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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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albernen Hut nun endlich auf die Seite und nahm einen Schluck von der großen Tasse Kaffee. Honeypenny schien seinen Geschmack getroffen zu haben, denn seine Miene entspannte sich etwas, während Huppendorfer glaubte, sich verhört zu haben.
    »Eine prähistorische Mumie? Sie haben da oben auf den Eierbergen eine Mumie ausgegraben? Das ist doch nicht Ihr Ernst, Herr Fiederling!« Huppendorfers Alarmglocken schrillten. Das musste doch ein Witz sein. Die Glaubwürdigkeit des schmächtigen Mannes da vor ihm nahm gerade im Eiltempo ab. Letzte Woche erst war ein ähnlicher Spinner hier gewesen und hatte eine angebliche Entführung melden wollen. Eine geschlagene Stunde hatte er sich mit dem Irren beschäftigt, bis er gemerkt hatte, dass dessen Birne ziemlich weich war. Dann hatte der Idiot ihm nämlich erzählen wollen, dass das Entführungsopfer er selbst sei, eine Selbstentführung quasi, und dass alles eigentlich eine Aktion gegen das Waldsterben sei, was nun bald durch den Ulmensplintkäfer drohe, wenn die Polizei nicht sofort etwas gegen das Tier unternahm. Dann hatte er ihm noch ein dreiundzwanzigseitiges Pamphlet in die Hand gedrückt, in dem angeblich stichhaltig erläutert wurde, dass die Ulmensplintkäfer mit hoher Wahrscheinlichkeit hochintelligente Außerirdische vom Planeten Nepomuk – oder so ähnlich – seien. Zu weiteren Details seiner Theorie war der Mann nicht mehr gekommen, da Huppendorfer ihn von der Bereitschaftspolizei hatte rauswerfen lassen. Nach Meinung des Kommissars machte dieser Fiederling alle Anstalten, in die Fußstapfen des Verrückten zu treten. Huppendorfers Augen funkelten bereits wütend, als Fiederling weitererzählte.
    »Ich glaub ja auch nicht, dass es eine Mumie war, aber Herr Fiesder hat das behauptet. Wir sollten einfach weitermachen, sonst kämen noch die Archäologen aus Memmelsdorf und würden die Baustelle stilllegen. Also habe ich den Arm halt entsorgt.« Fiederling sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
    »Was denn für einen Arm, um Himmels willen?«, fragte Huppendorfer, dem das alles irgendwie gegen den Strich ging.
    »Na, einen Arm halt. Natürlich nur noch die Knochen davon. Die steckten in einer Art Jacke oder Mantel. Warten Sie, ich habe ein kleines Stück davon dabei.« Aufgeregt griff Fiederling in seine Jackentasche.
    Huppendorfer machte große Augen, als er seinem Besucher dabei zusah, wie der ein kleines Plastiktütchen herausholte und den Inhalt auf den Tisch schüttete: bröselige Erde und ein kleiner Knochen. So genau kannte sich Huppendorfer in Anatomie ja nicht aus, aber für ihn sah das Knöchelchen tatsächlich aus wie der Teil eines menschlichen Fingers. Fiederling griff in die andere Jackentasche, förderte ein zerrissenes, aber immer noch glänzendes gelbes Stück Stoff zutage und übergab es Huppendorfer.
    »Hier, Herr Kommissar. Aber erzählen Sie bloß nicht Herrn Fiesder, dass ich Ihnen das gegeben habe, sonst bin ich geliefert.«
    »Da machen Sie sich mal keine Gedanken, Herr Fiederling. Wenn Sie recht haben, wird Ihr Chef Ärger kriegen und nicht Sie.« Nachdenklich betrachtete er den gelben Plastikfetzen und drehte ihn in seiner Hand hin und her. Das Teil sah aus wie der kärgliche Rest einer Regenjacke. Eine von der Sorte, die man seiner Kenntnis nach gemeinhin als Friesennerz bezeichnete. Dann besah er sich den kleinen Knochen noch einmal genauer. Er wirkte tatsächlich sehr echt. Wortlos legte er die beiden Teile wieder auf den Schreibtisch zurück und musterte Fiederling noch einmal skeptisch.
    »Also gut. Einmal angenommen, alles, was Sie sagen, entspricht der Wahrheit, und Sie haben wirklich die Knochen eines Arms in einer Regenjacke auf den Eierbergen gefunden, dann, so muss ich zugeben, stellt sich in der Tat die Frage: Wie ist dieser Arm dort hingekommen? Und fast genauso interessant ist der Umstand, dass Ihr Chef, Herr Georg Fiesder, verdächtige Leichenteile einfach ignoriert hat. Ich will doch hoffen, dass Sie und Ihr Chef die anderen Fundstücke irgendwo sicher gelagert haben?«
    Auf die eigentlich nur rhetorisch gemeinte Frage erhielt Huppendorfer leider nicht die gewünschte Antwort. Fiederling fuhr beschwichtigend mit beiden Armen durch die Luft, um dann mühsam hervorzubringen: »Also, nicht direkt, wenn ich ehrlich bin.«
    »Was ist denn hier los?«, tönte es plötzlich an Huppendorfers Seite. Fidibus stand neben ihm.
    »Wenn ich vorstellen darf, Chef, das hier ist Herr Hubert Fiederling von der Firma Fiesder.

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