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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Studentenzeit hat irgendetwas mit dem Fall zu tun, mein lieber Haderlein?«, fragte Suckfüll aufgeregt. »Könnte es sein, dass ein alter Studentenstreit hinter alldem steckt?«
    »Ich glaube gar nichts«, sagte Haderlein bestimmt. »Der Mann ist gestern in aller Öffentlichkeit mit einem Pfeil hingerichtet worden. Anscheinend war der Mord so geplant, jeder sollte es sehen. Da war kein heimlicher Auftragskiller unterwegs, nein, die Art des Mordes sollte ein Zeichen, eine Botschaft sein, für wen auch immer. Wenn wir den Grund für die Verwendung dieser ungewöhnlichen Mordwaffe herausfinden, dann sind wir wahrscheinlich schon ein großes Stück weiter.« Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und wusste, dass er soeben ein großes Wort sehr gelassen ausgesprochen hatte. Was sollte das für ein Grund gewesen sein? Er hatte keine Ahnung, noch nicht einmal einen Verdacht.
    »Na, dann werde ich mich mal wieder meinem Büro zuwenden«, sagte Fidibus und erhob sich aus seinem Stuhl. »Das ist übrigens das Glück der Ertüchtigten, das Sie jetzt brauchen, mein lieber Franz«, sagte er im Vorbeigehen noch zu Haderlein, der aber schon nicht mehr hinhörte.
    Die Sekretärin der Dienststelle, die, um einen bekannten Herrenwitz zu zitieren, sehr gut ein Dirndl ausfüllen konnte, hörte sich am Telefon die ganze Geschichte an. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Sache ernst nehmen sollte, über die Feiertage meldeten sich gern schon mal Spinner, die sich wichtig machen wollten und mit einem gefakten Anruf bei der Polizei die Langeweile aus ihrem Leben zu vertreiben suchten. Doch die junge Frau klang nicht wie eine Spinnerin, zudem hatte sie ihre Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Es wurde Zeit, dass sich einer der Profis damit beschäftigte. Sie winkte den Kommissar herbei, der ihr gerade am nächsten stand, Kriminalkommissar Franz Haderlein. Der Oberbayer mit seiner unerschütterlich korrekten Art und vor allem mit seinem Einfühlungsvermögen war für so eine Situation bestimmt bestens geeignet.
    »Was gibt’s denn?«, wollte Haderlein wissen.
    »Da ist eine junge Frau aus Scheßlitz dran. Sie behauptet, bei ihr sei ein vermisstes Mädchen aufgetaucht, das aber nicht redet. Wir möchten doch kommen und es zu seinen Eltern bringen. Kannst du das übernehmen, Franz? Die anderen Herrschaften sind grad alle auswärts beschäftigt.«
    Franz Haderlein musste lächeln. Na gut, es war Pfingstsamstag, er hatte Dienst, warum also nicht nach Scheßlitz fahren? Da konnte er endlich mit seinem neuen Wagen auf die Strecke gehen. Sein Alfasud, den er jahrelang besessen hatte, war vom Rost so zerfressen gewesen, dass jeder TÜV -Beamte ihn für wahnsinnig erklärt hätte, hätte er ihn behalten wollen. Also hatte er sich für einen nagelneuen Mitsubishi Spacerunner entschieden. Das Modell war gerade neu auf dem Markt. Kompakt, aber trotzdem geräumig. Für seinen Geschmack genau das Richtige. Es würde dem Wagen guttun, bewegt zu werden. »Wenn du mir sagst, wie ich am besten fahr, gern«, sagte er, während er seine dunkle Lederjacke überstreifte. »Ich war da noch nie.«
    Marina Hoffmann grinste. Ach, dieser arme Oberbayer. Schon so lange in Bamberg, aber Gügel und Giechburg hatte er noch nicht gefunden. Da hatte er was verpasst. »Also, Franz«, begann sie gönnerhaft, »da fährst du so …«
    Sie erklärte ihm die Strecke, so gut sie konnte, dann machte sie Schluss. Eigentlich hatte sie schon seit zwanzig Minuten Feierabend und eine sehr wichtige Verabredung. Ein Tête-à-Tête mit einem jungen Imker aus Leibarös. Der schien wirklich ein Süßer zu sein, freute sie sich, während Haderlein bereits die Tür des Büros hinter sich zugeschlagen hatte.
    »Und jetzt?«, fragte Lagerfeld mürrisch, als das Schulterblatt an der Wand hing.
    »Jetzt kommen Sie einmal zu uns«, meinte Siebenstädter, der mit Huppendorfer etwa zehn Meter entfernt am ersten Tisch mit Gerippe stand. Darunter holte der Professor einen länglichen Stoffsack hervor, aus dem er zwei Federkappen zutage förderte, wie er selbst schon eine auf dem Kopf trug. »Aufsetzen«, befahl der Professor kurz und lapidar.
    Lagerfeld meinte, so etwas wie Erregung bei dem sonst so kalt und zynisch wirkenden Gerichtsmediziner erkennen zu können. Widerwillig zog er sich die Federkappe auf den Kopf. Dass er das überhaupt mitmachte, das war doch wohl wirklich lächerlich. Irgendwann würde irgendwer Siebenstädter den Garaus machen, und es würde ihn nicht verwundern, wenn bei

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