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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Kindheitserlebnissen hatte er aber trotzdem noch nicht abgeschlossen. »Ich sage Ihnen was, meine Herren, Winnetou und Karl May wären stolz auf mich gewesen. Ich war wirklich sehr begabt, was den Umgang mit dieser Waffengattung anbelangt. Leider verlor ich mit meinem dreizehnten Lebensjahr das Interesse an solcherlei Faschingsvergnügen und stellte daher auch die Ausbildung meiner Fertigkeiten im Bogensportbereich ein. Schade eigentlich.«
    Lagerfeld und Huppendorfer erduldeten zwar die frühen Memoiren des Professors, ihr Interesse daran war allerdings reichlich begrenzt. Eigentlich waren sie ja hier, weil sie sich von ihm Ergebnisse bezüglich der Toten erhofften.
    »Bei allem Respekt, Herr Professor«, konnte sich Huppendorfer trotzdem eine Bemerkung nicht verkneifen, »ich bin ja schon eine Generation weiter und mit ›Star Wars‹ und solchen Sachen aufgewachsen, aber ich wäre sogar bereit, mit einem Laserschwert gegen Sie anzutreten, wenn Sie das für moralisch vertretbar halten –« Der Kommissar verstummte auf der Stelle, weil ihm Lagerfeld seinen Ellenbogen in die Rippen rammte. Aus eigener leidvoller Erfahrung wusste der nämlich, dass es meistens schiefging, wenn man sich mit Siebenstädter humoristisch anlegen wollte. Zum Schluss fand meistens nur noch der Professor den laufenden Disput witzig, der Rest der anwesenden Konversationsbeteiligten war entweder beleidigt, gegangen oder benötigte einen Psychologen.
    Huppendorfer ahnte bereits, dass er einen Fehler begangen hatte, als sich Siebenstädters Gesicht langsam zu ihm umwandte, während der Rest des professoralen Körpers in seiner gebückten Stellung verharrte. Als er Huppendorfer von unten herauf angrinste, war sein Haifischgebiss unübersehbar. Spätestens jetzt wusste Lagerfeld, dass Gefahr im Verzug war. Und das alles nur, weil Huppendorfer seine Klappe nicht hatte halten können. Er befürchtete das Schlimmste.
    Plötzlich richtete sich Siebenstädter ruckartig auf, legte seine Untersuchungswerkzeuge auf die Seite und kam auf sie zu. Kurz vor ihnen blieb er stehen und schaute genüsslich von einem zum anderen. »Soso, Sie wollen mich also herausfordern, Herr Huppendorfer?«, fragte er, und sein kahles Haupt glänzte unter dem Federschmuck. »Mit einem Laserschwert, wenn ich das richtig verstanden habe? Hat der junge Kommissar denn zufällig grad eins dieser Dinger dabei, damit er seine übergroße Geschicklichkeit unter Beweis stellen kann?« Siebenstädters Augen blitzten.
    »Äh, nein, natürlich nicht, ich bitte um Verzeihung.« Huppendorfer wich vor dem alkoholischen Mundgeruch seines promovierten Gegenübers zurück. Hilfesuchend schaute er zu Lagerfeld, der ihn aber nur strafend ansah. Das hatte sich Huppendorfer selbst eingebrockt, also sollte er das gefälligst auch allein auslöffeln.
    »Aha«, sagte Professor Siebenstädter selbstzufrieden und strich sich mit der rechten Hand durch seine Indianerfedern. »Dann schlage ich vor, dass wir das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und ein kleines Experiment durchführen. Wenn Sie mir bitte folgen möchten, meine Herren?« Er drehte sich auf dem Absatz um und schritt zu einem der Skelette. Auf dessen Schulterhöhe blieb er stehen und deutete durch die Rippenknochen hindurch auf ein Schulterblatt.
    »Was sehen Sie, mein Herr?«
    Huppendorfer betrachtete das Skelett mit gebührendem Abstand, wusste aber mit dem Ergebnis seiner optischen Begutachtung nichts anzufangen. »Na ja, das ist halt ein Schulterblatt, das ausgegraben wurde«, gab er nur wenig geistreich von sich.
    Wieder erschien das zufriedene Haifischlächeln auf Siebenstädters Gesicht. »Sie sind aber ein ganz schlauer Dorfpolizist, nicht wahr? Tatsächlich, das ist das Scapula eines männlichen Tatopfers, welches mehrere Jahre im Boden vor sich hin gemodert hat. Das genaue Jahr seines Todes werde ich auch noch herauskriegen, aber erst einmal gratuliere ich Ihnen zu Ihrer scharfsinnigen Erkenntnis.«
    Huppendorfer war klar, dass Siebenstädter sich über ihn lustig machte, konnte die Pointe aber nicht einmal erahnen. Lagerfeld seinerseits tat alles, um nicht aufzufallen. Wenn er so unsichtbar wie möglich blieb, würde dieser Kelch vielleicht an ihm vorübergehen. Das Vorhaben gelang ihm leider nur zum Teil, doch zuerst wedelte der Professor mit der rechten Hand um das Schulterblatt herum.
    »So, dann wollen wir mal an die Arbeit gehen. Sie mit Ihrer Laserschwertausbildung nehmen jetzt das angesprochene Knochenteil an sich und

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