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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Haderlein das gleich ändern.
    »Nun, Herrn Simon geht es eher mäßig«, sagte der Kriminalhauptkommissar nüchtern. »Er ist nämlich tot. Ermordet, um es genau zu sagen.« Sein Blick ruhte schwer auf einem verdatterten Dienststellenleiter, der sich zurück in seinen Sessel lehnte.
    »Ermordet? Auf dem Staffelberg?« Suckfüll wollte den Tatbestand nicht wahrhaben.
    »Genau. Von hinten mit einem Jagdpfeil erschossen, um es ganz präzise auszudrücken«, schob Haderlein noch hinterher. Ungefragt griff er nach Suckfülls Telefon, das auf dem schweren Schreibtisch ruhte, und drückte eine Taste.
    »Honeypenny? Bring uns doch bitte mal die Ausdrucke vom heutigen Tatort.« Als er auflegte, saß ihm noch immer ein geschockter Fidibus gegenüber.
    »Aber Josef Simon hat das beste Juraexamen in ganz Bayern gemacht.«
    »Leider schützen selbst gute Noten offensichtlich nicht prinzipiell davor, umgebracht zu werden«, sagte Haderlein spitz.
    Im gleichen Moment ging die Glastür zum Büro des Dienststellenleiters auf, und Honeypenny trat mit den ausgedruckten Aufnahmen der Juristenleiche ein.
    »Vielen Dank, Frau Hoffmann, Sie dürfen sich dann wieder entfernen.« Zerstreut griff sich Suckfüll die Aufnahmen, während Honeypenny beim Hinausgehen bedeutungsvoll mit den Augen rollte. »Kein Zweifel, das ist Josef Simon«, sagte Suckfüll, und ein sachlicher Ton lag plötzlich in seiner Stimme. »Aber warum sollte jemand einen international anerkannten untadeligen Finanzfachmann mit einer solch antiquierten Waffe erschießen? Ich verstehe das einfach nicht.« Ehrlich erschüttert wanderte sein Blick von einem Foto zum nächsten, während er permanent den Kopf schüttelte.
    »Tja, Chef, das genau ist ja die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen«, sagte Haderlein voller Erleichterung darüber, das leidige Frankenthema endgültig losgeworden zu sein.
    Lagerfeld verabschiedete sich von Huppendorfer, mit dem er die finalen Abschlussarbeiten in der Staffelbergklause vorgenommen hatte. Die letzten Zeugen waren entlassen, nur die Spusi turnte noch auf dem Hochplateau herum, würde sich aber demnächst ebenfalls in den Feierabend verabschieden. Schließlich hatten sie fast das gesamte Gelände abgegrast – und zwar im wortwörtlichen Sinne.
    Eigentlich hätte Lagerfeld sofort zurück in die Dienststelle gemusst, aber seine liebe Ute hatte ihm eine SMS geschickt, er solle doch unbedingt vorher noch einmal daheim vorbeischauen, sie hätte etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen. Also schwang er sich in sein rotes Honda Cabriolet und machte sich auf den Weg nach Loffeld. Er ahnte schon, was Ute von ihm wollte. Wahrscheinlich war endlich der Kostenvoranschlag für das Mühlrad eingetroffen, auf den sie schon so lange gewartet hatten, und jetzt wollte sie mit ihm kurz das weitere Vorgehen besprechen. Da das Rad bis zum Herbst fertig sein und Strom erzeugen sollte, standen sie unter gewaltigem Zeitdruck.
    Die ganze Sache mit dem Mühlrad war die Idee seiner Götterfreundin gewesen. Als die Kosten für die Renovierung ihrer kleinen Mühle zu explodieren drohten, war Ute von Heesen auf die glorreiche Idee verfallen, das völlig zerfallene Mühlrad wieder instand zu setzen. Dann hätten sie nicht nur eigenen Strom, sondern könnten den Überschuss sogar verkaufen und hätten somit eine kleine Nebeneinkunft, mit der sie einen weiteren Kredit bei der Bank bedienen konnten. Wozu sonst besaß man schon so ein Wasserrecht?
    Anfangs war er auch Feuer und Flamme für den Vorschlag gewesen. Ein sich drehendes Mühlrad mit fünf Metern Durchmesser, was für ein gigantisches Männerspielzeug. Allerdings hatte der an sich bequeme Bernd Lagerfeld Schmitt nicht bedacht, dass ein Mühlradbau auch weitere mühselige Planungsarbeiten, handwerklichen Aufwand und Verhandlungen mit einer Bank bedeuteten. Ganz zu schweigen von der Einhunderttausend-Euro-Grenze, die das Projekt an Investitionen überstieg und die man etliche Jahre lang abzahlen musste. Aus seiner Sicht war das lustige Männerspielzeug in kürzester Zeit in einen planungstechnischen Alptraum mutiert. Und dabei hatte er doch ursprünglich in dieser Mühle nur mit seiner Ute auf der Veranda hocken, ein Bier trinken und ganz viele Zigaretten rauchen wollen. Tja, das hatte er sich so gedacht. Jetzt aber bekam er schon flüssigen Stuhl, wenn er nur an Mühlen dachte. Natürlich wusste er tief in seinem Inneren, dass Ute recht hatte. Wer A sagte, musste auch B sagen, doch manchmal wünschte er

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