Drei Eichen (German Edition)
unser Bier, unseren Wahlsieg und unser Franken anstoßen. Bald ist diese Wahl vorbei, bald ist Franken wieder frei. Ich danke euch.« Unter tosendem Applaus verließ Gartenlöhner die Bühne. Das Publikum war bereit für Zöders großen Plan.
Haderlein ging in die Staffelbergklause zurück und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Seine beiden Kollegen waren immer noch vollauf mit den Hochzeitsgästen beschäftigt und die Spurensicherungsleute weiterhin drinnen und draußen zugange, während der Wirt auf Haderleins Anweisung damit begonnen hatte, an alle in der Wirtsstube Getränke auszuschenken. Vielleicht würde das ja die allgemeine Stimmung ein wenig heben.
Ein Grüppchen saß mehr oder weniger abseits der anderen. Fast teilnahmslos hatte es sich in die hinterste Ecke verzogen und betrachtete von dort die Szenerie ratlos. Haderlein sah sofort, dass die Gruppe mit der Hochzeitsgesellschaft nichts zu tun hatte. Die Leute sahen eher aus wie Wanderer, die nur zufällig in den Schlamassel hineingeraten waren. Wahrscheinlich waren das diejenigen, von denen Lagerfeld schon erzählt hatte. Vielleicht hatten sie auf ihrem Weg hinauf ja doch etwas bemerkt. Er ging auf die fünf zu, die an einem Ecktisch saßen, und stellte sich vor. Sofort wurde er mit Fragen überhäuft, die er aber diplomatisch abwiegelte.
»Wir können leider nichts zum Stand der Ermittlungen sagen. Es könnte aber womöglich von großer Bedeutung sein, wenn Sie etwas auf Ihrem Weg hier herauf gesehen oder bemerkt haben.« Technisch geschickt hatte Haderlein direkt in die Befragung übergeleitet.
Eine junge Frau erzählte, dass sie den Wanderweg von Loffeld aus heraufgelaufen wäre und nichts bemerkt hätte. Ihrem Rucksack nach hatte sie heute anscheinend noch eine längere Strecke vor sich. Zum Tathergang konnten auch die anderen Frauen und die beiden Männer nicht viel beitragen. Als Franziska Büchler das Plateau erreicht hatte, so erzählte sie, hätte es bereits von Menschen und der Polizei gewimmelt. Die Beamten hätten sie gleich gefragt, ob ihr ein Mann mit einem Bogen entgegengekommen sei, aber das hatte sie verneinen müssen. Nur direkt hinter ihr war ein älteres Ehepaar ebenfalls den Wanderweg heraufgelaufen. Doch auch Herr und Frau Bögelein hatten niemand Verdächtigen bemerkt, wie sie Haderlein sofort bestätigten.
»Da war nur ein kleines blaues Auto, das uns entgegenkam, als wir von Loffeld aus auf den Wanderweg eingebogen sind«, sagte Josef Bögelein noch. »Aber das war viel früher, da waren wir ja noch ganz unten auf dem Weg. Und fragen Sie mich jetzt bitte nicht, was das für eins war, von so etwas habe ich keine Ahnung. Jedenfalls war es kein großes.«
»Und reinsehen konnte man auch nicht, das Auto hatte so neumodisch verdunkelte Scheiben«, warf Hiltrud Bögelein ein. Haderlein fragte, ob sie das Auto vielleicht näher beschreiben könnte, doch die alte Dame war damit genauso überfordert wie ihr Ehemann. Überhaupt nahm die ganze Situation die beiden sichtlich mit.
Wenn sie das Auto schon am Fuß des Staffelberges angetroffen hatten, konnte der Fahrer natürlich nicht als Täter in Frage kommen, überlegte Haderlein. Zu diesem Zeitpunkt war ja auf dem Plateau noch alles in Ordnung gewesen. Und trotzdem. Irgendwie hatte Haderlein es im Gefühl, dass er herausfinden musste, was es mit dem Auto auf sich hatte.
Die beiden letzten Wanderer am Tisch waren Gernot und Claudia Fraas aus Heldburg. Als Haderlein ihnen die Hand reichte, hatte er für einen kurzen Moment das Gefühl, der blonden Frau schon einmal begegnet zu sein. Auch sie schaute ihn für einen kurzen Moment etwas verdutzt an, aber als seriöser Polizeibeamter wollte er nicht mit dem blöden Spruch daherkommen, ob sie sich schon einmal irgendwo gesehen hätten, also schwieg er. Außerdem war das sowieso nebensächlich.
Das Ehepaar Fraas gab an, von Romansthal aus heraufgelaufen zu sein und leider ebenfalls nichts bemerkt zu haben. Allerdings waren die beiden als Erste nach dem Mord zur Hochzeitsgesellschaft gestoßen. Das Verbrechen war passiert, als sie den normalen Fahrweg wieder hinunterlaufen wollten. Natürlich waren sie dann geblieben, um zu sehen, was da los war.
Haderlein rekapitulierte im Geiste: Die junge Frau Büchler war also auf dem Weg zur Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen unterwegs gewesen, während das Ehepaar Bögelein von ihrer Unterkunft in Horsdorf nur einen Tagesausflug auf den Staffelberg unternehmen wollte. Gleiches galt auch für
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