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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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fränkischen Brauereibesitzers und einer brasilianischen Austauschschülerin, schmollte an seinem Schreibtisch. Es war doch immer das Gleiche. Hatten Haderlein und Lagerfeld irgendein persönliches Problemchen zu wälzen, dann verschwanden sie auf einen Bamberger Keller und enthoben sich damit den anderen arbeitenden Sterblichen. Mit dem Ergebnis, dass er, Cesar Luis Huppendorfer, im Bamberger Büro mal wieder die Frondienste der niederen Polizeiarbeit verrichten durfte. Ganz klasse.
    »Heute schon was gegessen?«, fragte plötzlich eine weibliche Frauenstimme neben beziehungsweise über ihm. Honeypenny hatte sich den frustrierten Cesar lange genug angesehen und, wie es ihre resolut mitfühlende Art war, schließlich beschlossen zu handeln. Ein geblümter Teller mit drei großen Brotscheiben, die mit einer dicken Schicht Butter und einer noch dickeren aus reinem Blütenhonig bestrichen waren, schwebte vor Huppendorfers Nase. Das war in der Tat genau das Richtige, um des Kriminalkommissars Stimmung aufzuhellen.
    »Du bist ein Engel. Ich hab den ganzen Tag noch überhaupt nichts gehabt«, stieß er höchst erfreut hervor, und seine Hände griffen gierig nach dem ersten Honigbrot, während eine zufriedene Honeypenny den Teller auf seinem Schreibtisch abstellte.
    Endlich mal jemand in dieser Polizeistation, der ihre mütterlichen Triebkräfte angemessen zu würdigen wusste. Mit einem Schlag hatte der ihr gegenüber oft leicht versnobt wirkende Huppendorfer haufenweise Pluspunkte gesammelt. Ob der das allerdings bemerkt hatte, da war sie sich nicht so sicher. Doch bevor sie sich weitere Gedanken über Huppendorfer machen konnte, klopfte es leise und verschüchtert an der Bürotür. Huppendorfer machte mit vollem Mund eine hilflose Geste, und Marina Hoffmann ging schnellen Schrittes hinüber und öffnete.
    Herein schaute das hagere Gesicht eines abgehärmt wirkenden Mannes, an dem ein ebenfalls schmächtiger, jedoch durchaus drahtig wirkender Körper hing. Seine Hände drehten langsam, aber kontinuierlich einen dunkelgrauen Filzhut in den Händen. So richtig wusste dieser Mensch offensichtlich nicht, wie er mit der Situation und der massiven Frau, die vor ihm erschienen war, umgehen sollte. Wie so oft war es Honeypenny, die die Initiative ergriff. Irgendwie fand sie das hilflose Männchen süß.
    »Als rei, mir ham frisch gschlacht«, posaunte sie ins Treppenhaus hinaus, woraufhin sich das Männchen mit dem akkuraten Seitenscheitel sofort in Bewegung setzte und regelrecht in das Büro hineinstürmte. Als Honeypenny die Bürotür hinter ihm schloss, war dem Besucher die Erleichterung ob der deutlichen Ansage am Gesicht abzulesen. Ganz klar, der hier braucht eindeutige Anweisungen im Leben, dachte sich Honeypenny und musterte die verschüchterte Erscheinung Mensch nun von oben bis unten.
    »Grüß Gott, mein Name ist Fiederling. Sind Sie hier der Chef, schöne Frau?«, fragte das Männchen ausgesprochen freundlich. Fiederling war froh, endlich einen Ansprechpartner gefunden zu haben, und hatte sich sicherheitshalber gleich einmal eines Komplimentes bedient, denn schließlich war das da vor ihm eine Frau und außerdem Feiertag. Bei Honeypenny rannte er mit seinem Verhalten offene Türen ein.
    Ein zurückhaltender, höflicher Mann, der für sie Komplimente bereithielt, mein Gott, am liebsten hätte sie ihn sogleich an ihre durchaus umfangreiche Brust gedrückt, war sich aber nicht sicher, ob sie ihn damit nicht zerbrechen würde. Er sah so fragil aus. Auch Huppendorfer hatte den Besucher schon entdeckt, kämpfte allerdings noch mit seinem Honigbrot.
    »Hie herübn sind Fie ichdig«, waren die mühsam mit halb vollem Mund herausgequälten Wortfetzen, zu denen Cesar Huppendorfer in der Lage war. Er winkte den Neuling heran. Das wäre ja noch schöner, wenn Honeypenny plötzlich richtige Polizeiarbeit verrichtete, damit ginge sie dann aber doch zu weit.
    Sichtlich enttäuscht drehte sich der angesprochene Fiederling zu Huppendorfer um.
    »Mehmen Sie Blapf«, forderte Huppendorfer ihn auf, während er sich redlich bemühte, den klebrigen Mund wieder frei zu bekommen.
    »Hätten Sie vielleicht gern einen Kaffee, Herr Fiederling?«, säuselte Marina Hoffmann und strahlte ihn an.
    »O ja, sehr gern. Mit Milch und viel Zucker, bitte.« Zur Bekräftigung seiner Bitte ließ er zum ersten Mal seit Eintritt im Büro mit der rechten Hand den Hut los und hob den Zeigefinger.
    »Ha, ein Süßer. Wusst ich’s doch«, bemerkte Honeypenny

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