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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Ehrenwort war ein Ehrenwort, ein Kamerad ein Kamerad. Erst gegen drei Uhr morgens ging jeder seiner Wege. Eine Lösung war gefunden.

Magnus
    »Ich werde deinen Namen nicht erfahren und du nicht meinen. Solange du hier bist, wirst du einen neuen Namen bekommen und auch nur diesen verwenden. Du bist Joe. Ich werde für dich Magnus sein und niemand anderer, verstanden?« Der Angesprochene nickte und harrte weiterer Erklärungen. Er hatte keine Probleme mit Regeln. Er stellte schließlich selbst andauernd welche auf und erwartete, dass sie auch befolgt wurden. Vielleicht war es ganz gut, einmal auf der anderen Seite zu stehen.
    »Du bist hier, weil du etwas tun willst, was auf den ersten Blick nicht legal erscheint. Weil du etwas tun möchtest, das dir die Gesellschaft verboten hat. Du bist reich, stinkreich sogar, wenn ich das so sagen darf. Eigentlich kannst du alles tun und dir alles kaufen, was du willst. Aber das hier, das kannst du in der normalen Welt, in der du lebst, nicht tun, Joe, weil du dann nämlich auf dem elektrischen Stuhl landen würdest. Nur jetzt und hier gibt es die Möglichkeit dazu. Dir ist der Kick im Leben verloren gegangen. Du hast alles erreicht, was du erreichen wolltest, und jetzt gehen dir die Ziele aus. Ich bin dazu da, dir Ziele zurückzugeben, Joe. Du wirst feststellen, dass dein Leben danach nicht mehr dasselbe sein wird, denn du wirst dann getötet haben. Dabei ist es völlig egal, ob das Opfer den Tod verdient hatte oder nicht. Du hast dann einen Menschen getötet, Joe, und zwar ohne Grund, nur weil du es wolltest und durch mich konntest. Einen Menschen zu töten ist definitiv etwas anderes, als eine konkurrierende Bank oder einen Staat finanziell zu ruinieren oder Tausende von Immobilienbesitzern in den Selbstmord zu treiben. Es fühlt sich anders an. Direkter. Wahrscheinlich hast du auf deine Art schon sehr viele Menschen auf dem Gewissen, da bin ich mir sicher.« Magnus lächelte und zog entspannt an seiner Pfeife.
    »Aber es verändert einen, wenn man es direkt tut. Wenn man selbst die Hand an die Waffe legt und jemanden nicht über den Umweg des Ruins tötet. Ich hoffe, du verstehst das. Du hast es selbst in der Hand, Joe. Bist du dazu bereit?«
    Der Angesprochene nickte zögerlich. Er war von der Rede, die Magnus gehalten hatte, sichtlich beeindruckt. Er würde es jetzt tun. Bis hierher war es ein langer Weg gewesen. Sowohl innerlich als auch, wenn man ganz lapidar den langen Hubschrauberflug bis zu dieser Hütte im Nirgendwo berücksichtigte. Er würde jetzt da hinausgehen und das tun, wozu er hergekommen war.
    »Es ist so weit.« Magnus schaute ihm in die Augen und stand auf. Schweigend ging er ihm voraus, hinaus auf die überdachte Veranda, blieb dort stehen und deutete nach links, Richtung Waldrand.
    Joe hatte im Prinzip gewusst, was ihn erwartete, und trotzdem zuckte er zusammen, als er den an einen Baum gefesselten Mann entdeckte. Magnus hatte ihm die Augen verbunden, er bewegte sich kaum.
    »Wie weit ist es?«, fragte er Magnus, der die Stufen der Veranda bereits hinunterging.
    »Von hier aus genau siebzig Meter.« Magnus zog ruhig an seiner Pfeife. »Es ist windstill, wir haben die Sonne im Rücken. Ideale Bedingungen. Es liegt nun an dir.« Lächelnd trat er zur Seite. Joe folgte ihm und ging in den Wettkampfstand. Aus dem Köcher zog er einen karbonummantelten Aluminiumpfeil und legte ihn in seinen Compoundbogen von Hoyt. Selbst das kühle Magnesium des Mittelstückes konnte die Schweißbildung seiner Hand nicht verhindern, als er den Bogen in die Waagerechte hob.
    »Wie viele Versuche habe ich?«, fragte er, während er das Ziel fixierte.
    »So viele du möchtest, Joe.«
    Er konzentrierte sich, die Wurfarme des Bogens spannten sich. Gedanklich ging er noch einmal alle erlernten Bewegungen durch, dann ließ er den Pfeil los, und nur das Geräusch des zurückschnappenden Klickers zeugte akustisch davon, dass sich der Pfeil mit einer Geschwindigkeit von über zweihundert Meilen in der Stunde auf seinen Weg Richtung Ziel gemacht hatte.
    Die Sonne ging an diesem Pfingstsonntag bei wolkenlosem Himmel auf und schickte sich an, einen ganz besonderen Tag zu erhellen. Die Republik kannte nur ein Thema: Würden es die Franken schaffen, sich von Bayern loszusagen und ein eigenes, unabhängiges Bundesland zu werden?
    Manfred Zöder war sich da nicht mehr so sicher. Seit dem desaströsen Auftritt, den sie gestern mit ihrer Abschlussveranstaltung hingelegt hatten, war keine Zeit

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