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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Bäumen des umgebenden Waldes hervor und an die Leiche heran, um das Ergebnis ihres Tuns zu betrachten.
    »What a fucking bad shot«, murrte der Größere der beiden und gab dem anderen ein Zeichen mit der Hand. Sie fassten den Toten an seinen Füßen und zogen ihn den Weg zurück durch den dunklen Wald.
    Als Haderlein das Büro erreichte, fiel Honeypenny sofort der griesgrämige Blick von Riemenschneider auf.
    »Was haben diese ungehobelten Männer nur wieder mit dir angestellt, mein Liebes?«, fragte sie voller Anteilnahme und nahm das kleine Ferkel auf den Arm. Sofort besserte sich dessen Laune, und es gab eine Art Schnurren wie von einer etwas zu groß und zu füllig geratenen Katze von sich. Honeypenny, die eine geübte Beobachterin war, hätte den entspannteren Gemütszustand des Ferkels auch an der sich nun immer stärker ins Hellrosa verschiebenden Hautfarbe erkennen können. Als Marina Hoffmann alias Honeypenny auch noch einen geviertelten Apfel aus den unergründlichen Tiefen ihres Schreibtisches zauberte, war die schlechte Laune des Ferkels endgültig passé, und der Apfelschnitz wurde genüsslich vernichtet.
    Die Sekretärin der Dienststelle richtete ihren anklagenden Blick auf den lang gedienten Kriminalhauptkommissar. »Also, Franz, raus mit der Sprache, was habt ihr mit ihr angestellt? Das Mädchen ist ja völlig durch den Wind!«
    Haderlein, der die Metamorphose des schweinischen Gemütszustandes kopfschüttelnd verfolgt hatte, hob entschuldigend beide Hände. »Keine Ahnung, das musst du Bernd fragen. Er sollte mit Riemenschneider eine Spur am Staffelberg verfolgen. Als er mit ihr zurückkam, hat er sie in mein Auto gesperrt, und beide waren stinksauer. Außerdem sah Bernd aus, als hätte ihn gerade ein Laster überfahren.«
    Honeypennys Miene verdunkelte sich. Ihre Riemenschneiderin eingesperrt? Was fiel diesem Tunichtgut von Jungkommissar eigentlich ein? Na, der würde was erleben, wenn der hier hereinspazierte.
    Haderlein konnte die Gedankengänge seiner resoluten Bürokraft ziemlich plastisch an ihrem Gesicht ablesen. Ihm schwante nichts Gutes. Es war ganz offensichtlich, dass ein größeres Gewitter drohte. Langsam und im Rückwärtsgang bewegte er sich zu seinem Schreibtisch, um möglichst schnell den näheren Gefahrenbereich zu verlassen.
    »Mach das mit Lagerfeld aus, Honeypenny, ich habe nichts getan. Ausnahmsweise kann ich mal überhaupt nichts dafür.« Bevor der drohende honeypennysche Vulkan ausbrechen konnte, hörte Haderlein, wie jemand hinter ihm an eine Glasscheibe klopfte. Als er sich umdrehte, schaute ihn sein Chef Robert Suckfüll an und winkte ihm mit einer Zigarre in der Hand von der anderen Seite der Scheibe ungeduldig zu.
    »Ich, äh, muss leider … Fidibus ruft mich«, sagte Haderlein, zuckte entschuldigend die Schultern und nahm dankbar die Gelegenheit wahr, zum Dienststellenchef in dessen Glaspalast entschwinden zu dürfen, den dieser sein Büro nannte.
    »Nehmen Sie Platz, mein lieber Haderlein«, sagte sein Chef ausgesprochen zuvorkommend, als Franz Haderlein eingetreten war, und setzte sich ihm gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches in seinen Sessel. Eine Weile lächelte er Haderlein mit dem stillen Lächeln eines Wissenden an, ohne allerdings irgendwie zu verlautbaren, woraus dieses Wissen denn bestand.
    Haderlein ließ den gönnerhaften Gesichtsausdruck seines Chefs eine geraume Zeit kommentarlos auf sich wirken. Schließlich war ihm ja klar, dass sich die Gehirnwindungen seines Dienststellenleiters im Stress gern mal verschalteten und seine Gedanken anschließend eine Ehrenrunde drehten. Im Extremfall ging dann gar nichts mehr, und Fidibus musste die Reset-Taste drücken und sein Gehirn erneut hochfahren. Haderlein deuchte, dass gerade Selbiges passierte und seinem Chef nicht bewusst war, dass er ihn gerade ins Büro zitiert hatte. Der Verdacht erhärtete sich, als Robert Suckfüll seine nicht angezündete Havanna so intensiv in seinen Fingern hin- und herdrehte, dass diese sich in ihre blättrigen Bestandteile aufzulösen begann. Eigentlich ein sicheres Indiz für Suckfülls Realitätsabstinenz. Gerade als sich Haderlein geräuschvoll räuspern wollte, um den Neustart des Gehirns seines Chefs zu beschleunigen, wurde das Lächeln von Robert Suckfüll eine Nuance breiter.
    »Nun, mein lieber Haderlein, wie werden Sie denn morgen abstimmen, wenn ich fragen darf? Bayerisch oder fränkisch?«, wollte er ganz entspannt wissen.
    Das durfte doch wohl nicht wahr

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