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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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zerren. »Schwerter zu Pflugscharen, Tote trinken nicht. Wirte für den Frieden«, hatte irgendjemand an die Fliesen des Pissoirs geschrieben, das er damals nach seinem x-ten Bier aufgesucht hatte. Nie mehr würde er sich dort freiwillig hineinbegeben. Der Typ war kein Wirt, sondern ein Fall für den Psychoklempner oder für eine Studie über professionelles Gästequälen. Haderlein war es unerklärlich, warum sich abends dort so viele Bamberger versammelten und den Irren auch noch cool fanden. Für ihn war das nichts, aus Oberbayern war er eher gediegene Lokalitäten gewöhnt. Etwas weiter die Straße hinab hatte er den »Polarbär« aufgetan und noch etwas weiter in der Sandstraße den »Kachelofen«. Das war schon eher seine Welt. Immerhin hatte der Besuch im »Zinser« dazu geführt, dass er nun einen eindeutigen Bezugspunkt in der Bamberger Innenstadt hatte, den er so schnell nicht mehr vergessen würde.
    Nicht weit davon den Berg hinauf in Richtung Spezi-Keller musste das E. T. A . Hoffmann-Gymnasium liegen. Tatsächlich war es nicht schwer zu finden, und fünf Minuten später stellte Haderlein seinen Alfasud auf dem Parkplatz des hoch über der Stadt gelegenen Schulgebäudes ab.
    Man hatte die Bamberger Kriminalpolizei darüber informiert, dass eine junge Lehrerin nach den Pfingstferien nicht zum Unterricht erschienen war. Nach einer Weile des Herumtelefonierens im familiären Umfeld hatte die Schulleitung schließlich festgestellt, dass die junge Lehrerin tatsächlich verschwunden war. Niemand hatte auch nur den leisesten Schimmer, wo sich Petra Ledang aufhielt. Eigentlich eine gute Möglichkeit für einen jungen Kommissar wie ihn, sich in einer für ihn noch fremden und neuen Stadt seine ersten Sporen zu verdienen. Vorher hatte er kurze Zeit in München gearbeitet und als geborener Oberbayer dort eigentlich auch bleiben wollen, schließlich hatte er exzellente Beurteilungen und damit in der Landeshauptstadt allerbeste Aufstiegschancen. Aber dann war ihm dieses langhaarige Geschoss aus Franken über den Weg gelaufen, sodass ihn die Liebe nach Bamberg gezogen hatte. Er war schon gespannt, wie das Leben hier auf dem Land so sein würde und wie die hiesigen Verbrecher gestrickt waren. Aber er war optimistisch: Schlimmer als in München würde es schon nicht werden.
    Auch die Schulleitung in Person des Direktors konnte ihm nicht weiterhelfen, was den Aufenthaltsort von Frau Ledang betraf. Immerhin überließ er ihm freundlicherweise ein Foto und die Personalakte der Lehrerin. Haderlein ging nach unten in den Keller, um sich mit dem Hausmeister, Herrn Schurig, zu treffen. So wie die Dinge standen, war er der Letzte, der Petra Ledang lebend gesehen hatte.
    Roland Schurig stand an seiner Werkbank und beschäftigte sich mit einem Stück grauem Abflussrohr, das er in seinen Schraubstock geklemmt hatte. Haderlein klopfte gegen die Innenseite der geöffneten Werkstatttür, woraufhin der Hausmeister erschrocken herumfuhr.
    »Haderlein, Kriminalpolizei Bamberg«, stellte er sich dem Hausmeister vor und zog seinen Ausweis aus der Tasche. Sofort wurde der Gesichtsausdruck Schurigs unterwürfig und seine Haut blass, als ob der Kommissar gekommen wäre, um ihn auf der Stelle mitzunehmen.
    »Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, ich hab Sie gar nicht kommen hören.« Hektisch putzte er seine eingefetteten Hände an seinem Blaumann ab. »Der Herr Direktor hatte mir ja schon gesagt, dass Sie vorbeischauen wollen. Hier, bitte, wenn Sie sich setzen möchten.« Eilfertig schleppte er zwei rote Klappstühle aus Plastik herbei und bot einen davon dem Kommissar als Sitzplatz an. Misstrauisch nahm Haderlein auf dem lidschäftigen Gestühl Platz, das wider Erwarten seinen Zweck erfüllte. Schurig ließ sich ihm gegenüber nieder, seine Hände hatte er jetzt leidlich gesäubert, und schaute Haderlein schon etwas entspannter an.
    »Keine Angst, Herr Schurig, ich bin nur hier, um Sie als Zeugen zu befragen. Sie sind kein Beschuldigter, das nur zu Ihrer Beruhigung.«
    Sofort kehrte etwas Farbe in Schurigs Gesicht zurück. Wahrscheinlich hatte er noch nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt, dachte sich Haderlein leicht amüsiert.
    »Also, wann haben Sie Frau Ledang das letzte Mal gesehen?«, begann der Kommissar seine Befragung.
    Schurig setzte sich gerade und aufrecht hin wie ein Schüler der ersten Klasse. Als er zu sprechen anfing, klang er so, als würde er auswendig einen Schulaufsatz vortragen. »Das war am letzten Schultag, Freitag vor

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