Drei Eichen (German Edition)
sein?«
Fiesder reagierte mitnichten eingeschüchtert, sondern wie man ihn kannte. Als Schlaubauer. »Nadürlich steht’s verkehrt, aber etzerd steht’s, und da macht kaaner mer was dro. Vo mir aus knallt mir a Straf nei, is mir fei worschd. Aber ich hab kaan umgebracht, klar? Vielleicht war’s ja der Fiederling, der mir etzerd aane neidrückn will.« Fiesders Noch-Anwalt zog die Stirn in tiefe Falten.
»Herr Fiesder, haben Sie Ihre Arbeiter angewiesen, die Leiche zu entsorgen?«, fragte Haderlein noch einmal nach.
»Ja, Herrschaftsakrament, was sollte ich denn machen? Was hättst denn du gemacht an meiner Stelln, hä?«, fauchte Georg Fiesder zurück, und sein schwarzer Hut schien abheben zu wollen. »Was maanst denn du, wenn die mitgriechen, dass da was Brähisdorisches im Boden rumliecht, hä? Die machen mir doch soford die Baustelln dicht und suchen jahrelang nach irchendan Archeobderix! Also hab ich dem Fiederling gsacht, er soll’s fortbringa. Was mer net sieht, sieht mer net. Was fort is, is fort! Na, ward ner, dem Fiederling, dem Arschloch, werd ich was erzähln, wenn ich haamkomm!«
»Und was ist mit den anderen Leichen, die dort vergraben lagen? Von denen wissen Sie natürlich auch nichts, oder?«, fragte Haderlein nach.
»Ich? Kaa Ahnung. Was hab ich mit dena Dodn zu dun?« Fiesder lehnte sich zurück und schaute wieder böse. Offensichtlich gab es für ihn nichts mehr zu sagen.
Fidibus war anzusehen, dass ihn Fiesder nervte. So wie sich das juristisch darstellte, würde er sich aus dieser Situation wieder irgendwie herauswinden können. Sehr unbefriedigend, diesen Stachel im Fleisch der Dienststelle wieder laufen lassen zu müssen.
»Sagen Sie mal, Herr Fiesder«, sagte Suckfüll dann, »sagen Sie mal, sind Sie eigentlich mit Udo Lindenberg verwandt?«
Fiesder drehte sich um und glotzte Suckfüll an, sein genervter Noch-Anwalt tat es ihm gleich. Auch Haderlein wunderte sich, was sein Chef mit seiner Frage bezwecken wollte.
»Na, dieser Lindenberg, der nimmt seinen Hut doch auch nie ab, vielleicht leiden Sie ja unter dem gleichen genetischen Defekt?«, überlegte Fidibus laut.
Georg Fiesder war anzusehen, dass es etwas dauerte, bis die Zweideutigkeit des Gesagten von seinen in Ironie eher ungeschulten Gehirnwindungen adäquat übersetzt wurde. Reinhard Schmied räusperte sich sicherheitshalber vernehmlich, bevor sein Klient explodieren konnte. Das alles hier war ihm doch reichlich peinlich. Nichtsdestotrotz war er Anwalt und hatte sein Berufsethos zu verteidigen. Denn noch hatte er einen Klienten.
»Wenn ich das mal zusammenfassen dürfte, meine Herren, dann liegt gegen Herrn Fiesder nichts weiter vor als die Beschuldigung zur Vertuschung einer Straftat. Und es ist doch sehr fraglich, ob Sie meinem Mandanten wirklich eine Absicht nachweisen können –«
»Ich bin net Ihr Mandant, kapiert?«, blaffte ihn Fiesder an.
Schmied tat so, als habe er nichts gehört. »Ich sehe das so: Mein Klient ist mit der Verhaftung durch Sie und dem daraus resultierenden Ansehensverlust fürs Erste wirklich genug bestraft.«
»Kapierst denn du des net? Ich bin nimmer dei Glient. Und jetzt will ich da naus!« Fiesders Augen blitzten wütend, aber niemand reagierte auf ihn. Auch Anwalt Schmied machte einfach weiter.
»Herr Fiesder wird sich zu Ihrer Verfügung halten, ansonsten aber jetzt mit mir hier hinausmarschieren.« Schmied wusste genauso wie Haderlein, dass er die Sachlage ziemlich klar erfasst hatte. Sie hatten nichts gegen Fiesder in der Hand. Und wenn Haderlein ehrlich war, traute er dem Bauunternehmer auch kein Kapitalverbrechen zu. Aber das würde er in dieser Runde niemals laut sagen. Er nickte Fidibus zu, der daraufhin dem Rechtsanwalt zunickte, woraufhin dieser und Fiesder sich erhoben und flugs die Räumlichkeiten der Kriminalpolizei Bamberg verließen. Was danach draußen vor dem Gebäude geschah, wurde nur gerüchteweise kolportiert. Fakt ist, dass Anwalt Schmied umsattelte und nur noch Scheidungsprozesse übernahm, von Strafsachen und Bauunternehmern ließ er fürderhin tunlichst die Finger.
Jetzt stand er da mit seinem gepackten Rucksack und dem schwarzen Bogenkoffer. Einerseits war die Zeit eine schauerlich erregende Erfahrung gewesen, andererseits war er auch froh, dass es endlich vorbei war. Er brauchte Ruhe, um alles zu verarbeiten. Er bereute nichts, im Gegenteil, er wäre sicher wiedergekommen, wenn das möglich gewesen wäre. Doch Magnus hatte ihm von Anfang an klargemacht, dass
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