Drei Eichen (German Edition)
folgen mir, Cesar Skywalker, haha.« Hoch amüsiert drehte sich der Professor um und wollte schon loslaufen, wurde aber von einem entsetzten Huppendorfer daran gehindert.
»Aber wie soll ich denn …? Ich meine, Sie meinen: mit meinen blanken Händen?«, stieß der junge Kommissar hervor.
Siebenstädter lächelte nun nicht mehr, sondern bedachte Huppendorfer mit einem abfälligen Blick. »Na so was, was haben wir denn da für ein Weichei? Jetzt hören Sie mal zu, Sie werden auf der Stelle dieses Scapula aus dem Skelett entfernen und zu mir nach hinten bringen. Und zwar ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Und falls der Knochen noch irgendwo festhängt, dann werden Sie eben so viel Kraft aufwenden, dass er sich löst, verstanden? So ein Skelett kann manchmal ein zäher Gegner sein, mein junger Freund, aber ich bin sicher, Sie werden gewinnen.« Er bedeutete Lagerfeld, ihm zu folgen, Huppendorfer hingegen blieb hilflos und allein mit seinen Knochen zurück.
Na gut, er würde sich vor einem frustrierten Altmediziner doch nicht blamieren. Mit spitzen Fingern griff er nach dem Schulterblatt und zog vorsichtig. Doch nicht nur der angepeilte Knochen, sondern das halbe Skelett, das irgendwie noch an ihm hing, bewegte sich. Angeekelt nahm Huppendorfer die andere Hand zu Hilfe und legte diese auf die Halswirbelsäule des Skelettes, um es am Wegrutschen zu hindern. Mit aller Macht zog er an dem Knochen, doch der wollte und wollte sich einfach nicht lösen. Irgendwie hatte die lange Zeit im Boden die Knochen zusammenwachsen lassen.
»Ja, Herrschaft, wo bleiben Sie denn?«, tönte Siebenstädter von nebenan, also riss Huppendorfer erneut an dem Scapula und hielt den dreckigen Knochen endlich schwer atmend in seiner rechten Hand.
Sofort ließ er das Skelett los und rannte in den hinteren Teil des Saales, wo Siebenstädter und Lagerfeld an einer Art kleiner Werkbank standen. Der Professor hatte einen Akkubohrer in der Hand. Er war bereit loszulegen und hatte schon auf ihn gewartet. Ungeduldig rupfte er Huppendorfer das angemoderte Schulterblatt regelrecht aus der Hand, legte es auf die Werkbank und setzte dann den Akkubohrer an. Mit quietschendem Geräusch arbeitete sich der Bohrer durch das Schulterblatt, um schon nach wenigen Sekunden auf der anderen Seite wieder herauszutreten. Cesar Huppendorfer und Lagerfeld betrachteten mit zunehmendem Schaudern das handwerkliche Können des Professors und hatten noch immer keinen Schimmer, wozu die Aktion eigentlich gut sein sollte.
Siebenstädter legte seine Bohrmaschine weg und holte dafür einen Zimmermannshammer und einen langen Stahlnagel hervor. Beides reichte er Lagerfeld, der die Werkzeuge misstrauisch beäugte. Währenddessen hob der Professor den durchbohrten Knochen hoch und schaute sehr zufrieden durch das etwa fünf Millimeter große Loch, bevor er Lagerfeld das gute Stück reichte.
»So, mein lieber Herr Schmitt. Sie sind doch gerade mit Renovierungsarbeiten beschäftigt, wenn ich mich nicht irre? Dann sollten Sie ja mit Hammer und Nagel umgehen können und werden uns das Schulterblatt problemlos etwa in Kopfhöhe hier an die Wand nageln.« Aufmunternd klopfte er dem jungen Kommissar auf die Schulter und räumte dann sein Werkzeug auf.
Lagerfeld warf einen bitterbösen Blick zu Huppendorfer hinüber, der aber auch nichts an der ihm hochnotpeinlichen Situation ändern konnte. Wie hätte er denn wissen sollen, dass er mit solch einer lächerlichen Bemerkung eine so irrsinnige Aktion auslöste? Lagerfeld hob den Knochen an die Wand, fädelte den Stahlnagel durch das kleine Loch und begann den verdammten Knochen mit seinem verdammten Hammer an die verdammte Wand zu nageln.
Haderlein war auf dem Weg zum E. T. A . Hoffmann-Gymnasium. Auch jetzt, nach einiger Zeit in Bamberg, kannte er sich im Herzen des Weltkulturerbes noch immer nicht richtig aus und hatte sich prompt verfahren. Er war eine halbe Stunde im Kreis gefahren, bis er schließlich anhielt und seinen frisch erworbenen Stadtplan studierte. Dann hatte er noch zwei Mal Bamberger fragen müssen, bis er sich schließlich und endlich auf dem rechten Weg befand.
Es ging vorbei am »Zinser«, einer abgerissenen Studentenkneipe mit einem noch abgerisseneren Wirt. Das »Zinser« kannte er, von hier aus wusste er, wie er fahren musste. Seine Kollegen hatten sich kurz nach seinem Zuzug den Spaß erlaubt, ihn zu seinem ersten Wirtshausbesuch in Bamberg ausgerechnet in diese Spelunke zu
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