dem Höhenrücken zwischen Ebern und Altenstein gab es Schätze von ausgesuchter Rarität, wie sie weltweit ihresgleichen suchten.
    Elmar Ränkenschuh war so einer, der sich mit diesem Wald und dessen

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