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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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einen Zettel mit einer Nachricht für die Lehrerin hinterlassen. Sie sollte sich umgehend bei der Polizei melden, falls sie zurückkäme. Gleiches teilte er auch der Vermieterin mit, dann verabschiedete er sich, schwang sich in seinen Alfasud und fuhr zurück zur Dienststelle.
    »Na, was grübeln Sie denn so, mein lieber Haderlein?«, fragte Robert Suckfüll mit väterlichem Ton in der Stimme, obwohl der Chef der Bamberger Kriminalpolizei fast fünf Jahre jünger war als sein dienstältester Mitarbeiter. Haderlein war tatsächlich in Gedanken versunken gewesen und schrak auf. Nachdenklich schaute er seinen Chef an und fragte sich, ob er ihn wohl jemals restlos verstehen würde. Manchmal glaubte er es, aber im nächsten Moment kam Suckfüll wieder mit einer Aktion um die Ecke, die Haderlein doch stark zweifeln ließ. Wie konnte ein hochintelligenter Mensch nur so fern der Realität existieren? Er seufzte tief.
    Fidibus dachte nicht im Entferntesten daran, dass dieser Seufzer womöglich ihm und seinem gewöhnungsbedürftigen Umgang mit dem Leben gegolten haben könnte. Stattdessen vermutete er eine fallbedingte Seelenschwere Haderleins und dass sein bester Mitarbeiter vielleicht etwas emotionalen Beistand gebrauchen könnte. Fünf Leichen, vier davon seit Jahren im Boden vergraben, das kam nicht alle Tage vor.
    »Können Sie mir noch etwas über diesen Josef Simon erzählen?«, fragte Haderlein plötzlich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sie kennen doch schlichtweg jeden und alles auf dieser Welt, Chef. Also, was war der Simon für ein Mensch?«
    Suckfüll blies kurz die Backen auf. Der Mann konnte aber auch Fragen stellen. Als ob er mit jedem seiner damaligen Studienkollegen intim gewesen wäre. Aber bitte, immerhin hatte er das Opfer leibhaftig gekannt. »Ich habe Josef während unseres Studiums an der Universität in Bayreuth kennengelernt. Er hatte bereits ein Studium in Bamberg hinter sich, ich glaube, es war Betriebswirtschaft.«
    »Dann war er ein paar Jahre älter als die anderen?«, warf Haderlein fragend ein.
    Fidibus schüttelte den Kopf. »Das hätte er im Normalfall sein müssen, da haben Sie recht. Aber Josef Simon war hochbegabt und hatte sowohl in der Schule als auch im Studium Klassen und Semester übersprungen. Er war sogar jünger als manche seiner Studienkollegen in Bayreuth, die frisch vom Wehrdienst kamen. Zudem war er ehrgeizig wie sonst keiner. Er wollte immer der Beste sein.«
    »Und, war er es?«, fragte Haderlein.
    Suckfüll legte den Kopf etwas schief und betrachtete nachdenklich seine Zigarre in der Hand. »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht genau. Zumindest hat er sich immer so aufgeführt, als ob er es wäre. Ich hatte nie großen persönlichen Kontakt zu ihm, weiß aber, dass ich ihm in mindestens zwei Fächern absolut ebenbürtig war. Das hat allerdings eher dazu geführt, dass er mich gemieden hat, wenn wir uns einmal zufällig über den Weg gelaufen sind. Um es kurz zu machen: Wir waren uns nicht sonderlich sympathisch.« Fidibus war auf seinem Stuhl nach unten gerutscht, sein Blick schweifte nachdenklich in die Ferne.
    »Und haben Sie nach dem Studium noch etwas von Ihrem Kommilitonen gehört?«, fragte Haderlein.
    »Nicht mehr viel, nur das, was einem in Juristenkreisen eben so erzählt wurde. Aus den Augen, aus dem, äh, Sie wissen schon, was ich meine, Haderlein«, verhaspelte sich Fidibus und streckte sich in seinem Stuhl. »Simon ist recht schnell bei Silverman Sachs in den USA gelandet und dort ein ziemlich hohes Tier geworden. Allerdings hat man ihn nie in der Öffentlichkeit gesehen. Ich glaube, er war eher der Typ, der im Hintergrund die Fäden zog. Was ich sicher weiß, ist, dass er regelmäßig alle zwei Jahre zu Pfingsten in seine Heimat zurückgekehrt ist, um seine alten Verbindungskameraden vom Coburger Convent zu besuchen. Das war wohl das stärkste Band, das ihn immer wieder in seine alte Heimat zog. Im Übrigen sind meinem Wissen nach mehrere aus dem Dunstkreis der Burschenschaft mit Simon in die USA gegangen und haben dort ihr Glück gemacht. Aber fragen Sie jetzt nicht nach, Haderlein, mit diesen Bruderschaften und Verbindungsleuten hatte ich noch nie etwas am Hut. Außerdem war ich nie der gesellige Typ, wenn ich ehrlich bin.«
    In der Tat, das konnte sich Haderlein sehr gut vorstellen. Fidibus mit Ordensband und Verbindungskäppi auf dem Kopf, dazu noch angeheitert grölend unter lauter Kameraden? Das eher nicht.
    »Glauben Sie denn, unsere

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